L`école des artistes cirquistes
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 Zirkus Zitkala

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Nael Nakai

Nael Nakai


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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySo Mai 03, 2020 3:11 pm

Ich war froh als ich wieder zu Maike ins Krankenhaus konnte - etwas von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es sagen würde. Eigentlich hasste ich ja Krankenhäuser. Aber unser Tiny House fühlte sich ohne Maike einfach komisch an. Mal abgesehen davon, dass es mich die ganze Zeit an mein Versagen erinnerte. Und der Zirkus erinnerte mich auch an den Streit mit Keanu, auch nicht wirklich etwas über das ich nachdenken wollte. So machte ich mich am anderen Morgen bald auf und kam gerade ins Zimmer, als der Arzt bei Maike war. Ich wartete geduldig bis er ging und bekam dabei das ein oder andere mit, ob sie jetzt aber schon gehen durfte oder nicht, konnte ich daraus aber nicht abschätzen. Deshalb war meine erste Frage als wir alleine waren, dann auch sofort ob es gute Nachrichten gegeben hätte. Und die gab es tatsächlich, anscheinend durfte ich meinen Engel gleich mitnehmen. Aber sie wollte sich erst noch umziehen. "Dann trifft es sich ja gut, dass ich die hier dabei hab", antwortete ich lächelnd und reichte ihr einen Stapel mit ihren Kleidern.

Sie verschwand damit im Badezimmer und während ich auf ihre Rückkehr wartete, kam auch schon eine Schwester mit Ihren Entlassungspapieren. Das ging nun ja wirklich fix! Ich war froh, dass es so war. Das war nochmals ein Zeichen, dass es nichts allzu Schlimmes gewesen war. Sonst hätten sie sie bestimmt nicht so bald wieder gehen lassen. Maike kam zurück und ich hielt die Papiere hoch: "Ready to go?" Sie nickte und griff nach dem Rucksack, welchen ich jedoch sofort an mich nahm. Ich legte ihn über meine rechte Schulter und bot ihr meinen linken Arm zum einhaken an. Auf dem Weg zum Auto machten wir immer wieder kleine Pausen, weil Maike echt noch schwach war und ich war die ganze Zeit an ihrer Seite. Als wir dann schliesslich vom Parkplatz bogen, zog Sie ihr Handy hervor und ich wurde an etwas erinnert, dass ich ihr eigentlich schon gestern hatte sagen wollten. "Vielleicht solltest du deine Eltern anrufen. Ich hab ihnen keinen Bescheid gegeben, weil ich selber ja nicht mal wusste was los war und sie nicht beunruhigen wollte mit einem Anruf à la 'Maike liegt im Krankenhaus, ich hab aber überhaupt keine Ahnung wie schlecht es ihr geht und was passiert ist'", erklärte ich ihr und hoffte, dass sie es mir nicht allzu übel nehmen würde.

Wir waren kurz vor dem Zirkus, als mein Engel dann noch sagte, dass Keanu für Essen sorgen würde und sie gerne die Zeit, die sie ausserhalb des Betts hatte, damit verbringen möchte auch die Anderen zu sehen. Ich nickte wortlos. Wenn ich ehrlich war, gab es einen grossen Teil von mir, der meinen Bruder auch sehen wollte. Aber da war ein mindestens genauso grosser Teil, der noch sauer auf ihn war und auch etwas Angst davor hatte, dass es wieder so unangenehm kalt zwischen uns sein würde. Dennoch - Maike konnte ich keinen Wunsch abschlagen, schon gar nicht in ihrem jetzigen Zustand. So begleitete ich sie nachdem wir angekommen waren zu Keanu's Wohnwagen. Wir hatten gerade mal angeklopft, da stand auch schon Sara hinter der Tür und begrüsste uns. Sie umarmte meine Freundin vorsichtig und legte mir eine Hand auf die Schulter. Mein Körper verspannte sich und ich presste meinen Kiefer zusammen. Die Sache mit Maike und Keanu hatte mich ziemlich mitgenommen und einige alte und neue Wunden aufgerissen. Und in diesem Zustand hatte ich überhaupt kein Bedürfnis angefasst zu werden. Maike's Berührungen gingen gerade noch, aber dann war auch schon fertig. Dennoch sagte ich nichts, ich wollte Keanu nicht noch mehr verärgern. Auch auf ihren Kommentar dazu, dass ich schon besser aussehen würde, ging ich nicht ein.

Mein Bruder erschien hinter ihr, als sie uns gerade erklärte, dass es Taboulé und Grillkäse geben würde und dass der Tisch draussen schon gedeckt war. Er umarmte Maike ebenfalls und fragte nach ihrer Befindlichkeit. Dann sah er mich an und nickte mir leicht zu. Auch aus meinem Mund kam ein leises "Hi" als ich ihn ansah. Wenn ich heute besser aussah, dann sah er schlechter aus. Irgendwie erschöpft oder gestresst. Doch bevor ich es überhaupt richtig deuten konnte, war er schon wieder in der Küche verschwunden und ich führte Maike zum Esstisch. Wir nahmen alle Platz und Keanu brachte kurz darauf auch noch den Grillkäse. Während dem Essen wurde Maike noch etwas dazu ausgefragt, was die Ärzte denn gesagt hatten und wann sie wieder Trainieren durfte. Ich hörte nur mit einem Ohr zu, meine Gedanken waren an einem anderen Ort. Da waren so viele Dinge, die mir aktuell durch den Kopf schwirrten: Die Sache mit Maike. Die Tatsache, dass die Entscheidung, niemals heiraten zu wollen, andere Konsequenzen mit sich brachte, die ich bisher nie bedacht hatte. Der Streit mit Keanu. Die Auswirkungen dessen auf die Show, schliesslich konnten wir uns ja nicht ewig aus dem Weg gehen.

Als dann alle fertig waren, meldete ich mich freiwillig für den Abwasch und verzog mich mit dem Geschirr in Keanu's Küche. Ich musste einfach einen Moment mit meinen Gedanken alleine sein, ohne dass mich irgendjemand ständig anstarren oder ansprechen konnte. Als alles abgewaschen und getrocknet war, verstaute ich das Geschirr - zumindest das von dem ich wusste wo hin es gehörte. Ich hatte gerade den letzten Teller in den Schrank gelegt, als Keanu auch in den Wohnwagen trat. "Ich weiss, dass es aktuell grad echt nicht optimal ist, aber ich denke wir sollten trotz allem heute Nachmittag vielleicht eine Stunde oder Zwei trainieren... Schliesslich geht die Show ja weiter. Was meinst du?", brachte ich schliesslich heraus, nachdem wir uns eine Minute still angeschaut hatten.

Nach dem kurzen Gespräch mit Keanu ging ich wieder nach Draussen und brachte Maike zu unserem Tiny House hinüber. "Ich hab gestern alle Kisten ausgepackt, bis auf die eine mit deinen persönlichen Sachen. Vielleicht kannst du dich ja auf die Couch legen und mir sagen, welches Bild ich wo aufhängen soll?", schlug ich vor als ich die Tür öffnete und wir Beide hinein gingen. "Natürlich nur, wenn du nicht zu müde bist", fügte ich dann schnell noch an und schloss die Tür wieder hinter uns.
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Maike Debbler

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySo Mai 03, 2020 6:21 pm

Auf dem Rückweg gestand Nael mir das er meine Eltern noch nicht darüber informiert hatte das ich im Krankenhaus war. Da ich damit bereits gerechnet hatte, war ich ihm gewiss nicht böse. So hätte ich es wahrscheinlich auch gemacht. "Jetzt wo mein Kopf wieder auf einem guten Weg des Normalzustandes ist, habe ich mitgedacht und ihnen bereits geschrieben das ich mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus war. Ich bin mir sicher das der Anruf bald folgen wird." Ich schaute zu Nael und war froh ihn zu haben. Dennoch kannte ich ihn gut um in seinen Zügen lesen zu können das es nicht wirklich alles okay bei ihm war. Am liebsten würde ich ihm diese Sorgen und diese Wut nehmen, doch das konnte ich nicht und ich musste auch bereifen das es nicht immer ging. Oft ging es doch schief wenn ich mich versuchte einzumischen.

Noch bevor wir überhaupt beim Zirkus ankamen schrieb ich Keanu und fragte ihn ob er bereit wäre für uns etwas zu kochen. Keanu war natürlich so lieb und tat es, doch Nael war nicht wirklich begeistert das es gleich zu seinem Zwillingsbruder ging. Es musste zwischen ihnen wirklich eskaliert sein. So kannte ich die beiden wirklich nicht. Es war seltsam überhaupt einen solchen Streit zwischen ihnen erleben zu müssen. Bis jetzt war es doch eher so das sie immer füreinander da gewesen waren. Die Vorstellung das es nun nicht mehr so sein sollte war nicht denkbar, leider aber wohl aktuell ziemlich real.

Wir parkten mit dem Wagen und machten uns auch sogleich auf den Weg zu den Beiden. Die Begrüßung fiel meiner Seits ziemlich herzlich aus und ich schloss beide in meinen Arm. Sehr dankbar war ich dafür das sie sich um mich Sorgen machten. Ich wusste genau das ich mich auf die Beiden verlassen konnte. Sie waren meine neue Familie. Keanu hatte alles für uns hergerichtet und ich war wirklich Erfreut über das Essen welches Keanu uns draußen servierte. "Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr ich mich darauf aktuell freue. Das Essen im Krankenhaus schmeckt einfach nach rein gar nichts."

Wir redeten noch ein wenig über das was der Arzt gesagt hatte und auch wenn Nael gar nicht wirklich anwesend war, so konzentrierte ich mich etwas mehr auf die Anderen. Als alles soweit gegessen war meldete sich Nael freiwillig um etwas alleine sein zu können. Ich lehnte mich zurück und schaute Nael noch ein kleinen wenig zu bis er ganz verschwunden war. Vielsagend schaute ich zu Sara. Ich wusste nicht was sie genau von diesem Streit wusste, doch auch sie spürte das es zwischen den Jungen gewaltig schief lief. Die jüngere Maike hätte nun einige Ideen und Pläne gehabt um sich gleich in eine Lösung des Problemes zu stürzen. Die ältere Maike weiß nun das es nicht wirklich eine gute Idee ist. Die Sachen mussten sich hin und wieder von ganz alleine lösen. Wie oft hatte ich schon nicht auf das Gehört was Nael mir gesagt hatte und wie oft war danach der Ärger nur noch größer geworden. Alles was ich anbieten konnte war ein offenes Ohr wenn sie es brauchen würde. Keanu ging schließlich doch in den Haus und schaute nach dem Rechten. "Das wird wieder.", versuchte ich Sara mut zu machen und natürlich galt das ganze auch mir. Ich brauchte in dieser Situation auch noch ein wenig mehr Mut. Die nächsten zwei Wochen würde ich ziemlich ruhig mich verhalten müssen und wenn Nael die gesamte Zeit so verschlossen sein würde, dann wäre es schwer zu ertragen.

Als Nael zurück kam verabschiedete ich mich von dem beiden mit einem dicken Dankeschön und ging so mit meinem Freund zurück zu unserem kleinen Häuschen. Dort setzte ich mich auf dem Sofa ab und war froh wieder hier sein zu können. Nael schlug vor das ich mich hinlegen könnte und er meine Kiste auspacken würde. Er selber hatte das bereits gestern gemacht und wo er es sagte sah ich die ein oder andere Kleinigkeit. Ich musste daran denken das auch ich das bereits getan hatte und schließlich alles wild zurück in den Koffer gepackte hatte. Es wäre sicherlich klug wenn ich es ihm vorher sagen würde. "Ich hatte vor ein paar Tagen bereits angefangen damit, doch dann aus puren trotz wie ein kleines beleidigtes Kind wieder zurück gepackt. Vielleicht lag es ja auch daran das ich es gerne mit dir zusammen machen würde. Als ich bin mit einer Idee einverstanden."

So verbrachten wir dann schließlich einiges an Zeit damit alles zu sortieren und von A nach B zu schleppen. Naja wobei ich viel mehr auf den Sofa lag und Nael und ich uns absprachen wo was genau hin konnte. Als er sich schließlich zu mir aufs Sofa setzte drehte ich mich so das ich mich an ihn kuscheln konnte. Einen dicken Kuss gab es für seine fleißige Art auch noch. "Danke das du das gemacht hast. Nun ist es noch ein kleines bisschen mehr wie zu Hause." Ich nahm seine Hand in meine und verschränkte unsere Finger miteinander. Ich dachte an den Streit den er mit Keanu hatte. "Wenn du magst, dann kannst du gerne mit mir über das zwischen Keanu und dir reden. Ich habe ein offenes Ohr für dich."
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Keanu Nakai

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptyMo Mai 04, 2020 7:22 pm

Sara ging mit Nael und Maike zum gedeckten Esstisch. Ich legte den Käse in die Bratpfanne und wartet. Bis er gut war. Dann legte ich sie auf einen Teller und ging mit dem Taboulé in der einen und dem Teller mit Käse in der anderen Hand ebenfalls zum Esstisch. Ich stellte die Schüssel und den Teller auf den Tisch und setzte mich neben Sara. Maike schien sich über das Essen zu freuen und das freute mich wiederum. Nael seinerseits reagierte nicht gross. So empfand ich es auch nicht als nötig, ihn gross miteinzubinden. Stattdessen sprachen Maike, Sara und ich miteinander. Sie brachte uns auf den aktuellsten Stand bezüglich ihrer Gesundheit und der weiteren Rehabilitation. Als wir fertig gegessen hatten, meldete sich Nael gleich, um den Abwasch zu machen. Er wollte wohl allein sein. Und ich hatte nichts dagegen, wenn der Abwasch schon gemacht wäre. Dennoch folgte mein Blick Nael. Wieso war es so kalt zwischen uns? Warum hatte niemand dem Anderen etwas zu sagen? Warum konnte nicht einer von uns über seinen Schatten springen? Ich wendete meinen Blick von der Tür hinter welcher Nael verschwunden war ab und liess ihn über die Dächer der Tiny Houses schweifen. So sehr ich diesen Streit zwischen mir und Nael hasste… so genau wusste ich dennoch, dass ich nicht so tun konnte, als wäre nichts passiert. Zu sehr hatten mich seine Worte getroffen und verletzt. Und auch wenn ich Nael schon oft in den Vordergrund gerückt hatte und mich selbst dabei in den Hintergrund, um ihm gerecht zu werden, merkte ich, dass dies gerade nicht möglich war. Aus welchem Grund auch immer. Meine Gedanken flatterten unaufhaltsam. Und doch tut der Streit selbst so weh wie die Worte, die er mir an den Kopf geworfen hatte. Ich stand langsam auf und folgte Nael in die Küche.

Nael versorgte gerade noch den letzten Teller im Schrank, als ich hinein ging. Ich stellte mich an die Küchenzeile und betrachtete Nael wortlos. Wieder hämmerten so viele Gedanken in meinem Kopf. Ich konnte nicht sagen, wie lange wir uns gegenseitig wortlos anschauten. Doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Nael unterbrach das Schweigen: «Ich weiss, dass es aktuell grad echt nicht optimal ist, aber ich denke wir sollten trotz allem heute Nachmittag vielleicht eine Stunde oder Zwei trainieren... Schliesslich geht die Show ja weiter. Was meinst du?» Ich seufzte leise. Ich weiss nicht womit ich gerechnet habe… Vielleicht hatte ich auf eine Entschuldigung gehofft. Doch das konnte ich mir wohl aus dem Kopf schlagen. Also nickte ich «Klar… The Show must go on… Und daran ändert ein kleiner Streit nichts. Heute so gegen 5 im Zelt?» beim Wort «kleiner» verzog ich einen Moment unweigerlich das Gesicht. Es fühlte sich in keinster Weise nach einem kleinen Streit an. Eher nach einem Tornado in meiner Familie. Aber wieder überschwappte mein Stolz. Nael sollte nicht sehen, wie sehr er mich verletzt hatte. So hatte ich meine Mimik gleich wieder im Griff. Aber er hatte schon recht, wir mussten trainieren. Und vielleicht gab es ja dort eine Möglichkeit wieder Frieden zu schliessen… Nael nickte und so war unser Training für heute Abend abgemacht. Er verliess das Haus wieder und ich folgte ihm.

Maike und Nael verabschiedeten sich von uns, wobei Maike sich nochmal ganz süss bedankte für das Essen, und gingen dann zu ihrem Häuschen. Ich atmete tief durch, stellte mich hinter Sara und massierte ihren Nacken etwas. Dann legte ich meine Lippen auf ihren Hals und küsste sie. «Ich werde wohl nachher nochmals in den Arbeits-Wohnwagen gehen. Ich habe da ziemlich was auseinander genommen, das ich wieder sortieren sollte…» . Sara drehte sich um die eigene Achse und legte ihre Arme um mich. Ich sah in ihrem Blick, dass sie mich nicht gleich wieder gehen lassen wollte. Verständlich, Sie hatte nicht wirklich viel von mir die letzten Tage. Und auch heute hatte ich mich schon früh hinter der Arbeit verschanzt. Also lächelte ich sie an und meinte: «Aber wenn du möchtest bleibe ich natürlich noch ein wenig bei dir.» Sanft küsste ich sie erneut, diesmal auf ihre vollen Lippen.

Wir hatten uns zusammen für einen Spaziergang in den kleinen Wald entschieden. Hand in Hand liefen wir nebeneinander her. Der Streit mit Nael und wie wohl unser Training heute laufen würde führten noch immer zu einem Knoten in meinem Magen. Mir war bewusst, dass wir für unsere Akrobatikübungen einander zu 150% vertrauen mussten. Sonst würde wohl alles woran wir bisher gearbeitet hatten in die Hose gehen. Wieder zog sich der Knoten in meinem Magen fester zusammen. Was wenn wir unseren Streit nicht lösen konnten? War überhaupt an einen Auftritt zu denken so? Hätte es einen Sinn? Oder wäre der Auftritt komplett zum Scheitern verurteilt? Wieder pochte es in meinem Kopf. Ein leichter Druck an meiner Hand holte mich aus meiner Gedankenspirale heraus. Sara hatte meine Hand aufmunternd gedrückt. Ich versuchte sie anzulächeln und entschuldigte mich : «Sorry mein Sonnenschein… Ich sollte dich nicht während unserer gemeinsamen Zeit so anschweigen. Meine Gedanken kreisen bloss wieder…» Ich hob meine Hand, die ihre hielt hoch und drückte einen Kuss auf ihre Hand.
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Sara Visconti

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySo Mai 17, 2020 2:22 pm

Die gemeinsame Zeit genoss ich in vollen Zügen, doch ich merkte, das Keanu nicht ganz da war. Er dachte wahrscheinlich wieder an den Streit mit seinem Bruder. So gerne würde ich ihm helfen, etwas von seiner Last abnehmen können, doch Maike hat wohl recht, als sie sagte das das alles wohl wieder wird. Was ich ihm im Moment geben kann und auch werde, ist der Halt den er denke ich braucht und auch das Gefühl das ich definitiv hinter ihm stehe. Nach einiger Zeit des Schweigens drückte ich sanft seine Hand und sah ihn aufmunternd an. Mit dem Versuch mich anzulächeln sagte er "Sorry mein Sonnenschein… Ich sollte dich nicht während unserer gemeinsamen Zeit so anschweigen. Meine Gedanken kreisen bloss wieder…". Er küsste meine Hand und ich lächelte ihn an. "Schon okay, ich versteh es doch. Du weißt das ich für dich da bin wenn du mich brauchst." Vorsichtig entzog ich meine Hand seiner um ihn zärtlich über die Wange zu streicheln und ihn kurz darauf einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Das wird schon wieder, sie können sich nicht ewig so kühl behandeln. Wieder nehme ich seine Hand und ziehe ihn langsam weiter, damit wir mal von der Stelle kommen. Vielleicht hilft das Training ja die beiden wieder aufzutauen. Und falls nicht, überlege ich mir etwas, um meinen Schatz etwas aufzumuntern Wink .
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Nael Nakai

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySo Mai 17, 2020 8:36 pm

Ich war erleichtert und gleichzeitig auch besorgt als Kenau einwilligte gegen 5 Uhr gemeinsam zu trainieren. "Klar, 5 ist gut", erwiderte ich und nickte leicht, bevor ich den letzten Teller verstaute und ging dann an ihm vorbei wieder nach Draussen. Mein Engel sass noch mit Sara am Tisch, doch als sie uns kommen sah, erhob sie sich und wir verabschiedeten uns von den Beiden. Ich war wieder ziemlich still und das blieb auch so, bis wir bei unserem Häuschen ankamen, wo ich dann vorschlug, dass wir gemeinsam die letzten Kisten auspacken konnten. Naja, ich würde mich um das Auspacken kümmern und sie würde auf der Couch liegen können und mir einfach sagen könne, wo was hin musste.

Sie war damit einverstanden, allerdings gab sie zuerst noch zu, dass sie die Kisten bereits vor ein paar Tagen ausgepackt hatte aber dann auch purem Trotz wieder zurückgepackt hatte. Als sie das sagte, schluckte ich einmal schwer, liess mir jedoch nichts weiter anmerken. Aber die Tatsache, dass sie ihre Kisten wieder gepackt hatte - vermutlich nach unserem Streit - liess den Gedanken in meinem Kopf entstehen, dass ich sie mit meinem Verhalten beinahe komplett verloren hatte. Dass sie kurz davor gewesen war, zurück nach Deutschland zu gehen. Und die Realisation dessen machte mir Angst. So etwas würde nie wieder passieren. Egal was kam, ich konnte sie nicht noch einmal so behandeln. Maike war hierher gekommen für mich. Sie hatte Ihre Familie und all Ihre Bezugspersonen für mich zurück gelassen. Es war jetzt meine Verantwortung auf sie aufzupassen und sicher zu stellen, dass sie glücklich war.

Ich öffnete die Tür für sie und ging sicher, dass sie bequem auf dem Sofa lag, bevor ich die Leiter hochkletterte und die erste von Maikes Kisten herunter nahm. Maike war wirklich gut darin, mir Anweisung zu geben und so kamen wir ziemlich schnell vorwärts. Als dann alle Kisten leer waren, war unser Häuschen schon ziemlich häuslich eingerichtet und auch ein paar Bilder die Maike von uns hatte waren schon an den Wänden aufgehängt oder aufgestellt.  Ich setzte mich zu Maike aufs Sofa und sie drehte sich so, dass sie sich an mich kuscheln konnte. "Danke das du das gemacht hast. Nun ist es noch ein kleines bisschen mehr wie zu Hause", bedankte sie sich bei mir und gab mir einen sanften Kuss. "Gerngeschehen. Jetzt sieht man, dass das hier unser Häuschen ist", antwortete ich lächelnd und gab ihr auch noch einen sanften Kuss.

Maike verschränkte ihre Finger mit meinen und sagte dann schliesslich, dass ich mit ihr über das sprechen konnte, was zwischen Keanu und mir passiert war. Sie hätte ein offenes Ohr für mich. Dieses Angebot war wirklich süss und ich schätzte es sehr. "Danke", erwiderte ich darauf hin und gab ihr noch einen sanften Kuss. Danach legte ich mich neben ihr aufs Sofa und Maike kuschelte sich an mich. Von meiner Stelle aus hatte ich einen guten Blick auf die Uhr, damit ich Keanu sicher nicht verpasste. Keanu... Der Gedanke an unser Training liess all die Dinge wieder hochkommen und irgendwie kamen die Worte aus meinem Mund bevor ich gross darüber nachgedacht hatte: "Keine Ahnung, ich hasse es mit Keanu zu streiten... Und ich weiss, dass ich ziemlich mies zu ihm war und dass er es nicht verdient hat. Aber ich hab auch echt 'ne harte Zeit damit mich zu entschuldigen weil das genau das ist, was ich mache seit wir wieder zusammen sind."

Meine Finger strichen durch ihre Haare während ich ihr meine Seite der ganzen Geschichte erklärte: "Seit Keanu und ich wieder zusammen sind, hab ich mich ständig bei ihm entschuldigt oder gerechtfertigt. Und Keanu hat ständig auf mich aufgepasst. Versucht mich vor meinen schlechten Entscheidungen und selbstzerstörerischen Tendenzen zu beschützen. Ich weiss, dass es meine Schuld ist und ich bin ihm auch echt dankbar dafür. Aber das Verhalten triggert mich... Versteh mich nicht falsch, ich hab mich echt gefreut zurück zu kommen und dir all das hier zu zeigen. Aber wieder hier - in Australien aber auch im Zirkus - zu sein, ist echt schwierig für mich. Ich werde konstant an Dinge erinnert, die ich lieber vergessen möchte und das macht es schwierig nicht in alte Muster zurück zu fallen. Und dann hilft es nicht wirklich, wenn Keanu und Chacka rumlaufen und mich genauso behandeln wie früher. Als ob ich nicht fähig wäre, Entscheidungen für mich selbst zu treffen", erklärte ich und gab ihr einen sanften Kuss auf den Kopf.

"Dass du hier bist, macht das Ganze schon viel einfacher", fügte ich dann noch an und zog sie etwas näher an mich. Es tat irgendwie richtig gut endlich mal mit jemandem darüber zu reden. Mit Keanu hatte ich die letzten Tage kaum sprechen können und auch sie war in den letzten Tagen einfach nicht fähig dafür gewesen, über so was zu sprechen.
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Maike Debbler

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptyMo Mai 25, 2020 4:37 pm

Wir hatten es uns auf dem Sofa gemütlich gemacht und ich lag dicht bei Nael. Immer wieder gab es einen Kuss für mich und ich musste wirklich sagen das ich unglaublich froh war das es wieder alles gut zwischen uns war. Jeden Kuss den ich von ihm bekam war wie Balsam und ich merkte einfach das er für mich da sein wollte. Genau das war auch meine Absicht und deshalb gab ich ihm auch genau das zu verstehen. Er sollte offen mit mir reden können. Es dauerte noch einen kleinen Moment, doch dann fing er an. Er meinte das es schwer war sich mit Keanu zu streiten und das er ziemlich gemeine Sachen zu ihm gesagt habe. Das Entschuldigen war dann wieder schwer für ihn. Das war genau das was er immer getan hatte und auch das er hier wieder im Zirkus war, ließ ihn an alte Erinnerungen zurück denken. Ich konnte das verstehen, vor allem weil er uns an der Edac schon gesagt hatte das er nicht im Zirkus arbeiten wollte. In meinem Kopf sah ich ihn mit den Mirco und den ganzen anderen Kids. Nur zu gut wusste ich das bei genau dieser Arbeit sein Herz aufgehen würde und nicht bei dem was der Zirkus ihm zu bieten hatte. Er war doch nur wegen mir und Keanu hier. Zudem hatte er sich auch mit dem einen noch gestritten. Chacka und Keanu ließen ihn so fühlen als würde er nichts auf die Reihe bekommen.

Es zog mich dichter an sich und es kam mir so vor als würde er es jetzt endlich geschafft haben sich alles von der Seele zu reden. Kurz überlege ich was ich antworten könnte. Doch ich wusste was in meinem Kopf gerade vor sich ging. "Du solltest irgendwann noch einmal das Gespräch mit Keanu und Chacka suchen. Ich meine wie sollen sie wissen was in dir vorgeht wenn du ihnen nicht genau das sagst? Schließlich sind sich sich nicht einmal wirklich bewusst was genau falsch läuft. Ich will nicht behaupten das es dann anderes werden würde, gerade weil du dir schon noch etwas anderes als Traumberuf vorstellen könntest. Doch sicherlich wird es genau hier leichter sich anfühlen." Meine Hand legte sich auf seinem Herz ab. So viele böse Gedanken brachten nichts. Doch noch eine Sache war in meinem Kopf und die musste ich ihm sagen. "Ganz vielleicht sind in deinem Leben auch einmal andere Menschen dran um sich zu entschuldigen. Dieser blöde Brief von deiner Mutter kommt mir nur immer wieder in den Kopf. Selbst wenn er es überhaupt nicht sollte. Vielleicht wollte sie sich entschuldigen und bekennt endlich einmal den unglaublichen Fehler den sie begangen hat. Dennoch kann ich verstehen wenn du nie wieder etwas von ihr hören möchtest. Meine Hand fährt von selber durch sein Haar und dann beuge ich mich zu ihm uns mir einen langen Kuss zu klauen.

Noch einen Kleinen Moment sitzen wir so zusammen und dann steht er auf. Mein Blick geht zur Uhr und ich frage was er vor hat. Schließlich meinte er das noch Training war. Meine Hand greift wie von selber seine und ziehe ihn noch einmal zu mir heran. "Das schaffst du schon mein Schatz.", gab ich ihn noch ein wenig mehr Mut und sah dann wie er noch schnell in Sportklamotten wechselte und weg war. Ich streckte mich einmal ausgiebig und dann musste ich einfach aufstehen. Zuerst wollte ich ein bisschen die Küche sauber machen und die Auflauf in die Müll schmeißen. Dieser wurde wohl nicht wirklich angerührt in den letzten Tagen. Schließlich entschied ih mich noch dazu gefüllte Paprika zu machen. Es dauerte keine halbe Stunde da spürte ich schon das ich ziemlich müde wurde und um ja nicht später Vorwürfe hören zu müssen, setzte ich mich noch besser wieder aufs Sofa. Ich nahm den Laptop und fing erst einmal an meiner Familie zu schreiben. Zudem wollte ich wissen wie es Tobi auf der Edac gefiel und was er gerade dort lernte. Danach legte ich den Laptop weg und schloss meine Augen wirklich nur kurz. Ohne wirklich zu merken verfiel ich schließlich in einen leichten Schlaf.
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Keanu Nakai

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySo Jun 07, 2020 4:12 pm

Sara versicherte mir, dass sie jederzeit für mich da war, wenn ich sie brauchte. Das freute mich. Natürlich wusste ich das bereits… aber es tat immer wieder gut das aus ihrem Mund zu hören und zu spüren. Sanft legte sie ihre Hand auf meine Wange und wir küssten uns sanft. Ehe ich mich versah hatte sie bereits meine Hand wieder gepackt und wir liefen nun etwas zackiger weiter. Wir kamen zur kleinen Lichtung und setzten uns auf einen Baum, der auf vom Boden her erreichbarer Höhe eine angenehme Gabelung hatte. Ich lächelte Sara an und meinte: «Ich bin froh, dass ich dich habe. Danke meine Süsse.» Dabei lächelte ich sie an und steckte ihr eine zuvor gepflückte Blume in die Haare. Wir sassen eine Weile auf der Astgabel und genossen die Zweisamkeit. Dann schaute ich auf die Uhr. Ich stellte fest, wie die Zeit verflogen war. Wenn ich noch etwas im Büro-Wohnwagen aufräumen wollte (und das sollte ich wirklich), dann musste ich mich schon bald beeilen, um pünktlich um 17:00 Uhr beim Training mit Nael erscheinen konnte. Sara schien meinen Blick auf die Uhr zu bemerkten und seufzte leise. Ich lächelte sie entschuldigend an und meinte: «Ich weiss Schatz… Aber ich sollte echt noch ein bisschen aufräumen, schliesslich bin ich nicht der Einzige, der das Büro benutzt.» Sie lächelte mir zu, was ich als Verständnisvoll beurteilte. Ich sprang vom Baum und hielt Sara meine offenen Arme entgegen, um sie aufzufangen. Mir war klar, dass sie das in keiner Weise benötigte. Schliesslich war sie in der Manege regelmässig in deutlich höheren Lüften unterwegs. Dennoch sprang sie in meine Arme und ich fing sie auf. Gemeinsam liefen wir etwas schneller zurück. Vor meinem Häuschen verabschiedeten wir uns mit einem Kuss und ich versprach ihr, dass ich am Abend zu ihr kommen würde.

Dann schlenderte Sara davon, ich zog mich drinnen kurz um sodass ich mit der Trainerhose und dem Sportshirt direkt bereit war für unser Training. Ich packte mir eine Wasserflasche ein und machte einen kleinen Sprint zum Büro-Wohnwagen. Dort nahm ich die heute Morgen mehr oder weniger zufällig zusammengelegten Stapel wieder auseinander und begann sie strukturiert zu ordnen. Als ich dann alle nach Datum sortiert hatte, legte ich sie ordentlich in Mäppchen ab und legte sie anschliessend in mein Fach.

Als ich auf meine Uhr schaute, war es bereits 17:00 Uhr. Ich fluchte leise, packte meine Wasserflasche, verliess den Wohnwagen, schloss ab und rannte zur Manege wo ich mit Nael abgemacht hatte. Er stand bereits da und ich sprintete auf ihn zu. Neben ihm bremste ich meinen Schritt ab und schaute zu ihm. «Es tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich war noch im Büro… Eigentlich wollte ich dich nicht warten lassen.» Seit langem schaute ich ihn wieder einmal direkt an. So gerne hätte ich mich noch weiter entschuldigt. Doch wiederum sträubte sich mein Innerstes dagegen. Nach wie vor war ich zu verletzt. Aber mir war auch bewusst, dass ich ihn verletzt hatte. Ich sah wie auch Nael mich direkt ansah. Ging es ihm wohl gleich? Vielleicht war ich auch mit meinem Zwillingsbruder so beziehungsunfähig wie er es mir generell vorwarf… Bevor einer von uns etwas Weiteres sagen konnte, machte ich einen weiteren Schritt auf ihn zu und legte meinte Arme um ihn. Es war noch nicht gut zwischen uns… das spürte ich. Aber ich konnte ihn nicht mehr so ignorieren wie ich es bisher tat. Und ich konnte nicht mehr damit umgehen, dass er mich so ignorierte. Das Ganze fühlte sich noch fast schlimmer an, als damals als wir als Jungs getrennt wurden. Denn nun war es unsere Entscheidung und nicht eine Entscheidung von aussen. Ich verlangte auch gar nicht, dass es sofort wieder gleich werden würde wie vor unserem Streit. Mir war bewusst dass die Worte von beiden Seiten nicht ungeschehen gemacht werden konnten und dass sie bei beiden etwas verändert hatten. Aber zumindest soweit, dass wir wieder normal miteinander umgehen konnten… Ich drückte ihn fest an mich und ich spürte, wie auch Nael langsam seine Arme um mich legte. Als wir uns wieder los liessen, hielten wir uns gegenseitig an den Schultern und schauten uns tief in die Augen.
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Nael Nakai

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySa Jun 20, 2020 9:06 pm

Es tat gut mit Maike über all das zu reden, was ich die letzten Tage für mich behalten hatte. Obwohl ich wusste, dass ich mit ihr über alles sprechen konnte, fiel es mir trotzdem schwer, die Worte über die Lippen zu bringen. Zumindest am Anfang. Als ich dann einmal angefangen hatte, wurde es immer weniger und Maike hörte mir einfach ruhig zu und kuschelte sich eng an mich. Als ich dann mit meiner Erzählung geendet hatte, dachte sie für einen kurzen Moment nach, ehe sie vorschlug, dass ich noch ein mal mit Keanu und Chacka sprechen konnte. Schliesslich konnten sie wohl kaum erahnen, was in meinem Kopf vor sich ging. "Ich will nicht behaupten das es dann anderes werden würde, gerade weil du dir schon noch etwas anderes als Traumberuf vorstellen könntest. Doch sicherlich wird es genau hier leichter sich anfühlen", schloss sie dann und ich legte sofort sanft einen Finger auf ihre Lippen, damit sie nicht weiter sprechen konnte. "Traumberuf hin oder her, das hier ist so viel mehr als ich mir je hätte wünschen können... Ich bin noch am Leben, mein Bruder wohnt nur ein paar Meter vor mit und ich hab ein eigenes kleines Häuschen zusammen mit meiner Traumfrau, die an meiner Seite ist, egal wie viele Fehler ich mache", erwiderte ich sanft und legte meine Lippen kurz auf ihre Stirn.

Maike lächelte leicht, doch ich konnte ihr ansehen, dass es da noch etwas gab, was in ihrem hübschen Kopf herumspukte. Und ich erfuhr auch gleich, dass es der Brief meiner Mutter war. Sie vermutete, dass sich diese entschuldigen wollte und endlich verstanden hatte, dass sie einen grossen Fehler gemacht hatte. Dennoch verstand mein Engel auch, wenn ich nie wieder etwas mit ihr zu tun haben wollte. Ihre Hand fuhr sanft durch meine Haare und sie beugte sich für einen langen Kuss zu mir, den ich sofort erwiderte. "Wenn es dich so beschäftigt, lies den Brief einfach. Aber ich werde es nicht machen. Egal was drin steht, selbst wenn sie sich entschuldigt. Es würde meiner Beziehung zu ihr nichts Gutes tun, es würde mich nur wütender machen... Es ist so viel passiert, teilweise ist sie sich das wahrscheinlich nicht einmal selbst bewusst... Keine Entschuldigung dieser Welt könnte mich dazu bringen, ihr zu vergeben. Eltern sollten für ihre Kinder da sein, egal was passiert. Und sie hat nicht nur entschieden, das zu ignorieren, sondern hat mir gleichzeitig auch noch die einzige Person wegzunehmen, die ich mehr gebraucht hätte als sie oder Chacka", erwiderte ich als wir uns wieder voneinander gelöst hatten und gab ihr noch einen kurzen Kuss auf den Kopf. "Ich weiss nicht, ob ich ein guter Vater sein könnte. Aber ich verspreche dir, dass ich - wenn wir irgendwann Kinder haben sollten - immer da sein werde."

Wir sassen noch eine Weile zusammen und ich genoss einfach das Gefühl, sie wieder in meinen Armen halten zu können. Nachdem ich so viele Stunden gebangt und kurzzeitig sogar befürchtet hatte, dass ich sie nie wieder in meinen Armen halten könnte, fühlte einfach hier mit ihr zu liegen sich bereits so unglaublich wichtig an. Leider deutete mir die Uhr an der Wand viel zu früh an, dass ich mich für das Training mit Keanu fertig machen musste. "Auch wenn ich jetzt gerade viel lieber hier bei dir bleiben würde, ich habe mich mit Keanu fürs Training verabredet", murmelte ich deshalb leise und drückte ihr nochmals einen sanften Kuss auf die Lippen, bevor ich mich erhob und für das Training umzog. Maike bekam noch einen Kuss, bevor ich dann aus der Tür trat und zum Zelt hinüber ging. Keanu war noch nicht da und so machte ich mich einfach warm. Doch auch nach ein paar Übungen, war mein Bruder immer noch nicht wieder hier. Doch bevor ich zu meinem Handy hinübergehen und ihm eine Nachricht schreiben konnte, kam er auch schon ins Zelt gesprintet.

"Es tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich war noch im Büro… Eigentlich wollte ich dich nicht warten lassen", entschuldigte er sich ziemlich ausser Atem und ich winkte ab. Eigentlich hatte ich ihm noch sagen wollen, dass es in Ordnung war und er nicht hätte so rennen müssen. Doch die Worte blieben in meinem Hals stecken, als unsere Blicke sich zum ersten Mal seit längerer Zeit direkt kreuzten. Und dann trat er plötzlich auf mich zu und schlang seine Arme um mich. Einen Moment lang war ich wie versteinert, doch dann bröckelte meine Fassung und ich schlang meine Arme ebenfalls um meinen Bruder. Ich wusste, dass das nichts daran änderte, dass gerade einiges zwischen uns stand. Und dennoch tat es unglaublich gut. Nach einer Weile löste Keanu sich wieder leicht von mir und hielt mich an meinen Schultern fest. Ich tat es ihm gleich und sah ihm direkt in die Augen. Einen Moment lang, hatte ich das Bedürfnis mich bei ihm zu entschuldigen. Doch in dem Moment gerade fehlten mir einfach die Worte. Deshalb sagte ich einfach das, was mir gerade in den Kopf kam: "Danke... Danke, dass du bei der Sache mit Maike da warst, trotz all dem was passiert ist. Und ich weiss, dass es bisher meistens ich war, der dich gebraucht hat und nicht umgekehrt... Aber ich hoffe, dass du trotzdem weisst, dass ich immer für dich da bin. Egal was passiert und wie übel wir streiten." Ich sah Keanu nochmals in die Augen und drückte seine Schulter leicht mit meiner Hand, ehe ich ihn los liess und einen Schluck aus meiner Wasserflasche nahm. Obwohl wir die Sache zwischen uns nicht besprochen oder gelöst hatten, fühlte ich mich plötzlich direkt viel besser.

Das Training lief danach ziemlich gut und als ich bei einer der Übungen von Keanus Anlaufsgeschwindigkeit überrascht wurde und wir beide nebeneinander im Sand landeten, konnten wir sogar gemeinsam darüber Lachen. So war ich ziemlich gut drauf als ich zurück zu Maikes und meinem Häuschen kam. Mein Engel lag auf dem Sofa und schlief friedlich und in der Küche brannte gedämpft Licht. Mein Engel hatte Abendessen vorbereitet obwohl sie sich eigentlich schonen sollte. Ich schüttelte Lächelnd meinen Kopf und ging schnell ins Bad um zu duschen, bevor ich mich neben dem Sofa hinkniete und sie vorsichtig mit einem Kuss auf die Stirn aufweckte. "Aufwachen mein Engel", flüsterte ich ihr zu und als ihre Lider zu flattern begannen und sie mir direkt in die Augen sah, konnte ich nicht anders als zu Lächeln. Sie war einfach wunderschön und ich war so froh, dass sie hier war.
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Sara Visconti

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptyMo Jun 29, 2020 8:27 pm

Zeitsprung 2 Wochen

Heute ist ein perfekte Tag für ein Gespräch unter Frauen. Irgendwie fühlte ich mich in den letzten Tagen komisch, war immer wieder niedergeschlagen und schlecht drauf, ohne besondern Grund. Da das für mich nicht üblich war, dachte ich das ein Frauentag genau das Richtige ist. Langsam kam das Café in Sicht in das wir uns nieder lassen wollten. "Wollen wir drinnen oder draußen sitzen?" fragte ich die Braunhaarige. Diese zuckte nur mit den Schultern. "Such du ruhig aus, mir ist beides Recht.", bekam ich die Antwort von ihr. Ich sah mich nach einem schönen Platz draußen um, weil die Sonne gerade anfing durch die Wolken zu linsen. Die Winter hier waren sehr Milde und ich empfand es als sehr angenehm. Schnell war ein Platz gefunden auf dem wir uns nieder ließen. Mein Blick ging in die Karte und mein Blick glitt gleich auf den Karamel Macchiato, doch dann spürte ich, trotz des Mittagessens vor einer Stunde, das ich wieder richtig Hunger hatte. So ging mein Blick weiter auf die Kuchenauswahl. Diese war in dem kleinen Café gut bestückt. Die Kellnerin kam um unsere Bestellungen auf zu nehmen und ich überlegte gar nicht erst lange. "Für mich gerne die Karamel Macchiato, dazu den Schokodonat mit Vanillefüllung und ein doppeltes Stück Käsekuchen.". Neben mir fing Maike an zu lachen "Hast du ein Loch im Bauch?" Mir kam es wirklich so vor und dennoch hatte ich das Gefühl schon ein paar Tage. "In letzter Zeit esse ich wirklich für zwei.", scherzte ich und ließ nun Maike ihre Auswahl treffen. Sie nahm sich lediglich einen Milchkaffee.

Die Kellnerin verschwand und Maike und ich lehnten uns beide zurück in die Stühle. "Also, was genau liegt dir auf der Seele, das ein Mädchennachmittag so nötig war?", fragte meine Begleitung. Ich hatte sie heute Morgen gebeten mit mir reden zu können. Die Brünette hatte extra eine Verabredung mit Nael verschoben um das Ganze möglich werden zu lassen. "Ich weiß nicht was mit mir los ist . In letzter Zeit schlafe ich beschissen, habe immer wieder Heißhungerattacken und wenn ich dann mal Nacht schlafen kann, ist mir am nächsten Tag ganz schlecht von dem vielen Essen. Durch den blöden Schlafmangel habe ich oft schlechte Laune. Wie kann das auf einmal sein?", sprudelte es aus mir heraus. Die Kellnerin kam bereits mit unseren Heißgetränken und dem bestellten Kuchen. Sie stellte alles vor uns ab und verschwand dann wieder. Ich machte mich sofort ans essen. Maike gegenüber von mir schaute mich fragend an. Sie dachte lange darüber nach und ich fragte mich ob sie sich gerade an einer Lösung für mein Problem machte. "Ähm Sara, das ist nur ne Vermutung, aber könnte es vielleicht sein das du schwanger bist? Sind schon einige Anzeichen die drauf hin spielen.", kam schließlich skeptisch von ihr. Meine Augen weiteten sich. Die Gabel legte ich beiseite. "Du machst gerade Witze oder?" Das war doch schon ein wenig absurd. "Um Gottes Willen, ich bin kein Arzt der dir da Klarheit geben könnte, doch vielleicht solltest du einmal einen Test machen." Ich fiel wirklich aus alles Wolken und fragte mich wirklich ob das ganze doch vielleicht mit einen bisschen Wahrheit verbunden war. Sicherlich würde ein Test gar keine schlechte Idee sein. "Vielleicht hast du Recht. Würdest du das mit mir gemeinsam machen? Ich möchte Keanu wirklich nicht unnötig beunruhigen, schließlich muss das gar nicht stimmen." Ich sah das sie nickte und war gleich etwas erleichterter als vorher. Als ich mein letztes Stück von dem Kuchen in den Mund schob, die Gabel beiseite legte und nach meintem macchiato griff bemerkte ich aus dem Augenwinkel wie ein blonder Junge an uns vorbei ging und mich dabei nicht wirklich aus den Augen ließ.

"Bruchpilot bist du das? Ich dachte du wärst beim letzten Flugversuch abgestürzt.", kam die mir all zu vertraute Stimme. Ich blickte ihn verwirrt und gleichzeitig genervt an, merkte dann aber in der zweiten Sekunde das ich Blondchen kannte. "Sie mal einer an, der Möchtegern Ninja Turtle hat seine Windel endlich gegen eine Hose getauscht." Als ich sah wie er sein Gesicht verzog stand ich lachend auf und umarmte meinen Bruder herzlich. Maike sah uns seltsam an und als ich mich endlich lösen konnte sagte ich grinsend:"Maike das ist Leonardo, mein Bruder. Leo das ist Maike, meine beste Freundin hier" Leo grinst kokett, ging ein Schritt auf sie zu, nahm ihre Hand in seine, führte sie zu seinem Mund und küsste diese sanft. "Es ist mir eine Ehre....", dabei nickte er "... das meine Schwester mit so einer hotten Schnitte als beste Freundin belohnt wird." Diese hatte mit seiner direkten Art definitiv nicht gerechnet, denn den Schluck Kaffee den sich sich noch schnell genehmigt hatte kam postwendend  und in seiner ganzen fülle direkt aus ihrem Mund zurück auf Leonard. Erschrocken schlug Maike ihre Hand vor dem Mund und reichte ihm ihre Serviette. "Das tut mir wirklich Leid.", kam es entsetzt von ihr. Er leckte seine Lippen trocken, grinste leicht und erkannte direkt was es war. "Dein Milchkaffee schmeckt wirklich lecker. Lass mich raten, zwei Stücke Zucker." Maike schüttelte den Kopf. "Falsch, gar kein Zucker würde ich behaupten." Das ganze brachte mich so zum lachen, das mir die Tränen kamen. Plötzlich spürte ich eine Übelkeit aufsteigen, sodass ich mir die Hand vor dem Mund hielt und schnell zur Toilette rannte. Dort angekommen schloss ich mich schnell ein und ließ alles raus bis es mir besser ging.


----Leonardo----

Ich sah meiner Schwester nach und fragte mich was sie hatte. Beschloss dann aber mich Maike noch einmal persönlich vorzustellen. "Nenne mich Leo, ich bin der Ältere Bruder von unserem Bruchpiloten." Ich konnte nicht anders als zu flirten und zwinkerte ihr zu. "Ach Leo und ich hatte mir den Namen Ninja Turtle gemerkt." Mein Grinsen verflog, doch ich musste anerkennend nicken. "Guter Konter. Ich stehe auf Mädchen mit großer Klappe." Die Brünette fuhr sich durch ihr Haar und lächelte mich charmant an. "Mein Freund steht da auch voll drauf." Ich zuckte mit den Schultern, das würde mir wenig ausmachen und mich auch nicht vom weiteren flirten abhalten. Schließlich gab es nichts schöneres als Mädchen in Verlegenheit zu bringen und vor mir saß ein wirklich hinreißendes Exemplar.

Ich drehte meinen Kopf als ich Schritte auf uns zukommen hörte. Sara war von ihrem Besuch der Toilette zurück gekommen. "Ist alles gut bei dir?", kam es von Maike. "Ich denke wir sollten zahlen und zurück gehen.", sprach meine Schwester das erste aus was wohl in ihrem kleinen Köpfchen vorkommen musste. Ich packte die Gelegenheit am Schopfe und meinte heldenhaft:"Die Rechnung geht auf meine Kosten." Wiederwillig mussten sie sich geschlagen geben und ich durfte die Kosten übernehmen. Beide brummten ein Danke und so folgte ich ihnen. Mal schauen wohin mich der Weg wohl führen wird.



-----Sara-----

Mein Bruder folgte uns zurück und erst jetzt fiel mir auf das meine ganze Familie noch dachte das ich ein Praktikum bei Ärzte ohne Grenzen machte und keiner so wirklich wusste das ich meine akrobatischen Fähigkeiten nun im Zirkus in der Luft ausübte. Meiner Mutter würde das so was von gar nicht gefallen. Völlig aus meinen Gedanken gerissen wurde ich, als ich Leo fragen hörte: "Wo geht es eigentlich hin." Bevor ich das Wort ergreifen konnte kam es bereits von Maike. "Wir gehen zum Zirkus zurück." Mein Bruder sah sie an als wäre es nur ein schlechter Scherz ihrer seits, doch als keiner eine Miene verzog, wurde ihm bewusst das es kein Scherz gewesen war. Er sah mich an und seine Augen wurden immer größer. Sein grinsen wurde breiter und seine Arme legten sich um mich. "Uh Schwesterchen..." er legte seine Hände auf meine Schultern und hielt mich eine Armlänge von sich entfernt. "... wenn Mama das hört bekommst du mehr Ärger als ich bis jetzt in meinem Leben gekriegt habe.... und das ist schon eine Menge." Mein Blick ging zu Maike und sie verstand das es Geheim bleiben musste. Mein Bruder musste ich das nicht auch noch deutlich machen, denn er würde nicht groß darüber reden.
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Maike Debbler

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptyMi Jul 01, 2020 6:04 pm

2 Wochen später

Was zwei Wochen ausmachen konnten. Das leben hier war nun wesentlich eingespielter. Ich hatte mich sehr gut von meiner Gehirnerschütterung erholt und musste einen großen Teil davon auch Nael zuschreiben. Immer wieder war er derjenige der mich ein wenig gezügelt hatte. Die abendlichen Spaziergänge hatten mir sehr gut gefallen und ich war glücklich an der Seite von Nael Über den Unfall hatten wir nicht wirklich oft gesprochen und das war auch okay so. Ich war froh das er sich ein wenig mit Keanu zusammengerauft hatte. Vielleicht schaffte es die Zeit auch noch den Rest an Ärger in den Beiden zu vertreiben. Ich würde es mir auf alle für beide wünschen. Wenn sie sich so stritten, dann tat es nicht nur Nael weh, sonders auch Keanu. Sara und ich hatten viel Zeit miteinander verbracht. Immer wieder waren die Zwillinge ein Thema zwischen uns geworden. Durch das sie hier war, fühlte ich mich noch ein wenig wohler. Mal abgesehen von den Brüdern war sie meine erste neue Freundin hier. Genau das was ich brauchte.

In den zwei Wochen hatte ich die Zeit genutzt um mich dem Zauberer des Zirkus vor zu stellen. Er hieß Almanzo und war wohl einer der älteren hier. Ich weiß noch genau wie ich beim ersten Treffen schnell in ein gutes Gespräch über seine Show kommen wollte, jedoch hatte er bereits klare Vorstellungen darüber wie es laufen sollte und ich verstand was genau in seinem Kopf vorging. Seine Show hatten sich sicherlich in der Zeit wo er im Zirkus war nicht groß geändert und mit Sicherheit gab es keine Schulen wo er hätte einen Abschluss machen können. Er wollte sehr gerne bei dem bleiben was er kannte. Dennoch empfand er das ich ihm ein wenig behilflich sein könnte. Ob er es nur tat weil er vermutete das er es musste wusste ich nicht. Sicherlich dachte er das es so sein sollte. Selbst wenn ich wusste das es nicht das war was ich wirklich wollte, nahm ich es hin. Es würde sicherlich noch ein Jahr kommen indem ich vielleicht das machen konnte was ich wirklich wollte. Mein Ziel war auf jeden Fall eine eigene Show auf die Beine zu stellen. Ich wusste genau das mein Kopf nur so voller Ideen steckte und diese hielt ich nun schon einige Zeit in einen Buch fest. Sowohl die Musikauswahl, als auch die Tanzabläufe waren dort festgehalten.


Die Zeit flog nur so und ich versuchte mich wenigstens jeden zweiten Tag bei meinen Eltern zu melden. Auch diesen Tag wollte ich mein Handy nehmen. Später würden Nael und ich wieder an den Strand gehen und uns eine schöne Zeit machen, doch als ich Saras Nachricht genauer betrachtete war mir klar das ich wohl oder übel die Verabredung verlegen musste. Sie hatte dringend einen Frauennachmittag bebraucht und wenn sie das schon so sagte, so nahm ich an das es wichtig sein musste. Um mich meinen Telefonat zu widmen war ich nach oben zu Bett gegangen, doch nun ging in herunter und hörte gerade wie Nael die Dusche ausstellte. Ich musste ihm sagen das wir unsere Verabredung zum Strand auf einen anderen Tag verlegen mussten und so ging ich zu ihm herein. Er hatte sich ein Handtuch um die Hüfte geschlungen. Ich lächelte ihn an und ging auf ihn zu. Meine Hände legten sich um seinen Bauch und ich musste sagen das man schon ziemlich merkte das die Zwillinge in der letzten Zeit ein wenig mehr trainierten. Ich kuschelte mich an ihn und selbst wenn ich ein wenig nass wurde, so war es mir mit meinem Schlafkleid dann doch egal. Es müsste sowieso noch einmal gewaschen werden. Nach dem schönen, wenn auch spätem Frühstück konnte ich mich noch nicht wirklich dazu überwinden mich um zu ziehen. "Na, bist du etwas schon ganz sauber? Das ging ziemlich schnell.", scherzte ich und klaute mir einen Kuss von ihm. "Du ich habe eine Nachricht von Sara bekomme und ich hat geschrieben das sie heute Nachmittag unbedingt einen Mädchennachmittag brauchte. Können wir unsere Verabdrdung auf morgen verschieben?", fragte ich um Sara antworten zu können. Dieser Stimmte zu und ich lächelte ihm dankbar zu. Er sagte etwas von Trainieren und ich stricht mit dem Finger über seine Bauchmuskeln. "Mach mir kein schlechtes Gewissen, ich fange morgen auch wieder an." Meine zwei Wochen Ruhe waren vorbei und das hieß das ich mich einfach bewegen musste.


Sara und ich machten uns auf den Weg zum Café und dort angekommen kam sofort die Frage auf ob wir drinnen oder draußen sitzen wollten. Mir war beides recht, doch da  das Wetter sehr gut war blieben wir draußen. Wir bekamen die Karte und so ging mein Blick in die Karte. Ich hatte wirklich unglaublich viel zum Frühstück gegessen und da wir erst um elf damit fertig waren. Die Kellnerin kam und nahm die Bestellung auf. Als Sara anfing schaute ich sie leicht überrascht an. Das war wirklich eine Menge und ich fragte ob sie ein Loch im Bauch hatte. Sicherlich hatten sie und Keanu auch gegessen. Sie meinte das sie hunger für Zwei hatte und ich ließ es erst einmal darauf beruhen. So nahm ich einen Milchkaffee. Die Kellnerin ging und somit ich fragte sie schließlich was genau mit ihr los war. Sie fing an zu erklären und  ich merkte mich nur Stichwörter. Wenig Schlaf, Heißhungerattaken, Übelkeit und schlechte Launen. Für mich waren das einige wirklich deutliche Merkmale von einer Schwangerschaft und genau das sagte ich schließlich auch Sara. Sie glaubte dem Ganzen nicht wirklich und ich konnte sie schon verstehen. Das wäre wirklich ziemlich überraschend gewesen. Dennoch war ich der Meinung das nur ein Test wirklich Gewissheit bringen Sie konnte. Sie fragte mich ob ich das mit ihr gemeinsam machen könnte und ich nickte. Es war schon verständlich das sie Keanu nicht wirklich damit jetzt schon belasten wollte. Gerade weil es nicht wirklich geplant war.

SO tranken wir unsere Getränke und Sara war fleißig weiter am Kuchen essen. Doch irgendwann wurde sie unterbrochen und ein blonder Kerl kam zu uns in die Runde. Erst dauerte es und ich schloss darauf das Sara und er sich kannten. Er nannte sie Bruchpilot und sie nannte ihn Ninja Turtele in Windeln. Es dauerte doch schließlich erklärte mir Sara das es ihr Bruder Leonardo war. Dieser richtete sich dann auf mich und als er so direkt zugab was für eine Schnitte ich doch sei, konnte ich nicht anders und ich spuckte meinen gesamten Kaffee in sein Gesicht. Ich hielt meine Hand erschrocken vor den Mund. Das tat mir wirklich Leid und ich reichte ihm ein Tuch um es sauber zu machen. Dieser leckte sich über seine Lippen und meinte doch tatsächlich das er schmecken konnte wie viele Zuckerstücke ich hinein geworfen hatte. Darauf musste ich einfach kontern. Sara fand uns wohl sehr belustigend, doch durch ihr lachen lief sie plötzlich schnell zur Toilette. Ich sah ihr einfach nur nach.

Erst als ihr Bruder wieder anfing zu sprechen schaute ich zu ihm. Er meinte das ich ihn Leo nennen könnte und ich war nun diejenige die meinte das er doch eigentlich Ninja Turtle mit Windeln hieß. Es war eine Genugtuung das ich ihm sein freches Grinsen aus dem Gesicht wischen konnte. Er gab mir für den guten Konter ein Kompliment und meinte das er Frauen mochte die eine große Klappe hatten. Nun war ich mir zu 100% sicher das er ein Macho war und unglaublich gerne flirtete. Ich fuhr mir durch das Haar und schenkte ihm eines dieser lächeln die nur für Nael bestimmt waren. Wenn ich an ihn dachte, dann fiel es mir auch ziemlich leicht. Als ich darauf meinte das mein Freund darauf auch stehen würde sagte er erst einmal nichts mehr. Das war schon okay, denn Sara kam wieder und ich fragte mich ob sie ihre Kuchen gerade rückwärts gegessen hatte.  Als ich fragte wollte sie lieber zurück gehen und ich nickte ihr verstehend zu. Leonardo bestand dann schließlich darauf für uns zu zahlen und eigentlich wollte ich ihm klar machen das es das nicht sollte. Doch ich musste mich schließlich geschlagen geben.

Auf den Rückweg wurde wir von Leo begleitet und schließlich fragte er wo wir denn hin wollte. Ich gab ihm zu verstehen das es der Zirkus sein sollte und plötzlich umarmten sich die Geschwister wieder und es war Leo der meinte das wenn seine Mutter das wüsste, es noch mehr ärger geben würde als er jemals in seinem Leben bekommen hatte. Musste wohl ein großes Geheimnis von Sara gewesen sein und ich hatte es irgendwie ausgesprochen. Das tat mir wirklich leid, doch ich konnte es nicht wirklich mehr ändern. Es zeigte mir jedoch auch wie wenig ich Sara kannte und ich wollte sie wirklich besser kennen lernen. Jedoch verstand ich den Blick den sie mir zuwarf. Über das heutige treffen würde ich schweigen. Weder den Test, noch irgendetwas über die Tatsache das ihre Eltern nichts von Zirkus wusste würde über meine Lippen komme. Ich konnte wirklich schweigen wie ein Grab und ich vermutete das es Leo auch wohl konnte, denn sie sagte nichts mehr. "Was meint ihr, sollen wir ein wenig den Zirkus zeigen? Leonardo geht doch sicherlich mit oder habe ich das jetzt falsch verstanden?"
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Keanu Nakai

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySo Jul 05, 2020 8:52 pm

Nach unserer langen Umarmung lösten wir uns langsam wieder voneinander und hielten uns noch an den Schultern fest. Er bedanke sich bei mir, dass ich bei der Sache mit Maike da war. Und er sagte mir, dass er auch immer für mich da sein wird, egal was passiert und wie übel wir streiten. Ich musste anfangen zu grinsen. Ich wusste, dass Nael auch immer für mich da wäre. Aber irgendwie tat es gerade gut, das aus seinem Mund zu hören. «Das war doch selbstverständlich. Egal wie wir uns verstreiten, ich könnte dich niemals einfach hängen lassen. Und Maike könnte ich genauso wenig hängen lassen. Und danke, ich weiss das. Aber es tut gut zu hören.» Es fühlte sich an, als wäre ein tonnenschwerer Stein von meiner Schulter genommen. Ich grinste Nael leicht an. Wir entschieden uns, das Training nun gleich zu starten. Das Training klappte echt ganz gut. Ich war froh, dass zumindest der grösste Teil unseres Streites begraben war und wir uns wieder aufeinander einlassen konnten. So gelangen viele unserer Figuren und wir konnten sogar gemeinsam über Patzer lachen.

Als wir fertig waren mit unserem Training ging ich nochmals in den Büro-Wohnwagen. Ich wollte noch etwas weiter arbeiten. Ich hatte das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen. Das hing aber wohl auch damit zusammen, dass es einfach extrem viel gab das ich gerade hätte erledigen sollen. Entsprechend war es schon stockfinster, als ich das Büro endlich abschloss und mich auf den Weg zu Saras Wohnwagen machte. Als ich dort ankam, brennte im Wohnwagen nur noch ein kleines Licht. Ich schaute auf meine Uhr… Verständlich, es war bereits nach Mitternacht. Leise schlich ich mich hinein und zu Saras Bett. Die kleine Lampe neben ihrem Bett brannte und ein Buch lag auf dem Boden. Sie hatte wohl noch versucht wach zu bleiben. Ich löschte das Licht, legte mich direkt neben meine schlafende Freundin und umarmte sie sanft. Sie drehte sich im Schlaf zu mir um und kuschelte sich in meine Arme. Vorsichtig küsste ich ihre Stirn, ohne sie zu wecken und schon bald schlief ich ebenfalls ein.

Am nächsten Morgen war bereits früh wieder Tagwache. Wir frühstückten kurz zusammen. Naja ich ass kurz einen Apfel, Sara schien aber einen guten Appetit zu haben und machte sich einen richtigen kleinen Brunch mit allem was dazu gehört. Ich grinste sie an und drückte ihr einen Kuss auf die Wangen «Na da wünsche ich dir aber einen guten Appetit meine kleine Maus.» Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich schon bald ein Treffen mit Dad hatte, wo wir wieder einige finanzielle Dinge besprechen wollten. Als ich aufschaute, sah ich entschuldigend zu Sara: «Es tut mir echt leid meine Süsse… Aber wäre es okay, wenn ich schon gehe? Ich weiss du hast gestern echt lange auf mich gewartet… und das tut mir wirklich leid. Und ich würde liebend gern wieder mal etwas mehr Zeit mit dir verbringen. Aber ich habe gleich ein Treffen mit Dad wegen den Zirkus-Finanzen und ich sollte davor noch einige Dinge bereitlegen, die wir besprechen müssen…»
Zum Glück war meine Süsse da echt nicht zimperlich und sie schickte mich mit einem Augenzwinkern weg. Ich versprach ihr, dass ich heute Abend auf jeden Fall früher zu ihr kommen würde, sodass wir etwas mehr wache Zeit miteinander verbringen könnten.

Der Tag verging wie im Flug, ich war noch kurz im Büro, hatte dann eine lange Besprechung mit Dad, anschliessend fast direkt wieder ein Training mit Nael und dann wollte ich noch einige der besprochenen Dinge direkt in die Tat umsetzen. Doch diesen Abend riss ich mich zusammen und packte um etwa halb 8 meine Dinge zusammen und machte mich wieder auf den Weg zu Sara. Schliesslich hatte ich ihr versprochen, heute wieder etwas mehr Zeit mit ihr zu verbringen. So vergingen die Tage, alle ungefähr ähnlich mit sehr viel Bürokram und viel Arbeit. Zu langweilig würde es mir wohl definitiv noch lange nicht werden. Das tägliche Training mit Nael war jeweils eine willkommene Ablenkung. Ich war echt dankbar, dass ich mich zumindest dort noch auspowern und sportlich etwas aktiv sein konnte. Nur einen reinen Bürojob, nur das Administrative im Zirkus erledigen, nein das konnte ich mir nicht vorstellen. Zu wichtig und wertvoll war mir die Zeit als Artist in der Trainigsphase und bei den Auftritten in der Manege. Auch um die wenige Zeit, die ich mit Sara und teilweise mit Maike und meinem Bruder ausserhalb des Trainings verbringen konnte war ich unglaublich dankbar und hätte sie am liebsten deutlich länger gehabt. Doch auch der Papierkram musste erledigt werden und ich würde mir die grösste Mühe geben, dass er richtig erledigt wurde. Damit Dad sich keine Sorgen machen musste und wenn möglich auch stolz wäre auf mich, und natürlich damit der Zirkus Zitkala noch lange Zeit als erfolgreicher Zirkus touren kann ohne in existenzielle Schieflage zu kommen.

So verlor ich etwas den Überblick über die Zeit. Jeder Tag war stramm gefüllt und ich wäre an manchem froh gewesen, um etwas mehr als 24 Stunden. Auch der heutige Tag war wieder anstrengend und voll beladen mit Arbeit. Am Nachmittag hatte ich mit Nael noch spontan für ein Training abgemacht. Darauf freute ich mich bereits. Unser Programm wurde mehr und mehr sattelfest und wir konnten uns glücklicherweise zumindest in der Manege wieder komplett vertrauen. Auch neue Ideen sprudelten immer wieder während den Proben, sodass wir von der Menge her bereits 2 Programme hätten füllen können. Ich traff Nael in der Manege und ich spürte, wie er mich etwas unzufrieden musterte. Das liess ich aber nicht an mich herankommen und fragte ihn, ob wir gleich starten würden mit dem Training. Er stockte kurz, willigte dann aber ein. Wir übten die Figuren, die wir bis anhin am besten fanden und diskutierten dazwischen immer wieder über den optimalen Ablauf. Als wir gerade mit einigen neuen Ideen anfingen herumzuspielen sah ich aus dem Augenwinkel plötzlich, wie Sara und Maike das Zelt betraten. Ich rollte vorsichtig auf den Boden ab und winkte dann den beiden grinsend zu. Dann erkannte ich erst, dass hinter ihnen nochmals jemand stand, der neugierig in die Manege äugte. Es war ein blonder Junge. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen und fragte mich deshalb sogleich wer er war und was er wohl hier wollte. War er ein Artist, der nach einer Möglichkeit für einen Auftritt fragen wollte? Das wäre nicht das erste Mal. Und doch hatte ich gerade überhaupt keine Zeit für so etwas… Ich klopfte mir den Staub von den Trainigsklamotten, schaute kurz zu Nael und dann liefen wir dem Dreiergrüppchen entgegen, welche bereits auf dem Weg in die Mitte der Manege waren. «Hey mein Sonnenschein, Hallo Maike, wie geht es euch? Wen bringt ihr denn da mit?»
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Nael Nakai

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptyMo Jul 06, 2020 7:33 am

Ich war wirklich froh, dass Keanu und ich uns wieder einigermassen vertragen hatte. Es gab zwar immer noch Momente, in denen deutlich wurde, dass sowohl er als auch ich den Streit noch nicht ganz verdaut hatten. Aber zumindest in der Manege vertrauten wir uns gegenseitig wieder 110% und die Trainings liefen echt gut. Teilweise beinahe zu gut. Nach so langer Zeit, in der wir nicht mehr gemeinsam in der Manege stehen konnten, sprudelten wir beide nur so mit Ideen für das neue Programm.

Maike ging es auch jeden Tag besser. Sie durfte zwar noch nicht wieder zurück ins Training und musste sich noch schonen, eine Tatsache, die ihr nicht wirklich gefiel. Umso mehr hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, sie zurück zu halten wenn sie sich übernahm. Als sie dann allerdings nach drei Tagen das ständige rumliegen satt hatte und einen Spaziergang an der frischen Luft forderte, konnte ich es ihr nicht übel nehmen. Und so machten wir es uns schon beinahe zu einem Ritual, dass wir jeden Abend vor dem Abendessen eine Runde spazieren gingen. Ich genoss es, die Zeit mit ihr zu verbringen und von dem Lächeln auf ihren Lippen wusste ich, dass es ihr genauso ging. Und dennoch, konnte ich das, was passiert war, nicht komplett vergessen. Die ganze Sache mit Maike hatte nicht nur einige alte Wunden wieder aufgerissen und meine Sicht auf ein paar Aspekte des Lebens geändert, sondern mir auch etwas ziemlich klar gemacht: Ich konnte mir jetzt relativ gut vorstellen, wie sich Chacka, Keanu und später auch Maike wohl gefühlt hatten, wenn sie wieder einmal keine Ahnung hatten was ich tat, wann ich zurück kommen würde oder ob ich überhaupt noch am Leben war. Und ich hatte mir geschworen, dass ich nie wieder dafür verantwortlich sein wollte, dass sich jemand den ich liebte solche Sorgen um mich machte. Es war eine ziemlich ungewöhnliche Erkenntnis für mich, vor allem weil ich Jahre lang viel mehr auf alle anderen um mich herum geachtet hatte als auf mich selbst. Aber nun war mir klar geworden, dass ich nicht für Maike oder Keanu da sein konnte, wenn ich selber nicht gesund und fit war. Und so fiel es mir plötzlich viel einfacher mich an die regelmässigen Atemübungen zu halten.

Sobald es Maike dann wieder etwas besser ging und sie sich auch mit der Erlaubnis des Doktors wieder etwas mehr bewegen durfte, stellte sie sich dem Zauberer vor und obwohl es eindeutig nicht das war, was sie eigentlich tun wollte, schien sie zufrieden mit ihrer Rolle zu sein. Zumindest vorerst. So verbrachte sie dann allerdings auch etwas mehr Zeit ausserhalb unseres Häuschens, was mir die Gelegenheit gab auch meine Tage wieder etwas mehr zu füllen. Und das wurden sie dann auch relativ schnell. Es gab Einiges zu tun. Weil Chacka immer noch gesundheitlich angeschlagen war und Keanu die letzten Monate über die Hände voll mit dem ganzen Papierkram gehabt hatte, waren einige der Unterhaltsarbeiten an den Zäunen, Tribünen und am Zelt selber liegen geblieben. Und diesen nahm ich mir nur einer nach der Anderen an. Das Ganze hatte auch grosse Vorteile: Durch die Arbeit war es komplett plausibel, dass ich relativ häufig in die Stadt musste um etwas zu besorgen. Und das wiederum diente als hervorragendes Cover für die Dinge, die ich für Maikes Geburtstag noch organisieren musste.

Wenn ich gerade nicht irgendwo an den Unterhaltsarbeiten war, war ich meist entweder mit Maike unterwegs oder mit Keanu in der Manege und trainierte. Die Show kam super zusammen, aber mir entging auch nicht, dass mein Bruder sich beinahe im Papierkram ertränkte. Und das, obwohl Maike wiederholt angeboten hatte zu helfen. Er sagte immer, er wolle den Abschluss der letzten Saison noch alleine fertig machen und sie könne dann für die neue Saison miteinsteigen, doch ich vermutete, dass das bloss eine Notlüge war. Vor allem sein abweisendes Verhalten, jedes Mal wenn ich ihn darauf ansprach doch mal eine Pause zu machen oder Maike oder Notfalls sogar mich helfen zu lassen, liess bei mir alle Alarmglocken schrillen. Ich war vertraut mit diesen Mustern schliesslich hatte sich ein Drittel meines Lebens danach gerichtet. Aus irgendeinem mir bisher noch unerkanntem Grund, war mein sonst immer so positivier und perfekter "kleiner" Bruder dabei, in selbstzerstörerisches Verhalten abzurutschen. Und ich getraute mich ehrlich gesagt nicht wirklich, es mit ihm anzusprechen, weil ich schon sehen konnte, dass das in einem heftigen Streit enden würde. Wahrscheinlich in einem noch heftigeren, als das letzte Mal. Und wer konnte es ihm übel nehmen? Ich war nun wirklich nicht jemand, der Anderen dafür Vorwürfe machen durfte. Aber ich sorgte mich um Keanu.

Sein Verhalten ging mir auch zwei Wochen nach Maikes Unfall immer noch durch den Kopf, als ich nach meiner morgendlichen Jogging-Runde grade unter der Dusche stand. Doch wieder konnte ich mir kein Szenario vorstellen, in dem ich das Thema ansprach und wir nicht zu streiten begannen. Seufzend stellte ich das Wasser aus und trat aus der Dusche, wo ich mich grob abtrocknete und das Handtuch dann um meine Hüften schlang. Naja, wenigstens hatte ich bis morgen Zeit um mir noch weiter Gedanken darüber zu machen, denn Maike und ich hatten uns vorgenommen heute mal wieder einen Tag zusammen verbringen wollten. Nur wir zwei. Und ich freute mich darauf.

Ich betrachtete mich gerade im Spiegel und entschied, dass meine Haare definitiv gekürzt werden mussten als sich die Schiebetür zum Gang öffnete und Maike eintrat. Sie trug immer noch ihr Schlafkleid und ich musste bei dem Anblick einfach lächeln und fragte mich in meinem Kopf schon, ob es wohl akzeptabel wäre unsere Abfahrt noch um eine halbe Stunde nach hinten zu verlegen. Die Braunhaarige legte ihre Arme um meinen Bauch und scherzte ob ich denn schon sauber sei. Es sei so schnell gegangen. Bevor ich jedoch antworten konnte, legte sie dann auch schon ihre Lippen auf Meine und die Antwort erschien plötzlich sehr unwichtig. "Du ich habe eine Nachricht von Sara bekomme und ich hat geschrieben das sie heute Nachmittag unbedingt einen Mädchennachmittag brauchte. Können wir unsere Verabdrdung auf morgen verschieben?", fragte sie dann als wir uns wieder voneinander gelöst hatten und ich strich sanft mit einer Hand durch ihre Haare. Natürlich hatte ich mich auf unseren Tag gefreut, aber Sara hatte bestimmt einen guten Grund wenn sie meinen Engel so dringend sehen musste. Und ich hatte sie ja schliesslich für den Rest meines Lebens für mich, da konnte ich sie einen Tag an die Blondine ausleihen. "Klar, aber das kostet dich noch einen Kuss", erwiderte ich deshalb und holte mir meine Bezahlung dann auch gleich ab. Maike strahlte mich förmlich an als wir uns wieder voneinander lösten und fuhr mit einer Hand über meine Bauchmuskeln. Ich musste über ihre Bemerkung dazu schmunzeln und drehte sie in meinen Armen um, sodass sie sich im Spiegel ansehen musste. "Alles was ich hier sehe ist so wunderschön, dass es gar kein schlechtes Gewissen verursachen kann", flüsterte ich ihr dann ins Ohr und hauchte ihr noch einen kurzen Kuss auf den Hals.

"Das Bad gehört gleich dir, aber sag mal, haben wir hier irgendwo eine scharfe Schere rumliegen? Die Haare hier werden langsam echt zu lange", fragte ich dann noch und gab sie wieder frei. Maike nickte und sagte, dass eine solche in der zweiten Schublade in der Küche sei. "Aber denkst du nicht, du solltest das lieber einen Profi machen lassen?", fragte sie dann noch und ich lächelte leicht. "Dann gibt es also doch noch Dinge, die ich dir selbst nach drei Jahren noch nicht erzählt habe. Ich hasse Frisöre. Ich schneide mir meine Haare schon ewig selbst", informierte ich sie dann und gab ihr nochmals einen sanften Kuss auf die Lippen. Zu gut erinnerte ich mich noch daran, wie meine Mutter früher - als alles noch gut zwischen uns war - mit Genuss die Geschichte von unserem ersten Frisörbesuch erzählt hatte. "Als wir das erste Mal in unserem Leben zum Frisör mussten, hat Keanu anscheinend dagesessen wie ein König und sich auch so verhalten. Anscheinend wollte er von den Angstellten immer noch einen Sirup oder ein anderes Comic Heft. Obwohl der Haarschnitt insgesamt vielleicht 15 Minuten ging. Ich dagegen, hab anscheinend zu schreien angefangen als die arme Frau meinen Kopf nach hinten gemacht hat um mir die Haare zu waschen und bin dann schreiend davon gerannt. Danach hat sich niemand mehr mit mir in einen Frisörsalon getraut und meine Mutter hat meine Haare selbst geschnitten. Chaka hat sich nicht wirklich daran getraut als er mich mitgenommen hat und so hab ich irgendwann angefangen mir selbst die Haare zu schneiden. Es gibt hier irgendwo sicher noch ein Foto von meinem ersten Versuch der ziemlich daneben ging", erzählte ich ihr während sie sich unter die Dusche stellte und begann dabei gut 5cm meiner Haare abzuschneiden, sodass diese wieder eine Fingerbreit über meinen Schultern endeten.

Ganz wahr war es nicht, dass ich mir die ganze Zeit über die Haare selbst geschnitten hatte. Es hatte eine Phase gegeben, in der Chacka und Keanu mir sämtlichen scharfen Dinge entzogen, inklusive der Scheren. Aber nachdem ich bei dem Frisörbesuch, zu dem mich Keanu mitgeschleppt hatte, eines der Messer mitgehen liess, dass sie zum säubern bei Kurzhaarschnitten nutzte, hatten sie schnell eingesehen, dass es das kleinere Übel war, mir einfach eine Schere zu überlassen. Als Maike etwas später wieder aus der Dusche trat, war ich schon fertig und gerade dabei meine Haare zusammen zu sammeln und in den Mülleimer zu werfen. Ich legte die Schere weg und gab ihr noch einen langen Kuss auf die Lippen, ehe ich ihr das Bad ganz überliess und mich umziehen ging.

Da ich ja nun den ganzen Tag nichts vor hatte, schrieb ich schnell Keanu eine Nachricht ob er spontan Zeit für ein Training hatte. Es dauerte nur ein paar Minuten bis er zurückschrieb und auch gleich 15:30 Uhr vorschlug. Das war ziemlich perfekt. So hatte ich noch Zeit den Anruf zu machen, den ich schon lange aufgeschoben hatte weil Maike nicht mithören durfte und ich konnte es auch noch um 13:00 Uhr zu einem Treffen in der Stadt schaffen von dem weder Maike noch Keanu etwas wissen sollten.

Ich war schliesslich um 15:30 Uhr in der Manege und brauchte auch nicht lange auf meinen Bruder zu warten. An der Art wie er sich bewegte, konnte ich ihm direkt ansehen, dass er ziemlich lange gesessen war. Ohne Zweifel wieder im Bürowagen. Doch mehr als einen unzufriedenen Blick brachte ich spontan nicht fertig und so gingen wir dann auch realtiv schnell zum Training über. Dieses lief mal wieder wirklich gut und wir feilten noch etwas an unserem Programm. Das Grundgerüst stand aber wir hatten in den letzten Tagen immer wieder herumprobiert, ob wir nicht doch ein paar Figuren noch durch für uns neue Tricks ersetzen konnte. "Was hälst du davon, wenn wir hier anstatt von einem normalen Backflip einen mit ausgestreckten Beinen einbauen? Ich denke ich krieg dich hoch genug geworfen", schlug ich vor und Keanu war sofort dabei das auszuprobieren. Die erste Landung war noch etwas holprig, doch beim zweiten Mal klappte es dann schon ganz passabel und ich konnte meinem Bruder ansehen, dass er gerade etwas dazu sagen wollte, seinen Mund dann aber wortlos schloss und in Richtung des Eingangs sah. So drehte ich mich auch um und erkannte sofort Maike, die mit Sara auf uns zu kam. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich folgte Keanu, der auf sie zu ging. Doch als wir dann aus dem grellen Licht der Scheinwerfer raus waren und meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich noch eine dritte Person, einen blonden Mann, hinter ihnen und zögerte kurz etwas. Wer bitte war denn das?

Keanu begrüsste die Zwei und auch ich nickte Sara kurz zu und lächelte dann meinen Engel an, blieb jedoch still. Die wichtigste Frage - nämlich wer dieser Typ war, den sie mitgebracht hatten, hatte mein Bruder nämlich bereits gestellt.
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Sara Visconti

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptyDo Nov 05, 2020 7:06 pm

-----Sara-----
Ich öffnete den Mund um den Zwilligen grade meinen älteren Bruder vorzustellen, als dieser seine Hand auf meine Schulter legte und mich angrinste. "Warte, ich übernehme meine Vorstellung schon selbst." Kopfschüttelnd sah ich zu wie er zwischen mir und Maike lang ging und nun quasi in unser aller Mitte stand und sich verbeugte, als würde er vor der Queen persönlich stehen. Ohje, das kann was werden.


-----Leo-----
Als ich den beiden Jungs entgegenschritt überlegte ich schon fieberhaft, wie ich mein Schwesterherz dieses mal am besten blamieren konnte. In der Mitte angekommen verbeugte ich mich tief und als ich hoch sah, bemerkte ich, das mich alle 4 komplett perplex ansahen, also ergriff ich diese Chance, um noch mehr zu übertreiben. Von jedem der beiden nahm ich eine Hand und küsste den Handrücken, wie man es normalerweise zu Hofe machte.
Da kannte ich mich schon ziemlich gut aus, denn auf meiner kleinen Weltreise war ich schon viel herumgekommen und hatte auf einer Party eine echte Prinzessin kennen gelernt die es mir gestattet hatte bei ihr zu wohnen, solange ihre Eltern auf reisen waren. Das Hauspersonal oder besser gesagt, Schlosspersonal war wenig begeistert ganz im Gegensatz zu mir. Very Happy
Zurück aus meinen Gedanken stellte ich mich nun wieder grade hin und grinste frech. "Es freut mich untertänigst die Bekanntschaft der beiden Herren zu machen. Mein Name ist Graf Leonardo Montgomery Krupp von Bohlen und Halbach zu Falkenberg. Ich war grade unterwegs um die Landschaft zu begutachten, als mein Gefährt einen Platten hatte und die beiden bezaubernden Damen meinen Weg kreuzten und ihre Hilfe angeboten haben." Beim umdrehen, um die beiden Mädchen ansehen zu können schnappte ich den Blick meiner Schwester auf und es war echt schwer nicht gleich loszulachen.


-----Sara-----
Ich wusste doch, das er wieder so ne Show abzieht. Selbst wenn ich ihn nicht kennen würde, würde es mir sehr schwer fallen, ihm den ganzen Mist abzukaufen. Würde es hier nicht um meinen Freund gehen hätte ich sicher gelacht oder gleich mitgemacht, aber das hier war was anderes. Ich wollte doch eigentlich das die zwei sich gut verstehen. Hoffentlich kehrt der Möchtegern Graf bald wieder zurück in die Realität.


-----Leo-----
Mein Grinsen wurde breiter, als die Augen meiner Schwester meine suchten und ich zwinkerte ihr zu. Bald würde ich sie und die anderen aus diesem Theater erlösen. Bald.
Mit etwas Schwung drehte ich mich wieder den immer noch etwas verwirrt dreinblickenden jungen Burschen zu und nickte lächelnd. "Wenn die Herren es mir gestatten würden, das ich einmal ihr Mobiltelefon benutzen dürfte, um einen Reparaturservice zu erreichen wäre ich ihnen sehr verbunden. Oder haben sie hier Werkzeug zur Hand?" Als ich hinter mir das mir allzu bekannte Geräusch hörte, es war meine Schwester die ihre flache Hand auf ihre Stirn schlug, konnte ich nicht mehr und fing lauthals an zu lachen. Es kamen mir schon fast die Tränen, als ich den Blick einmal von Person zu Person schweifen lies, bis ich wieder bei Sara ankam. "Sorry kleines, das musste sein. Immerhin hab ich dieses mal nicht behauptet ich wäre D'Artagnan auf der suche nach seinen drei Musketieren, die ich während der letzten Schlacht verloren hätte." Nun war es an der Zeit, mich richtig vorzustellen. Hoffentlich kriege ich wegen meines kleinen Scherzes nicht wieder eine gewischt. XD
"Tut mir Leid Jungs, bin leider nur Saras älterer Bruder Leonardo Visconti. Freut mich euch kennen zu lernen, und wer seid ihr?"
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Maike Debbler

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptyDo Nov 05, 2020 9:20 pm

Wir gingen zurück zum Zirkus und unsere Schritte führten uns direkt in die Manege. Es gab nur den einen Ort an dem die Zwillinge trainierten und dort fanden wir sie auch schließlich. Ich wusste nicht was genau ich für eine Begrüßung erwartet hatte, doch zuerst einmal beendeten die beiden ihre Übung und kamen zu uns. Kenau begrüßte uns alle und fragte wen wir denn mitgebracht hatten. Ich ließ das ganze Sara und Leo aussitzen. Stattdessen drifteten meine Gedanken leicht ab zu dem wie die beiden Brüder ich nun gegenseitig behandelte.  Es wirkte hin und wieder so als wären sie nur Arbeitskollegen. Das sie sich immer noch nicht wirklich ausgesprochen hatten nervte mich und ich wäre schon die letzten Tage fast in alte Gewohnheitsmuster gefallen. All die Jahre in denen ich mit Nael zusammen war, hatte ich mich in allem eingemischt und vor kurzen hätte das fast alles kaputt gemacht. Es war an der Zeit das ich ihm noch mehr vertraute und die Zeit ließ die er mit seinem Bruder brauchte. Es würde schon gut gehen, denn schließlich war Nael schon längst nicht mehr der Gleiche sie er früher war. Er wirkte besonnener und in all der Zeit einfach gelöster. Ich sollte mich auch von dem Gedanken lösen alles ins richtige Licht zu rücken. Ich wollte da sein und einfach nur ein offenes Ohr habe. Für Sara wollte ich da sein und ich wusste, dass sie einfach gerade total durcheinander war und wenn sie mich brauchte dann war ich da. Der nächste Punkt den ich angehen wollte war die Arbeit im Büro wieder aufnehmen. Ich wusste das ich wirklich gut darin war zu organisieren und ich hoffte das ich in diesem Punkt Keanu etwas abnehmen konnte. Er hatte auch so schon mehr als genug Aufgaben die in beschäftigt hielten.

Leo schaffte es mich aus meinen Gedanken zu bringen. Er hatte sich in die Mitte der Runde gestellt und verbeugte sich.  Jeder von uns bekam einen tiefen Blick und dass war für ihn wohl ein Anreiz weiter zu gehen. Er gab sowohl Keanu als auch Nael einen Handkuss und meine Hand fuhr erschrocken vor meinen Mund, dahinter verbarg ich ein Lächeln.  Es würde gleich raus brechen, doch irgendwie schaffte ich es noch so gerade ihn mich zu halten. Als ich mich einiger maßen gefangen hatte ließ ich diese wieder sinken und hörte zu wie genau er sich hier gerade vorstellte. In diesem Kopf musste wirklich so einiges vorgehen, denn wie in drei Teufelsnamen konnte er sich so einen langen Namen einfach ausdenken?  Das brachte mein Blick auf diesen Jungen wieder auf ganz neue Bahnen und ich fand diesen zu tatsächlich sympathisch. Klar war er vorhin leicht aufdringlich, doch hier bewies er das er wirklich er selbst war und wenn er nun halt der Klassenclown war, dann war das gut für mich.

Er spielte noch ein kleines bisschen sein Spiel weiter und ich ließ ihn mit einem leichten Lächeln auf den Lippen seinen Spaß. Schließlich brach ihn Saras Fassungslosigkeit dann doch aus seiner Rolle. Er ding herzhaft an zu lachen und ich stimmte schließlich doch mit ein. Dann endlich ließ er die Bombe für die Zwillinge platzen. Er stellte sich als Saras Bruder vor und somit sollte das ganze doch hoffentlich die Stimmung etwas lockern. Jetzt wussten sie schließlich mit wem sie es zu tun hatten.  Klar war auch das nun er neugierig war. Ich überließ dieses auch wieder den Andern und als sich alles geklärt hatte meinte ich lächelt zu Keanu: “Ab morgen werde ich wieder im Büro arbeiten und du kannst mich nicht davon abhalten dir mindestens drei Stunden Arbeit am Tag abzunehmen.“ Natürlich wusste ich das er das alles gerne alleine machen wollte und alle wollte ich ihm ja auch nicht abnehmen, doch ich wurde schließlich auch für arbeiten bezahlt. Ich hörte Saras Magen knurren und bevor jemand merken konnte das es ihrer war hielt ich mir den Bauch. „Ähm ich glaube ich sollte für uns mal etwas zu essen kochen. Habt ihr später Lust alle zusammen zu essen?“, fragte ich in die Runde. Schließlich blieb mein Blick bei Nael hängen und ich lächelte ihn an. Jap ich war hoffnungslos verliebt in ihn.
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Keanu Nakai

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptyFr Nov 06, 2020 6:57 pm

Sara schien gerade auf meine Frage, wer denn das sei antworten zu wollen. Sie wurde aber unterbrochen indem der Typ sie schief angrinste und eine Hand auf ihre Schulter legte. Ich richtete mich etwas auf, versuchte Sara ganz genau zu beobachten. Sobald ich auch nur einen Schimmer von Unsicherheit oder sonst etwas unangenehmes in ihren Augen oder ihrem Gesicht hätte lesen können, hätte ich den Typen zurechtgewiesen. Doch sie schüttelte nur leicht ihren Kopf und ehe ich mich versah, hatte sich der blonde Junge in die Mitte von uns allen gestellt und verbeugte sich vor uns. Wohl wahr eine nicht ganz alltägliche Begrüssung. Und doch hatte ich im Zirkus schon genügend komische Vögel kennengelernt, dass ich mir ein entgleiten meiner Gesichtszüge hoffentlich verkneifen konnte. Er schaute auf und schnappte sogleich meine und Naels Hand und gab uns je einen Kuss auf den Handrücken. Nun war ich perplex. Wen um Himmelswillen hatten die beiden da nur angeschleppt? Oder war er ihnen wohlmöglich auf dem Zirkusareal über den Weg gelaufen? Ich hoffte nur, dass er sich unseren Lieben gegenüber geziemt verhalten hatte. Dann stellte sich der Typ vor. Nach dem dritten oder vierten Namen hatte ich, um ehrlich zu sein den ersten schon wieder vergessen. So kam es, dass ich nach seiner Vorstellung noch genau so viel wusste, wie davor. Und dass sich dieser Mensch wohl in der Epoche oder zumindest im Ort geirrt hatte. Meine Bemerkung, dass er wohl falsch liege und wir hier kein Irrenhaus seine verkniff ich mir. Ich wusste, dass nicht immer der passende Moment für Spässe war und die Situation hier konnte ich wirklich nicht einschätzen. Während er sich kurz umdrehte, schaute ich fragend zu Nael, nur um meinen Blick gleich wieder auf Sara und Maike, beziehungsweise kontrollierend auf den blonden Typen, zu richten.
Als er dann nach einem Handy oder Werkzeug fragte, griff ich schon in meiner Hosentasche nach meinem Handy. So wäre er dann zumindest wieder irgendwo weg gegangen und wäre nicht mehr unser Problem gewesen. Doch noch ehe ich das Handy aus meiner Tasche fischen konnte, hörte ich ein einzelnes Klatschen. Ich schaute hoch und sah, wie sich Sara selbst ein Facepalm gab. Beinahe zeitgleich begann der blonde Junge zu lachen. Nun war ich wirklich verwirrt. Der Typ schwafelte etwas von «Sorry Kleines» und «D`Artagnan», drehte sich dann zu uns um und entschuldigte sich, er sei Saras älterer Bruder. Mein wohl inzwischen ziemlich skeptischer Blick verzog sich zu einem Grinsen und ich begann leise zu lachen. «Dann hätte ich meinen Kommentar bezüglich Irrenanstalt ja doch nicht zurückhalten müssen» meinte ich mit einem Grinsen. «Saras älterer Bruder also… freut mich! Ich bin Keanu, Saras Freund.» Ich machte einen Schritt auf Leonardo zu, wir gaben uns einen Handschlag und nachdem sich auch Nael vorgestellt hatte, fragte ich nach: «Was verschlägt dich denn zu uns? Ich muss ehrlich sagen, dass Sara noch nicht wirklich viel von dir erzählt hat…». Gespannt lauschte ich Leonardos Antwort.

Natürlich war Leonardo neugierig auf den Zirkus. So schlugen wir vor, ihn auf unserem Zirkusareal herumzuführen. Ich und Nael wollten davor aber noch kurz unsere Dinge zusammenpacken, dass die Manege wieder frei wäre, falls jemand anderes darin proben wollte. Als wir rüber gehen wollten, meinte Maike lächelnd zu mir, dass sie ab morgen wieder im Büro arbeiten wolle und ich sie nicht davon abhalten können werde. Ich seufzte und schaute in ihr lächelndes Gesicht. Ich wusste, dass sie es nur gut meinte. Und ich wusste, dass ich wohl echt keine Chance hatte, wenn sie sich das so in den Kopf gesetzt hatte, dass sie mir diese nicht vorhandene Chance gleich aufzeigt. Also lächelte ich sie ebenfalls an und meinte: «Na gut, wenn du es wirklich so willst. Dann werden wir wohl die eine oder andere kleine Aufgabe für dich finden. Hoffentlich haben wir genügend Arbeit für uns beide.» fügte ich ironisch hinzu und zwinkerte ihr zu.
Plötzlich hörte man ein Knurren und Maike hielt ihren Bauch. Sie schien Hunger zu haben und schlug sogleich vor, etwas für alle zu kochen. Freudig stimmte ich zu «Ich würde mich freuen, mich wieder einmal an deinen Kochkünsten zu laben meine liebe Hobby-Schwägerin.» meinte ich mit einem schelmischen Grinsen. «Wir könnten ja sonst zusammen den Rundgang über das Zirkusareal machen und dann zusammen essen. Oder zusammen kochen wenn du Hilfe brauchst. Was haltet ihr davon? Und Leonardo, gibt es Dinge, die du besonders gerne sehen möchtest?»
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Nael Nakai

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptyFr Nov 06, 2020 8:04 pm

Ich hatte in meinem Leben ja schon einige verrückte Dinge erlebt. Sei es in der Manege, in der Schule oder auf der Strasse. Zugegeben, die meisten wirklich skurrilen Sachen waren unter dem Einfluss von Drogen geschehen. Und so war das auch der erste Ort zu dem meine Gedanken gingen, als dieser blonde Typ ziemlich selbstsicher auf uns zukam, sich verbeugte und zu meiner Irritation auch noch nach unseren Händen griff und uns einen Handkuss gab. Ich wischte mir möglichst unauffällig den Handrücken an meiner Trainingshose ab und kehrte zu meinem ersten Gedanken zurück während ich seinem wirren Gerede lauschte. Was für Drogen verursachten denn bitte ein solches Verhalten? Ich kannte Pillen die jemanden komplett lethargisch machten, Pülverchen die zu Aggressionen oder Halluzinationen führten, Tabletten die dich alles lustig finden liessen und sogar Flüssigkeiten die zu Depressionen führen konnten. Aber dass sich jemand wie eine Art Adliger aus den Filmen verhielt, war mir komplett neu. Doch mit den ganzen synthetischen Drogen, die inzwischen auf die Strassen gekommen waren, war wohl so ziemlich alles möglich. Vielleicht war ja etwas schief gegangen und löste nun so etwas wie multiple Persönlichkeiten aus?
Ich war etwas in Gedanken abgedriftet gewesen, doch als Sara sich vor die Stirn schlug und der Typ sich dann schliesslich ganz normal als ihr älterer Bruder vorstellte war auch ich wieder dabei. Dann war das alles wohl bloss ein - in meinen Augen immer noch etwas skurriler - Scherz gewesen. Keanu fasste sich als Erster von uns und begrüsste den Neuankömmling. Er stellte sich vor und schlug dann bei dem Blonden ein, ehe er wieder einen Schritt zurück neben mich trat. Dass hiess dann wohl, dass ich nun dran war.

"Nael, ich gehör' zu Maike. Keanu und ich sind Brüder", stellte auch ich mich vor und erklärte auch gleich noch, über welche Ecken ich etwas mit seiner Schwester zu tun hatte. Denn wenn ich ihn wäre, hätte ich das wahrscheinlich wissen wollen. Meine Hand behielt ich allerdings bei mir, schliesslich wollte ich nicht noch einen Handkuss riskieren. Das fiel allerdings nicht zu gross auf, denn kaum hatte ich fertig gesprochen, fragte Keanu auch schon nach, was er den hier tun würde. Anscheinend hatte Sara ihren Bruder auch ihm gegenüber noch nicht wirklich erwähnt. Was das wohl bedeutete?
Leonardo war neugierig auf den Zirkus, weshalb Keanu auch sofort anbot ihn auf dem Zirkusareal herumzuführen. Zuerst mussten wir allerdings noch die Manege aufräumen, sodass sie frei war, sollte jemand anders trainieren wollen. Und das taten wir dann auch. Ich hatte gerade erst meine Stoffjacke wieder übergezogen und meine Wasserflasche aufgelesen, als ich mit einem Ohr hörte, wie Maike Keanu verklickerte, dass sie ab sofort mindestens drei Stunden am Tag im Büro mithelfen wollte.
Einerseits war ich froh darum. Es war offensichtlich, dass Keanu momentan an der Grenze seiner Kräfte war, auch wenn er das nie zugeben würde. Und ich konnte ihm nicht wirklich etwas abnehmen, denn ich vermutete, dass es bloss wieder in einem Streit enden würde, wenn ich ihn darauf ansprach.
Andererseits war ich jedoch auch ziemlich besorgt um Maike. Sie sollte sich nicht übernehmen. Deshalb stellte ich mich auch zu meiner Freundin, nachdem Keanu ihr zugesichert hatte etwas Arbeit für sie zu finden, und berührte sie einmal kurz an der Schulter, damit sie mir ihre Aufmerksamkeit schenkte. "Mit angemessenen Pausen, versprich mir das."

Ein knurrender Magen durchbrach kurz darauf die Stille und Maike machte schnell klar, dass das wohl sie gewesen war - was mich ziemlich komisch dünkte. Schliesslich stand ich direkt neben ihr und hatte eher das Gefühl gehabt, dass es aus Saras Richtung gekommen war. Doch ich dachte mir nichts weiteres dabei, vor allem da Keanus Bezeichnung meiner Freundin als seine 'Hobby-Schwägerin' mich wieder an den Ring in meinem Geldbeutel erinnerte. Wenn ich doch nur diese anderen Dinge geregelt bekommen würde...
Wir hatten unsere Sachen zusammen gesucht und machten uns nun auf den Weg in Richtung des Ausgangs, während Keanu vorschlug, dass wir einen Rundgang machen und danach zusammen essen könnten. Oder auch zusammen kochen, wenn Maike Hilfe brauchen würde. Ich nickte leicht und griff sanft nach Maikes Hand. "Sag einfach, wenn du Hilfe brauchst."
Wir traten aus dem Zirkuszelt und Sonne blendete mich für einen Moment so stark, dass ich ein paar Mal blinzeln musste um mehr als nur Schemen erkennen zu können. Als ich dann alles wieder scharf und in Farbe sah, drehte ich mich zu meinem Zwilling, seiner Freundin und deren Bruder um. "Wo sollen wir anfangen? Oder wollt ihr die Tour alleine machen und Maike und ich gehen schon mal das Essen vorbereiten?"


Zuletzt von Nael Nakai am So März 05, 2023 11:25 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySa März 04, 2023 3:33 pm

_____Kleiner Zeitsprung______

Der Besuch meines Bruders kam zu einem Ende und ich musste sagen das ich das Ganze mit einem traurigen und einem glücklichen Auge sah. Ich kannte ihn nur zu gut und seine nervige Art und das ganze flirten gehörte einfach zu ihm und zu meiner Kindheit. Es war wie zu Hause sein und das liebte ich einfach. Er versprach mir nichts von meinem Leben im Zirkus zu verraten und ich war froh drum. Meine Mutter und mein Vater sollten es auf keinen Fall so erfahren. Ich wusste das ich es ihnen sagen musste, doch dafür brauchte ich einfach noch die richtigen Worte.
Die Zeit mit Leo war jedoch auch eine harte Probe für Nael, da er es einfach nicht sein lassen konnte mit Maike zu flirten. Ich wusste das er niemals so weit gehen würde etwas mit einer vergebenen Frau anzufangen, doch den ein oder anderen Kommentar konnte er sich dann doch nicht nehmen lassen. Maike nahm es jedoch sportlich und gab hin und wieder ihre Kommentare dazu, doch groß auf ihn eingehen tat sie nicht. Mein Eindruck war das sich Keanu ganz gut mit Leo verstand und das war mir sehr wichtig gewesen.

Ein Tag nachdem Leo nun weg war streckte ich mich noch einmal in meinem Bett. Keanu neben mir war schon weg und ich wusste das er immer sehr viel zu tun hatte. Das ganze beunruhigte mich schon etwas, doch Maike war dran. Sie war wirklich so unglaublich lieb und hatte sich um einen Großteil des Papierkrames gekümmert. Ich wusste das Keanu das eigentlich nicht zulassen wollte, da er fand das es seine Aufgabe war. Wenn ich auch nur etwas verstehen könnte, dann würde ich mich sofort dran setzen und Maikes Aufgaben übernehmen, doch ich war wirklich nicht sehr gut im Umgang im Organisatorischen. Chackas Krankheit hatte sich noch nicht wirklich verbessert und ich wusste das es alles eine Frage der Geduld und des Heilens war, doch hier im Zirkus ging es auch um Existenzen und diese Bürde und Verantwortung war nun auf den Schultern von den Zwillingen geladen. Wobei ich wusste das sich mein Schatz mehr Last auftrug. Ich musste ihn einfach ein bisschen mehr unterstützen und das ging einfach am Besten wenn ich ihn mit genug Essen und Liebe versorgte.

So stand ich auf und merkte gleich wieder einen Schwindel, das nahm leider in der letzten Zeit immer mehr überhand und das was Maike mir gesagt hatte ging mir immer wieder durch den Kopf. Schwanger zu werden passte gerade wirklich nicht ins Bild und deshalb hatte ich auch Angst einen Test zu machen. Ich hatte ihn gekauft, doch was tat ich wenn sich genau das bewahrheiten würde? Ich nahm mir das Wasserglas das neben meinem Bett stand und trank es leer. Kurz holte ich noch tief Luft und machte mich dann auf den Weg ins Bad. Es half alles nichts, ich musste es doch einfach wissen, da war es auch nicht gut ein Hasenfuß zu sein.

Während ich auf das Ergebnis wartete ging ich unter die Dusche. Ich musste mich ablenken und das war einfach einer der besten Wege. Ich zögerte das Duschen unnötig lange heraus. Das warme Wasser tat mir wirklich gut und dennoch musste ich irgendwann auf das Ergebnis schauen. So wickelte ich mir mein Handtuch um und griff nach diesem Test. Das Ergebnis war ziemlich deutlich und die zwei Striche konnte ich mir auch nicht einbilden. Schwanger! Ich war schwanger und hatte ein Baby im Bauch. Ein Baby mit Keanu. Meine Hand ging zu meinem Bauch und ich wusste nicht was ich tun konnte, wohin ich mit meinen Gefühlen sollte und wie ich es am besten Keanu beibringen sollte. Wie konnte er damit umgehen? Er hatte doch aktuell nicht wirklich einen Kopf dafür. Das würde alles verändern. Ich konnte nicht mehr auftreten und in einer Woche sollte doch die Show wieder los gehen. Überall wurden schon Karten verkauft mit dem Showprogram. Ich konnte doch nicht auf dem Ring gehen wenn ich wusste das ein kleines Baby in meinem Bauch war. Zudem musste ich zum Frauenarzt und wissen wie weit ich schon war. Das alles überforderte mich gerade einfach.

Irgendwie schaffte ich es mich anzuziehen und in die kleine Küche zu gehen. Dort bereitete ich in Gedanken das Frühstück vor und dabei lag der Test auf dem Küchentisch. Ich musste es Keanu verraten. Er sollte nicht im ungewissen sein, das würde er mich sicherlich nicht verzeihen. So stellte ich alles auf den Tisch und dann saß ich da und wartete. Den Test ganz fest in der Hand und als er die Tür öffnete rutschte mir mein Herz in die Hose. Er kam auf mich zu und küsste mich. Als er dann saß musste ich einfach das raus bringen, er sah mich eh schon fragend an weil ich mich nicht normal verhielt"Ich muss dir etwas sagen. Keanu ich weis wie viel du gerade um die Ohren hast und ich.... also wie soll ich das jetzt am besten sagen? Ich bin.. wir... Ich bin schwanger." Mein Mund fühlte sich ganz trocken an und ich streckte mich zitternden Händen den Test zu ihm.
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Maike Debbler

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySa März 04, 2023 8:23 pm

Der Besuch von Leonard brachte etwas Schwung in den Alltag und gleichzeitig auch alles durcheinander. Ich kam mit ihm klar, doch ich wusste wie nervig Nael in fand. Immer wieder bekam ich Komplimente und immer wieder steckte Nael diese mit einem brummen weg, doch ich nahm das alles nichts ganz so ernst. Für mich war klar das es Nael war und es würde niemand etwas ändern können.

Im Zirkus so etwas wie einen Alltag zu bekommen war nicht besonders einfach, doch ich versuchte gewisse Rituale zu finden die mir gut taten und da gehörte auf alle Fälle das Laufen am Morgen zu. Schon an der Edac war ich das angefangen und es hier weiter zu machen war wirklich gut. Ich wusste zwar das ich nicht übertreiben durfte und versuchte wirklich das es nur ein Ausgleich zu meinem Tag sein durfte. Meine Arbeit war zur Zeit nicht wirklich viel mit Bewegung und aus diesem Grund brauchte ich einfach die Bewegung am Morgen. Nach der Morgenrunde ist mein erster Weg in die Küche um Nael einen Kaffee zu kochen und ihn diesen ans Bett zu bringen. Mit einem guten Morgenkuss verabschiedete ich mich schließlich ins Bad und duschte. Ich konnte Nael bereits hören wie er sich in der Küche zu schaffe machte und das Frühstück zubereitete. So waren die letzten Morgende immer abgelaufen und ich liebte es. Es fühlte sich wie zu Hause an und das tat mir gut.

Ich setzte mich zu Nael und strahlte ihn an." Na, hat du gut geschlafen?" Ich biss in mein Brot und nahm mir meine Tasse mit Kräutertee. Das Wetter hier war ein wenig verdreht und ich musste mich noch etwas daran gewöhnen das es hier zur Zeit nicht gerade die wärmste Jahreszeit war. Doch das ganze war schon okay. In Deutschland hätten wir zwar jetzt Spätsommer, doch wenn es dort super kalt wird ist es hier wunderschön und ich freute mich jetzt schon ins Meer zu springen. "Wie sieht dein Plan für heute aus? Ich selber bin gleich mit Albert verabredet und er möchte mir noch einmal ganz genau alles Schritte durchgehen. Die Show geht ja in einer Woche los und er hat ganz offensichtlich Angst das ich es nicht auf die Kette bekomme." Es war wirklich anstrengend mit dem Alten, doch ich wollte es auf keinen Fall Nael und Keanu sagen. Hier war so viel zu tun und ich wusste das Albert ein guter Freund von Chacka war. Zudem Fokussierte ich mich gerade doch sehr viel auf das Büro. Keanu hatte so viel zu koordinieren. Wenn jemand der Artisten Probleme hatte und wenn ihnen etwas auf den Herzen lag, dann richteten sie sich zuerst an Keanu. Sollte etwas nicht mehr funktionieren und kaputt sein so war dann doch Nael die erste Anlaufstelle. Ich wollte wirklich so viel mehr tun, doch ich wusste das ich schon eine Menge tat wenn ich mich um die Zettelwirtschaft kümmerte. Immer wenn ich dachte das ich das ganze Chaos bezwungen hatte kam dann die Post und mein Schubfach war wieder ziemlich soll. Ich hatte mit Keanu ein System ausgearbeitet mit dem wir uns nicht gegenseitig die Arbeit klauten und so hatte jeder eine Ablage die er zu bearbeiten hatte. Ich hatte zu Keanu gesagt das ich ihm drei Stunden abnehmen wollte, doch so kurz vor der Show war es dann doch sehr unrealistisch. Ich koordinierte den Ticketverkauf der seit ein paar Jahren auch online laufen sollte und indem ich besondere Anfragen nachging. Rollstuhlgerechte Sitzgelegenheiten waren da ganz oben auf der Liste. Manchmal wusste ich selber nicht mehr wo mir der Kopf stand, doch dann machte ich mir bewusst was alles geleistet wurde und ich war einfach nur stolz. In mir wusste ich das es ein Teil war den ich unbedingt machen wollte. Schon immer lag mir das Ganze sehr gut. Selbst als ich an der Edac war hatte ich noch den ein oder anderen Termin für meine Eltern zu Hause organisiert. Hier war es definitiv wichtiger und hatte mehr Bedeutung. Ich hatte Verantwortung und ich wollte lernen dieser gewachsen sein. Allein diese Tatsache zeigte mir das ich nicht mehr der kleine Teenager mehr war.

"Ich weiß nicht ob ich es zum Mittagessen schaffe. Ist noch ein bisschen etwas zu tun, aber so gegen drei wollte ich eigentlich eine größere Pause machen. Vielleicht hast du dann ja auch zeit." Mein Freund gegenüber von mir war wirklich fleißig und ich musste sagen das die harte Arbeit und das Training sich schon bemerkbar machte. Ich hatte ihn schon lange nicht mehr so fit gesehen wie er die letzte Zeit war. Ich wusste nicht wie genau es ihm mit Keanu nun ging. Das Letzte mal hatten wir vor Leonards Besuch drüber gesprochen und ich hatte auch nicht das Gefühl das er gerne darüber reden wollte. Das letzte Mal als ich ihn zu etwas gezwungen hatte war es Eskaliert und ich wollte etwas dazu lernen und ihm vertrauen. Wenn er wollte würde er mit mir drüber sprechen.
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Keanu Nakai

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySo März 05, 2023 12:45 pm

Leos Besuch neigte sich dem Ende zu. Auf die eine Seite war es eine sehr unterhaltsame Zeit mit ihm. Leo ist ein netter Kerl und hat lustige Ideen. Auf die andere Seite war ich auch nicht traurig, dass wieder etwas mehr Ruhe einkehren würde und man nicht an jeder Ecke mit einem Streich oder sonst einem Scherz rechnen musste. Zudem merkte ich, wie unangenehm es Nael war, da Leo immer wieder mit Maike flirtete. War ich damit früher zum Teil auch so mühsam? Neee kann nicht sein 😊

Maike übernahm einiges im Büro und auch wenn ich mir zunächst nicht eingestehen wollte, dort Hilfe zu benötigen, war ich doch sehr froh um ihre Hilfe. Sie entlastete mich sehr und machte ihre Arbeit sehr gut und gewissenhaft. Wir hatten mit den Schubfächern konnten wir gut beide arbeiten, ohne einander dazwischen zu pfuschen. So war die ohnehin schon stressige Zeit kurz vor dem Beginn der neuen Tour doch etwas entspannter.

Heute Morgen stand ich wieder früh auf, ich ging laufen und machte einige Sportübungen im angrenzenden Wald. Die frische Luft tat gut und ich kam ziemlich aufgestellt zu Sara in den Wohnwagen. Ich kam herein und küsste sie sogleich und wünschte ihr einen guten Morgen. Meine Süsse sass am Frühstückstisch und sah irgendwie aufgewühlt aus. Ich sah etwas in ihrer Hand, konnte aber nicht zuordnen, was es war. Mit einem fragenden Blick setzte ich mich langsam auf den Stuhl und betrachtete Sara.   Hatte ich etwas falsch gemacht? War sie wütend auf mich? Enttäuscht? ging es mir durch den Kopf. Doch ich wusste nicht, was es hätte sein können. Doch bevor ich wirklich nachfragen konnte oder mir noch mehr Szenarien im Kopf herumgeisterten öffnete Sara ihren Mund und begann stockend zu erzählen. «… schwanger.» Meine Augen weiteten sich, es fühlte sich an, als würde jemand den Stuhl auf dem ich sass einfach wegziehen und ich würde einfach nur fallen. Sara streckte mir das Ding in ihrer Hand entgegen und ich betrachtet es. Trotz der Info von ihr musste ich das Ding zweimal anschauen, um zu begreifen, dass es sich um den positiven Schwangerschaftstest handelt. Schwanger… Holy shit… Sara bekommt ein Kind. Nein, fuck… Wir bekommen ein Kind. Ich bin der Vater. Also nehme ich doch an? Nein, sie sagte «wir», ganz deutlich. Kann ich das? Bin ich der Typ dazu, Vater zu sein? So war es doch nicht geplant. Auf jeden Fall NOCH nicht. Was sollen wir jetzt schon mit einem… Baby? Meine Gedanken kreisten ununterbrochen, während ich noch immer auf den Schwangerschaftstest starrte. Ich legte ihn auf den Tisch, raufte meine Haare und mein Blick schweifte aus dem Fenster des Wohnwagens. Die Luft fühlte sich stickig an, ich musste nach draussen. Mit einer abrupten Bewegung stand ich auf. «Sorry mein Schatz, ich brauch kurz nen Moment»

Draussen setzte ich mich kurz auf den Boden. Ich wollte mir noch gar nicht ausmalen, was das für unsere Zukunft alles bedeuten wird. Ich hatte den Drang direkt zu Nael zu laufen. Ich muss das mit ihm besprechen. Plötzlich merkte ich, wie egoistisch ich mich verhalte. Sara wird wohl von dem Ganzen genau so geschockt sein. Sie betrifft ja das Ganze genau so, beziehungsweise eigentlich noch mehr. Ich atmete kurz tief durch, stand wieder auf und ging zurück zu Sara in den Wohnwagen. Sie sass noch immer, scheinbar geschockt am Tisch, ich ging zu ihr und schlang meine Arme von hinten um sie. Sanft drückte ich ihr einen Kuss auf die Haare. «Tut mir leid mein Sonnenschein, ich habe absolut nicht mit dem gerechnet. Wir werden das hinbekommen, Liebling. Egal für was du dich Entscheidest ich werde dich unterstützen. Wenn du noch nicht bereit bist, gibt es Wege. Und falls wir bereit sind, dann schaukeln wir das Baby schon. Du wärst bestimmt eine wundervolle Mutter.» Hierbei bildete sich bei mir ein Kloss im Hals. Sie wäre eine tolle Mutter. Doch konnte ich ein Vater sein?

Sara drehte sich in meiner Umarmung und schlang ihre Arme um meinen Hals. Ich deckte ihr Gesicht mit Küssen ein.  Die Stirn, die Wangen, die Nase, das Kinn und den Mund. Dann setzten wir uns zunächst schweigend auf den Boden im Wohnwagen. Ich hielt sie fest in meinen Armen.  Irgendwann begannen wir die Stille zu durchbrechen und Sara erzählte mir, dass sie von dem Ganzen genau so überrascht und geschockt sei. Das Kind nicht zu behalten sei aber niemals eine Option für sie. Ich spürte, wie ich gleichzeitig erleichtert aber auch deutlich angespannter war. Ich war froh, dass sie sich eine Abtreibung nicht vorstellen konnte, ich weiss nicht ob ich mir das hätte vorstellen können. Auf die andere Seite machte diese Entscheidung das Ganze schon so definitiv.

Nach meinem Gespräch mit Sara ging ich Nael suchen. Ich musste das mit meinem Zwillingsbruder besprechen. Mit Sara hatte ich bereits abgemacht, dass ich es Nael erzählen darf. Ich soll ihn einfach bitten, es Maike nicht zu sagen. Das wollte Sara selbst tun. Den anderen vom Zirkus wollten wir noch nichts sagen. Das Ganze war noch zu früh und wir wollten es zuerst selbst verarbeiten.
Ich entdeckte Nael, wie er gerade einen Teil der Tribüne reparierte. Auch er war im Endspurt bevor mir mit der neuen Tour anfingen. Ich ging zu ihm hin und klopfte ihm auf die Schulter «Hey Nael..» er drehte sich um und schaute zu mir. Ich lächelte ihn etwas gequält an. «Ich brauch dich für nen Moment, ich muss mit dir sprechen» Nael schaute mich fragend an, stand aber sogleich auf. Etwas weiter rechts setzten wir uns auf die Tribüne und nachdem ich meinen Blick kurz durch die Manege schweifen liess um sicher zu gehen, dass uns niemand belauschte schaute ich wieder zu Nael. «Sara ist schwanger.» mehr bekam ich nicht heraus. Noch immer wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Nael schaute mich geschockt und verwirrt an. «Shit, Keanu! Äh, ich meine kein Shit. Oder doch? Wie finden wir das Ganze?» durchbrach Nael die Stille. Trotzdem, dass ich noch immer etwas geschockt war, musste ich anfangen zu lachen. Seine unsicherer Reaktion wie er das jetzt finden soll war einfach zu komisch. Ich umarmte ihn und meinte dann: «Ich habe ehrlich gesagt noch keine Ahnung, wie wir das Ganze finden. Momentan fühle ich mich bloss heftig überfordert. Aber es tut wirklich gut, dir das Ganze anvertrauen zu können.» Ich knuffte Nael in den Arm. «Aber es wäre gut, wenn es für den Moment noch niemand anderes erfährt. Und Sara möchte es Maike gerne selbst erzählen. Wäre es möglich, dass du es bei ihr nicht von dir aus ansprichst? Wir haben auch noch keine Ahnung wie weit Sara wirklich ist.»
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Nael Nakai

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySo März 05, 2023 3:27 pm

Wie beinahe jeden Morgen, war es Maikes Wecker, der mich aus dem Schlaf rüttelte. Ich drehte mich zur Seite und schlang meine Arme um sie, wohlwissend dass ich sie auch so nicht viel länger im Bett halten konnte. Dafür war meine Freundin zu sehr der Morgenmensch; sie musste einfach raus, um sich zu bewegen. Dennoch genoss ich die paar wenigen Minuten, in denen sie sich zurück zu mir kuschelte nachdem das störende Piepsen verstummte. Als sie dann das nächste Mal unruhig wurde und langsam von mir wegrutschte, liess ich sie gehen. Mit ihrer Wärme und dem wohligen Gefühl ihres Körpers verschwand dann aber auch direkt die gute Laune und ich drehte mich mit einem Seufzer auf den Rücken. Ich hatte mich noch nie in Keanus Liebesleben eingemischt und mir war auch bewusst, dass gerade auch nicht der beste Zeitpunkt war damit zu beginnen, aber der Besuch von Saras Bruder hatte mich beinahe so weit getrieben.
Seine dauerhafte gute Laune, das dicke Grinsen und übertriebene Verhalten gingen mir gehörig auf die Nerven aber wirklich heftig an mir nagten die ständigen Avancen Maike gegenüber. Wie dreist konnte man sein?
Sie hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass sie vergeben war und ging auch in der Regel nicht weiter auf seine Kommentare ein — ansonsten hätte ich den Typen längst eigenhändig aus dem Camp verfrachtet — aber die ständige Flut an Komplimenten mit der er sie überhäufte, brachte mich regelmässig innerlich zur Weissglut. Das war immer mein Ding gewesen; meine Aufgabe ihr zu sagen, wie unglaublich sie war. Ich kannte ihr leicht verlegenes Lächeln besser als jeder andere. Und auch wenn sie es meistens herunterspielte, ein paar Mal hatte Leonard genau dieses Lächeln entlocken können. Und ich war beinahe explodiert.
Es grenzte an ein Wunder, dass es bei ‘beinahe’ geblieben war. Ich hatte glücklicherweise genug Arbeiten gehabt, bei denen ich die angestaute Wut rauslassen konnte. Und die regelmässigen Trips in die Stadt halfen auch dabei, etwas Distanz zu dieser ganzen Sache zu gewinnen. Auch wenn dieser Dorftrottel ein blaues Auge verdient hatte, ich war froh, dass es nicht so weit gekommen war. Maike hatte meine Eifersucht noch nie gemocht und ich wollte nicht mit ihr streiten. Sie hatte sowieso für meinen Geschmack schon wieder viel zu viel um den Kopf, mit all der Arbeit, die sie Keanu abnahm.  

Das Geräusch der Glastüre, die unten zugezogen wurde, riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich nach links und beobachtete durch das kleine Fenster, wie Maike den Platz vor unserem Häuschen überkreuzte und dann in Richtung Strand davonlief, vorbei an Keanus Jeep. Das Auto war ziemlich verspritzt von der Fahrt durch den Regen, gestern. Von der Fahrt ihn die Stadt, um Leonard wegzubringen. Der Typ war endlich weg, wie konnte ich das vergessen?
Erleichtert und direkt wieder etwas besserer Laune drehte ich mich zurück nach rechts und zog mir die Decke über den Kopf, um noch ein paar Minuten zu schlafen.
Ich war tatsächlich nochmals eingeschlummert und erwachte erst wieder, als der Duft von Kaffee zu mir hochstieg. Es dauerte keine zwei Minuten, bis ich Schritte auf der Treppe hörte und Maikes Kopf hinter dem Bett erschien. Sie stellte die Tasse auf den Nachttisch und ich stütze mich auf meinen Unterarmen auf, um ihr dafür einen langen Kuss zu geben. «Danke.» Maike erwiderte den Kuss und verschwand dann aber auch wieder, um mich in Ruhe wach werden zu lassen. Aufstehen war mir schon immer schwer gefallen und das änderte sich auch nicht, egal wie lange wir zusammen waren. Als unten dann jedoch die Dusche anging, setzet ich mich auf und griff nach dem Kaffee. Die braun-schwarze Brühe rüttelte mich schnell wach, sodass ich bereits fertig angezogen war und das Frühstück vorbereitet hatte, als Maike aus der Dusche kam.

«Na, hast du gut geschlafen?» fragte sie und nahm einen Bissen von ihrem Brot.
«Ganz ehrlich? Ja, aber nichts war besser als die Realisation, dass Saras Bruder heute nicht mehr hier sein wird», gab ich zu. «Der Typ ist mir echt auf die Nerven gegangen…»
Ich steckte mir den letzten Bissen meines Brots in den Mund und wollte sie gerade fragen, was ihr Plan für heute war, als sie mir zuvorkam.
«Nimm’s nicht persönlich», sagte ich auf Ihre Ausführung zu Alberts Paranoia bezüglich der Show. «Er hat nicht grundlos bisher ohne Assistentin gearbeitet. Die sind ihm alle davongelaufen, weil er so perfektionistisch ist. Es liegt also nicht an dir.» Ich griff nach ihrer Hand und drückte ihr einen Kuss auf den Handrücken. «Du machst das bestimmt ganz toll
Maike fuhr fort und erklärte, dass sie wahrscheinlich nicht zum Mittagessen kommen würde. Das kam mir eigentlich ganz gelegen. «Kein Problem, ich hab’ mich um Zehn mit Keanu zum Training verabredet und wollte danach eh noch in die Stadt. Von daher passt das gut. Was hältst du davon, wenn wir um Drei zusammen zum Strand rüber gehen? Das Meer ist noch zu kalt zum Schwimmen, aber am Strand ist es in der Sonne schon ziemlich gemütlich», schlug ich vor und sie willigte sofort ein.
«Super,» erwiderte ich und räumte meine Tasse und den Teller in die Abwaschmaschine. «Dann treffen wir uns am Nachmittag hier
Maike hatte sich ebenfalls erhoben und kam nun mit ihrem Teller und der Tasse auf mich zu. Ich nahm ihr beides ab und stelle es ebenfalls in die Abwaschmaschine, bevor ich meine Arme um sie schlang und sie näher zu mir zog. «Ich freu mich auf heute Nachmittag, nur wir zwei. Das kam ein wenig zu kurz in letzter Zeit und das tut mir echt leid
Ich hielt sie einen Moment lang einfach fest, bevor ich ihr einen langen Abschiedskuss auf die Lippen drückte und zur Tür ging. Dort schnappte ich mir meine Stoffjacke vom Haken und schlüpfte in meine Sneaker. Ganz gehen konnte ich dann aber doch noch nicht. «Bis später. Vergiss nicht etwas zu Mittag zu essen, ja?», bat ich sie und öffnete die Tür auch erst, als sie zustimmend genickt hatte. «Danke, ich liebe dich.»

Auf dem Weg zum Zelt hinüber traf ich schon den einen oder anderen Artisten. So kurz vor Tourneebeginn war beinahe überall ein geschäftiges Gewusel. Auch ich hatte noch ein paar Dinge zu tun und es war mir ganz recht, dass ich beinahe zwei Stunden vor dem Training mit Keanu schon im Zelt war. So hatte ich noch die Gelegenheit, mir die Verstrebungen der Tribüne anzuschauen und sicherzustellen, dass diese auch überall sicher genug waren.
Das Zelt war am frühen morgen noch leer und das blieb es auch für eine ganze Weile. Erst etwa eine halbe Stunde nachdem ich angefangen hatte, hörte ich wie die Plane vor dem Eingang zurückgezogen wurde. Mich störte es nicht gross, ich konnte hier weiterarbeiten, auch wenn jemand die Manege für sich beanspruchte. Auch die Artisten hatte es bisher nie gestört, wenn ich gleichzeitig im Zelt war. Daher war ich ziemlich überrascht, als mir jemand auf die Schulter klopfte. Zu meiner Überraschung war es dann aber doch kein Artist, sondern Keanu der mit ziemlich gequälten Gesichtsausdruck anlächelte.
«Ich brauch dich für ‘nen Moment, ich muss mit dir sprechen», sagte er und mir wäre beinahe der Hammer aus der Hand gefallen. Irgendwie hatte ich sofort ein ungutes Gefühl und brachte daher auch gar kein Wort heraus.
Ist etwas mit Chacka? ging es mir durch den Kopf. Ich hatte ihn erst gestern Abend noch gesehen und da hatte er einen guten Eindruck gemacht. Doch ich hatte keine Ahnung, wie schnell so etwas umschlagen konnte…
Keanu nickte auf die Sitze rechts von uns und ich liess mich still neben ihm nieder. Sein Blick glitt durch die Manege und er schien nach den richtigen Worten zu suchen. Ich schluckte einmal schwer und bereitete mich innerlich schon auf das Schlimmste vor. Doch dann, kam es doch ganz anders.
«Sara ist schwanger», kam es aus Keanus Mund und dieses Mal entglitt mir das Werkzeug endgültig. Der Hammer schlug mit einem lauten Knall auf dem Holz auf, doch ich konnte mich nicht dazu durchringen ihn wieder aufzuheben. Stattdessen starrte ich meinen Bruder einfach geschockt an. Erleichterung vermischte sich mit Überraschung, Freude mit Angst — und ich hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte.
«Shit, Keanu!», war das Erste, was ich schliesslich herausbrachte. Doch das fühlte sich dann plötzlich auch wieder falsch an, schliesslich war das doch eine erfreuliche Nachricht. Oder?
«Äh, ich meine kein Shit… Oder doch?», stammelte ich. «Wie finden wir das Ganze?»
Zu meiner Überraschung begann Keanu darauf zu lachen. Und obwohl mich das nur noch viel mehr verwirrte, schwand mit seinem Lachen auch die Anspannung aus meinem Körper. Er legte seine Arme um mich und ich tat es ihm gleich. « Ich habe ehrlich gesagt noch keine Ahnung, wie wir das Ganze finden. Momentan fühle ich mich bloss heftig überfordert. Aber es tut wirklich gut, dir das Ganze anvertrauen zu können», gab Keanu zu und ich löste mich wieder etwas von ihm.
«Klar, das kann ich verstehen. Ich bin echt froh, dass du’s mir erzählt hast… Egal was du brauchst, ich bin für dich da.»
Keanu lächelte dankbar und knuffte mir in den Arm. Er und Sara wollten es aktuell noch niemand anderem erzählen und auch vor Maike sollte das Thema vorerst geheim gehalten werden. Zumindest, bis Sara es ihr selbst erzählen konnte.
Eigentlich gefiel es mir gar nicht, noch mehr Geheimnisse vor Maike zu haben. Aber ich verstand auch die Situation, in der er und Sara sich gerade befanden, sehr gut. Daher nickte ich schliesslich und fuhr mir einmal durch die Haare. «Ich kann sie nicht anlügen Keanu. Aber solange sie mich  nicht direkt fragt, werde ich ihr nichts erzählen. Versprochen

Wir sassen beide einen Moment lang still nebeneinander auf der Tribüne, beide noch ziemlich geschockt und überfordert mit der Situation. Und plötzlich fühlte ich mich um einige Jahre zurückversetzt, als ich wütend durch ein abbruchreifes Haus gestürmt war und mir beinahe die Hand an einer Wand gebrochen hatte.
«Erinnerst du dich an Louise? Die Rothaarige aus der Gang, mit der ich im ersten Jahr an der EDAC mal kurz was hatte?» fragte ich schliesslich.
Keanu sah mich etwas verwirrt an, nickte dann aber.
«Sie hat ein Kind bekommen, kurz bevor wir fürs zweite Jahr zurück an die EDAC sind. Ich war in die Stadt gefahren, wollte eigentlich nur ein paar Dinge klären und nach Nick schauen. Und dann ist sie plötzlich aufgekreuzt mit dem Baby und sagte, es sei meins…» Ich schüttelte leicht den Kopf bei der Erinnerung an diesen skurrilen Tag. «Ich bin total ausgerastet, hab sie angeschrien und mir beinahe die Hand gebrochen, als ich vor Wut gegen die Zimmerwand geschlagen habe. Ich war komplett überfordert mit der Situation», gestand ich. «Es hat sich dann später herausgestellt, dass es doch nicht mein Kind war und sie es mir einfach anhängen wollte, damit die andern sich um sie kümmerten. Aber der Schock ist geblieben…»
«Damals dachte ich die Wut kam davon, dass ich sie eigentlich gar nicht wirklich mochte und Maike und ich uns gerade nähergekommen waren… Ich hab’ erst viel später realisiert, dass es Angst war. Unsere Eltern haben nicht gerade eine Glanzleistung bei uns hingelegt und ich hatte panische Angst davor, dass ich das Leben dieses Kinds genauso versauen würde, wie sie es bei uns gemacht haben.» Ich konnte mir ein trockenes Lachen nicht verkneifen. Dann sah ich Keanu jedoch direkt in die Augen und umschloss seine Hand mit meiner.
«Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich ein guter Vater sein werde. Aber bei dir habe ich keine Zweifel. Du wirst grossartig sein
Keanu sah mich etwas unsicher an, doch ich fuhr unbeirrt fort. «All die Jahre, in denen ich mit Dad alleine war, habe ich mir nichts mehr gewünscht, als dass er endlich verstehen würde, wie sehr ich unter der Trennung von dir litt… Ich weiss nicht, ob er es echt nicht verstanden hat, dass das alles Hilfeschreie waren, oder ob er es einfach nicht wahrhaben wollte. Aber du hast es sofort erkannt. Du hast nicht mal zwei Tage gebraucht, um zu realisieren, was falsch war mit mir. Egal, wie übel es wurde, du hast nie aufgehört hinzusehen, nie aufgehört für mich zu kämpfen. Und genau deshalb wirst du ein wundervoller Vater sein. Dieses Kind wird einen Vater haben, der immer da ist. Der nicht aufgibt und für es kämpft
Ich schluckte den Kloss herunter, der sich in meinem Hals bildete. «Dieses Kind wird die Familie haben, die wir nie hatten. Mit einer Mutter und einem Vater, die immer für es da sind. Mit einem verrückten Onkel und einer kindervernarrten Tante. Und einem Grossvater. Und das alles, nur weil du nie aufgegeben hast. Ohne dich würde es das hier heute nicht mehr geben.»
Ich zog Keanu nochmal in eine Umarmung und drückte ihn fest an mich. Wir würden das irgendwie hinkriegen. Maike wäre wahrscheinlich am Anfang genauso geschockt, wie ich es gewesen war, aber dann würde sie sich freuen. Ich wusste, wie sehr sie Jill vermisste. Vielleicht würde ein anderes Kind dieses Loch ein wenig füllen können. Auch Chacka wäre wahrscheinlich nicht begeistert, aber auch er würde sich an den Gedanken gewöhnen. Schliesslich war es ja Keanu und nicht ich.

Beim Gedanken an Chacka zeichnete sich direkt noch ein anderes Bild in meinem Kopf ab. Und dieses hängte direkt wieder ein tonnenschweres Gewicht an mein Herzen. Ich wusste, dass Keanu wieder Kontakt zu unserer Mutter hatte. Wenn er und Sara Eltern wurde, würde sie das früher oder später auch erfahren, wahrscheinlich sogar ihr Enkelkind sehen wollen. Und das bedeutete, dass auch ich ihr früher oder später über den Weg laufen würde…


Zuletzt von Nael Nakai am Sa März 11, 2023 9:36 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Sara Visconti

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySo März 05, 2023 5:44 pm

Die Katze war aus dem Sack und Keanu reagierte genau so wie ich es vermutet hatte. Da war keine Freunde oder Begeisterung. Wir waren einfach noch so jung. Er war geschockt und genau das konnte ich verstehen. Ich selber fühlte genauso. Wie sollte ich das alles meinen Eltern erzählen? Sie wussten ja nicht einmal vom Zirkus und jetzt? Der Berg den ich mir angehäuft hatte wurde immer größer und ich wusste nicht wie genau ich da rüber kommen sollte. Keanu gegenüber von mir hatte auch keine Ahnung und er stand auf und an die Luft zu gehen. Nun saß ich hier alleine… Nein nicht alleine in mir war noch das Baby. Wie konnte so etwas Kleines unscheinbares alles so kompliziert machen? Ich war einfach zu geschockt, doch keine einzige Träne bildete sich in meinen Augen, dafür war ich nicht der Typ. Ich wusste schon nicht einmal mehr wann ich das letzte Mal geweint hatte. Selbst meine Eltern meinten das ich kaum geschriene hatte als Baby.

Und da waren wir wieder bei dem Baby. Ich war so unsicher was passieren würde in Zukunft, doch ich wusste das ich es nicht über mich bringen konnte dieses kleine Leben in meinem Bauch zu beenden. Das konnte ich moralisch nicht verkraften und wenn ich diese Entscheidung traf, dann war es an mir. Sollte Keanu nicht wollen… dann würde ich das alleine schaffen. Das wäre nicht seine Schuld und ich würde ihm keine Verpflichtungen zusprechen. Dafür liebte ich ihn einfach zu sehr.

So ganz war ich nicht im Hier und Jetzt und erst starke Arme um mich und ein Kuss auf meinem Hals weckten mich aus meinem Schock. Keanu entschuldigte sich das er mich alleine gelassen hatte. Für mich war es okay und als er dann noch sagte das ich entscheiden sollte und er an meiner Seite war kam Erleichterung in mir auf. Wir würden das Kind schon Schaukeln und das war genau das was ich hören wollte. Ich drehte mich zu ihm und holte mir all die Liebe von ihm ab die ich nur bekommen konnte. Die Küss beruhigten mich und sie gaben mir Kraft. Es dauerte, doch irgendwann brach ich dann die Stille. „Ich kann das Baby nicht abtreiben, das fühlt sich falsch an.“, war das Erste was ich sagte. „Ich hoffe du kannst mit der Entscheidung leben, denn ich bin der festen Überzeugung das ich es möchte.“ Damit hatte ich die Entscheidung gefällt. Es fühlte sich komisch an. Keanu wollte es gerne Nael erzählen und ich verstand. Der Rest sollte es erst noch nicht erfahren. Maike würde ich es sehr gerne selber sagen, doch ich wusste noch nicht wie genau. Zuerst musste ich ihr sagen das ich für die Show ausfiel und das war so wichtig das es nicht wirklich warten konnte. Eine Woche war eigentlich schon viel zu kurz um die Choreografie zu begreifen. Sie müsste super viel üben und da sie ja schon länger nicht mehr am Ring war durch den Sturz war es doppelt so schwer. On Top kam noch das sie ja auch super viel Zeit im Büro verbrachte und so kurz vor Beginn war das sicher auch eine große Aufgabe die sie nicht einfach so fallen lassen konnte. Keanu würde das nicht ganz alleine schaffen.

Keanu ging und ich wusste das ich mit Maike reden musste also machte ich mich auf den Weg zu ihr. Am Tinyhaus fand ich sie nicht und deshalb machte ich einen Blick in den Bürowagen. Leider war sie auch dort nicht zu finden. Ich schaute noch einmal weiter und fand sie bei Albert. Sie machten gerade einen weiteren Durchgang und ich hörte ihn brummen:“War schon besser, können wir so lassen. Achte einfach noch ein bisschen mehr drauf nicht im Weg zu stehen und gib mir pünktlich die Requisiten an, dann sollte das passen.“ Er war schon nicht besonders nett zu ihr, doch das war er bei fast niemand. Sie nickte und verabschiedete sich freundlich wie sie nunmal war. Kaum das sie vor mir stand schaute sie mich erschrocken an. „Hey Sara, mit dir habe ich gar nicht gerechnet. Alles klar bei dir?“ Ich zuckte die Schultern. Ich hatte mir erst einmal eine Ausrede überlegt wie ich dem ganzen Babythema noch etwas aus dem Weg gehen konnte. Zuerst musste ich alles wichtige beim Frauenarzt klären. „Naja ich muss gestehen das es nicht ganz der Fall ich. Ich falle aus für die Show. Habe mein Ohr in Entzündung und das schlägt auf mein Geleichgewicht. Deshalb ist mir auch so schwindelig. Das Problem ist das es nur noch eine Woche ist bis zum Auftritt und ich wollte dich fragen ob du dir vorstellen kannst meine Show zu übernehmen. Ich würde dich natürlich trainieren und dir alles genau beibringen.“ Ich konnte sehen das sie doch etwas überrumpelt war, doch die nickte.
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Maike Debbler

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySo März 05, 2023 5:53 pm

Am Frühstückstisch konnten wir noch einmal kurz den Tag besprechen und ich holte mir von meinem Schatz noch einmal etwas Motivation damit ich das ganze Training mit Albert überstehen konnte. Es war nun wirklich nichts worüber ich mich freute, doch es war eine Möglichkeit in der Manege zu stehen und die nutze ich natürlich. Zudem freute ich mich zu hören das er auch sehr beschäftigt war und wir somit am späten Nachmittag etwas Zeit zu zweit finden konnten. Der Strand schien eine gute Idee zu sein und ich sehnte mich schon förmlich nach der Zweisamkeit die wir bekommen würden.

Nael hatte sich zuerst erhoben um sein Geschirr weg zu räumen. Ich selber folgte ihm kurz danach und übergab ihm meine beiden Sachen. Kaum das er es weggeräumt hatte lagen auch schon seine Arme um meinem Körper und ich erlaubte mir etwas dichter an ihn zu rücken. „Ich freu mich auch auf heute Nachmittag. Es wird so toll werden.“ Dann gab er mir einen Kuss und ich spürte sie meine Beine ein wenig weicher wurden. Er schaffte es immer wieder mich so aus dem Konzept zu bringen. Doch dann hieß es auch schon zu gehen, doch bevor er ging musste er mich noch einmal dran erinnern das ich etwas zu Mittag essen sollte. Ich wusste das er sich nur Sorgen um mich machte ich deshalb nickte ich. „Ich schmiere mir gleich noch ein Brot und nehme einen Apfel mit.“ Das Versprechen war ihm wichtig und ich wusste wie groß die Sorge gewesen war. „ Ich liebe dich auch.“ Dann war er weg ich und belegte mir noch ein weiteres Brot und packe meine Sachen. Ich hatte meine Sportleggins an und schnappte mir noch einen Pullover den ich mir über meinen Sporttop zog. Dann ging der Vormittag auch schon wieder für mich los.

Albert war nun wirklich keine gemütlich Gesellschaft und auch seine Begrüßungen waren nicht besonders herzlich. Dennoch schafften wir es dann irgendwie alles noch einmal zu proben und ich war schon sehr gut zufrieden, doch leider war es für Albert nicht gut genug. Nunja es gab halt die Menschen bei denen das Glas auch immer nur halb leer war und so war es dann auch wohl bei dem Alten Zauberer. Ich wollte dennoch freundlich bleiben und nickte ihm zu. „Bis morgen, da gebe ich mir noch einmal mühe und ich denke dann wird das eine tolle Show.“

Ich schnappte meine Tasche und machte mich in Gedanken schon einmal auf den Weg zum Büro, doch soweit kam ich erst gar nicht. Um der nächsten Ecke stand Sara und ich wusste das etwas nicht ganz stimmen konnte. Auf meine Frage reagierte sie auch nicht wirklich gut zufrieden und sie erzählte mir von ihrem Ohr. „Ach Mensch wie blöd. Ich kann probieren das ich das noch lerne.“ bot ich an, doch ich wusste was das alles für eine Herausforderung werden würde. Mein Glück war das ich mir das Ganze schon angesehen hatte. So musste Sara nicht noch einmal an den Ring. „Hast du Zeit direkt zu üben?“ fragte mich Sara und ich nickte. „Ähm ja ich denke ich verschiebe das Büro auf später.“ Das würde bedeuten das ich Nael absagen musste und das machte mich schon traurig. Die Arbeit ging jedoch vor. Es sollte alles gut laufen und deshalb machten wir uns auf den Weg zum Trainingsplatz. Ich wusste das die Manege gleich besetzt sein würde und da war das die Beste alternative. Während ich mich dehnte und warm machte erklärte mir Sara schon eine ganze Menge. Ich wusste nicht genau wie ich das so kurzerhand schaffen sollte, doch ich würde das schon irgendwie packen. An der Edac war ich gewohnt das es solche Situationen gab. Der Start an der Schule war schon nicht einfach. Mein Stipendium hatte ich mir hart erarbeitet und das hier würde ich auch hinbekommen.

Dann ging das Üben auch schon los und nach drei Stunden am Ring spürte ich wie meine Muskeln anfingen zu brennen. „Kurze Pause ich muss essen und trinken.“ Erklärte ich. Irgendwie konnte ich spüren das es Sara nicht ganz passte, doch sie nickte nur. Es war für sie sicher auch nicht leicht. Es fühlte sich an wie versagen, also zu mindestens würde ich mich so fühlen, doch das durfte sie sich nicht einreden. „Hey, ich bekomme das noch hin.“ Versuchte ich ihr und biss von meinem Brot ab. „JA das hoffe ich. Sorry ich fühle mich einfach so schlecht.“ Gestand sie und ich nickte. „Mach dir keine Vorwürfe. Wir bekommen das schon alles hin." Ich würde mir auf alle Fälle große Mühe geben. Die nächsten zwei Stunden ging es dann weiter und ich versuchte mich immer wieder ein einer Figur die ich einfach nicht gepackt bekam. Imme rutsche ich ab und landete auf der Matte. Der Ring hin noch nicht so hoch und ich wusste das es auch noch nicht ging solange ich das nicht hinbekam. Sara meinte das sie noch los müsste um einzukaufen und sie selber hatte noch nichts gegessen. Ich nickte und verabschiedete mich mit einer Umarmung bei ihr. Sie bedankte sich noch ungefähr zehnmal bei mir und ich schenkte ihr ein Lachen. Danach konzentrierte ich mich jedoch weiter. Eigentlich musste ich schon im Büro sein, doch ich wollte wenigstens noch einmal diese blöde Figur schaffen.
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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySa März 11, 2023 6:48 pm

Nael äusserte, froh zu sein, dass ich ihm das Ganze erzählt habe. Zudem ergänzte er, dass er immer für mich da sei, egal was ich brauchte. Das tat wirklich gut zu hören. Natürlich hätten es Sara und ich auch so irgendwie auf die Reihe gekriegt. Aber zu wissen, dass noch mehr Leute hinter uns standen und uns darin unterstützen, machte das Ganze nochmals etwas weniger beängstigend. Dankbar knuffte ich Nael in den Arm.
Auf meine Bitte hin, es Maike nicht zu erzählen, reagierte Nael wenig begeistert. Ich verstand es absolut. Schliesslich war es ja eigentlich schön und richtig, dass er vor ihr keine Geheimnisse haben wollte oder konnte. Dennoch stimmte er meiner oder besser gesagt Saras Bitte zu. Mit der Ergänzung dies aber nur so lange zu machen wie sie ihn nicht direkt darauf ansprach. Das war vollkommen okay für mich. Schliesslich würde Sara es ihr bestimmt bald sagen. Die zwei waren ja inzwischen so gute Freundinnen geworden, was mich natürlich sehr freute. So hatten beide jemanden und man stelle sich vor, wenn sich meine und Naels Freundin nicht verstehen würden. Das wäre ja eine komplett blöde Situation und würde wohl auf die Dauer gar nicht gut gehen.

Nael übernahm das Wort wieder und fragte mich, ob ich mich an Louise erinnern würde. Ich war etwas verwirrt. Ich erinnerte mich an sie, doch ich hatte gerade keinen Plan auf was Nael mit ihr hinaus wollte. Also nickte ich etwas unsicher und hörte dann gebannt Naels Erzählung zu. Als er erzählte, dass es sich vor allem um Angst handelte, die ihn so austicken liess, formte sich wieder ein Klumpen in meinem Magen. Schliesslich ging es mir momentan nicht anders. Ähnliche Fragen waren mir schliesslich auch durch den Kopf gegangen. Was wenn ich das nicht kann? Was wenn ich kein guter Vater sein kann? Nael lachte etwas trocken und schaute mir in die Augen und umgriff meine Hand mit seinen. Als hätte er meine Gedanken diesbezüglich gelesen, versicherte er mir: "Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich ein guter Vater sein würde. Aber bei dir habe ich keine Zweifel. Du wirst grossartig sein.". Da war ixh mir bei weitem noch nicht so sicher. Unsicher schaute ich ihn an, doch er fuhr unbeirrt weiter. Bei Dieses Kind wird einen Vater haben, der immer da ist. Der nicht aufgibt und für es kämpft." verzog sich der Klumpen in meinem Magen langsam, statt dessen bildete sich in meinem Hals ein Klumpen. Ich war so gerührt von dem Ganzen. Ja ich würde das Kind auf jeden Fall immer beschützen wollen, für es kämpfen und immer für es da sein wollen. Aber wäre das genug? Konnte ich ihm damit alles bieten was es brauchte? Als Nael fortfuhr, dass unser Baby eine Familie haben wird, inklusive verrücktem Onkel und Kindervernarrter Tante, sowie einem Grossvater, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten. Nael zog mich erneut in eine Umarmung. Ich drückte ihn fest an mich. "Ich bin so unglaublich froh, dass ich euch alle habe. Dass wir euch haben. Dass das Baby euch haben wird. Es tut so gut, zu wissen dass wir damit nicht alleine sind."

Ich löste mich aus Naels Umarmung. Dann wischte ich mir mit dem Handrücken über die Augen, um die Tränen wegzureiben, hatte aber eher das Gefühl, sie noch weiter im ganzen Gesicht zu verteilen.  Ich hob meinen Blick in Richtung Zeltdach und blinzelte einige Male, um die verschwommene Sicht weg zu bekommen. Dann blickte ich Nael in die Augen und ergänzte: "Und ich bin echt froh, dass wir es wieder gut miteinander haben. Ich möchte mich nochmals richtig bei dir entschuldigen wegen... unserem Streit. Ich hätte es schon längst tun sollen, doch mein Stolz wollte es nicht so ganz zulassen. Aber um ganz ehrlich zu sein, kein Stolz dieser Welt wäre es wert, mit dir Streit zu haben, den wir nicht auflösen könnten. Dann soll sich mein Stolz halt in tausend Teile spalten und sich in einer Ecke verkriechen. Denn ohne dich nützt er mir genau gar nichts. Also Nael, es tut mir wirklich leid, dass ich mich einmischen wollte. Es ist absolut deine Entscheidung mit wem du Kontakt hast und wem du was verzeihen kannst. Und das ist auch richtig so. Ich darf dich nicht in eine Beziehung zu drängen versuchen, die für dich toxisch ist oder aus irgendwelchen anderen Gründen nicht stimmt. Und dass ich das nicht eingesehen habe tut mir echt leid. Du hast dich so viel weiter entwickelt die letzten Jahre und weisst... inzwischen was für dich gut ist und du kannst für dich selbst gute Entscheidungen treffen." beim inzwischen zwinkerte ich Nael zu.  "Ich meine nur schon zum Beispiel Maike. Du hättest keine bessere Wahl als sie treffen können. Was ich eigentlich sagen wollte: Es tut mir aufrichtig leid und ich hoffe, dass du mir das verzeihen kannst. Weil wenn du es nicht kannst, kann ich es mir niemals verzeihen unsere tiefe Verbundenheit zerstört zu haben."

Ich lächelte ich verschmitzt und meinte: "Das war ja schon fast kitschig genug für irgend so ne Fernseh-Soap." und natürlich musste ich auch auf die Geschichte mit Louisa nochmals etwas vertiefter eingehen:
"Und aaaalter Falter, dir will eine ein Kind anhängen und du erzählst mir nichts davon?" übertrieben griff meine Hand nach meinem Herzen während ich einen gequälten Gesichtsausdruck aufsetzte. "Das reisst unsere Zwillingsbindung ja fast auseinander."
Es tat gut, sich wieder komplett mit Nael ausgesprochen zu haben. Und wieder Witzchen zu reissen, es gibt einem wieder ein Gefühl von Normalität. Und in diesem Gefühl wollte ich noch einen kleinen Moment weiter schwelgen. Also fragte ich Nael sogleich:"Wollen wir gleich noch trainieren, wenn wir schon beieinander sind? Oder hast du vorher noch was anderes vor?" Nael stimmte zu und so begaben wir uns gemeinsam herunter zur Manege. Auch wenn die letzten Trainings schon sehr gut klappten, hatte ich das Gefühl, dieses Mal funktionierte es nochmals deutlich besser. Es war, als  hätte das Aussprechen zwischen uns unsichtbare Bremsen, die wir zuvor nicht bemerkt hatten ausgeschaltet und wir konnten nun wirklich alles geben. Am Ende des Trainings waren wir beide ausser Atem aber echt zufrieden. Wir klatschten einander ab "Starke Sache".

Dann verabschiedeten wir uns voneinander. Ich wollte schauen, was Sara macht, wie es ihr geht und ob sie bei etwas Hilfe brauchte. Als ich jedoch zu ihrem Wohnwagen kam, war sie nicht da. Ein Blick auf mein Handy gab ebenfalls keine Auskunft, also schrieb ich ihr kurz: Hey mein Sonnenschein, wie geht es dir? Was machst du gerade?
Da ich jedoch wusste, dass Sara nie viel am Handy klebte, erwartete ich auch keine direkte Antwort. Stattdessen stellte ich mein Handy auf laut und machte mich auf den Weg in den Büro-Wohnwagen. Ich setzte mich an den Tisch und wollte etwas Arbeiten. So richtig vom Fleck kam ich jedoch nicht. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu Sara und dem Baby. In meinem Kopf bildeten sich Fantasien, wie es sein würde, wenn das Baby erstmal da war. Da gab es schöne Gedanken, wie Sara das Kleine in den Armen hielt, wie Nael und Maike mit dem oder der Kleinen spielten. Aber auch Gedanken wie wir das anstellen werden mit einem Kind mit dem Zirkus auf Tour zu sein. Was wenn es dem Baby nicht gut ging? Was wenn es die ganze Zeit nur heult  und wir es nicht beruhigen konnten bis es endlich sprechen könnte und uns sagen kann was los ist? Mein Blick fiel auf einen Apfel auf dem Schreibtisch. Ich nahm ihn und biss hinein. Hatte wohl Sara schon etwas gegessen? schoss es mir durch den Kopf. Sie muss ja jetzt schliesslich für 2 essen. In genau diesem Moment schrieb mir Sara, dass sie noch bei Maike war, sich jetzt aber auf den Rückweg mache.

Da ich wusste, dass auch meine Arbeit nicht wirklich vom Fleck kommt momentan entschloss ich mich dazu, den Bürokram Bürokram sein zu lassen und den restlichen Nachmittag mit Sara zu verbringen. Vielleicht konnte ich ihr etwas gesundes kochen. Während ich den Bürowohnwagen abschloss überlegte ich, was ich ihr kochen könnte. Wirklich etwas schlaues kam mir nicht in den Sinn. Aber ich könnte sie ja mal fragen. Gab es während der Schwangerschaft nicht so komische Gelüste? Vielleicht wollte sie ja gar nichts gesundes, sondern Essiggurken mit Nutella? Mit diesen Gedanken kam ich zu ihrem Wohnwagen, wo sie auch gerade ankam. Ich legte von hinten meine Arme um sie und sie drehte erschrocken um. Entschuldigend hob ich die Hände. Natürlich hatte sie nicht mit mir gerechnet. Auch wenn ich inzwischen nicht mehr ganz so viel machen musste, da mir Maike eine grosse Hilfe war, hatte ich dennoch kaum mitten am Nachmittag Zeit gehabt. Ich blickte Sara an und erklärte mich kurz "Ich muss endlich wieder einmal Zeit mit dir verbringen. Vor allem sollten wir die Zweisamkeit noch geniessen" ich zwinkerte ihr zu und küsste sie sanft auf die Lippen. "Wie wäre es, wir machen wieder einmal einen richtigen Date Nachmittag und Abend. Ich koche für uns, wir schauen zusammen einen Film oder wir gehen in den Wald oder in die Stadt oder was du auch immer möchtest. Ich kann dir auch komische Kombinationen kochen, wenn das Baby das will" ich grinste Sara an und sie begann nach meinem letzten Satz zu lachen. Ich blickte etwas verdattert drein "Hat Frau das nicht, wenn sie schwanger ist?"
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Nael Nakai

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySa März 11, 2023 10:52 pm

Ich wusste selbst nicht mehr, weshalb das alles so aus mir rausgesprudelt war. In der Regel war das ja gar nicht meine Art. Aber irgendwie hatte das einfach rausgemusst. Und glücklicherweise schien es genau das Richtige gewesen zu sein, denn Keanu drückte mich fest an sich und sagte, dass er unglaublich froh sei, uns alle zu haben.
Ja, das hatte er; egal was auf uns zukam, ich würde für ihn da sein. Die letzten Jahre über hatte er so viel für mich getan, jetzt war ich an der Reihe etwas davon zurückzugeben. Und wenn das hiess, dass ich irgendwie mit der Präsenz unserer Mutter klarkommen musste, dann war das eben so. Ich würde schon einen Weg finden...
Ich drückte Keanu bei dem Gedanken an unsere Mutter etwas näher an mich und schloss für einen Moment meine Augen. Die Erinnerungen an den kalten Aprilabend krochen sofort wieder in meinen Kopf und ich war froh, dass mein Bruder offenbar so gerührt war, dass er ebenfalls einen Moment brauchte, um sich wieder zu fassen. Als er mich dann wieder anblickte, war sein Ausdruck jedoch einiges ernster als ich erwartet hatte. Noch weniger erwartet, war die Entschuldigung, die darauf folgte.

Der Streit hatte auch in den letzten Wochen, in denen wir uns mehr oder weniger wieder zusammengerauft aber halt nie richtig ausgesprochen hatten, immer noch an mir genagt. Und Keanu schien es nicht anders gegangen zu sein. Die Worte sprudelten nun regelrecht aus seinem Mund und als er dann schliesslich mit den Worten "Es tut mir aufrichtig leid und ich hoffe, dass du mir das verzeihen kannst. Weil wenn du es nicht kannst, kann ich es mir niemals verzeihen unsere tiefe Verbundenheit zerstört zu haben." schloss, hatte ich beinahe die Tränen in den Augen.
"Verziehen", stammelte ich sofort und atmete zwei, dreimal tief durch, um die Emotionen wieder etwas zu beruhigen. "Ich war selbst nicht ganz unschuldig an der Sache... Wir haben nie wirklich über die Zeit, in der du bei ihr warst, geredet. Das ist nicht dein Fehler, ich hab immer gleich abgeblockt. Ich hab dir nie gesagt, wie sehr sie mich triggert und dann war ich sauer, weil du es nicht wusstest. Das war unfair dir gegenüber und das tut mir leid..."
Ich fuhr mir einmal mit den Händen durch die Haare und wandte meinen Blick ab. "Lass es uns einfach dabei belassen: Ich kann nicht über sie reden. Der reine Gedanke an sie, löst eine Reihe an Emotionen aus, die mir Angst machen. Aber das heisst nicht, dass du deswegen keine Beziehung zu ihr haben kannst, wenn du das willst. Und wenn dein Kind irgendwann auf der Welt ist und du möchtest, dass es seine Grossmutter kennenlernt, dann ist das für mich in Ordnung. Ich werde nicht dabei sein, aber ich will dir da auch nicht im Weg stehen."
Ich sah wieder zu Keanu hinüber und zwang mich leicht zu lächeln. "Ich hasse es mit dir zu streiten. Und es tut mir auch echt leid, was ich alles gesagt hab. Bei mir sind in dem Moment einfach die Sicherungen durchgebrannt und ich hab dir das an den Kopf geworfen, von dem ich wusste, dass es dich verletzen würde... Ich weiss, dass du nicht wirklich der Weiberheld bist, für den dich die Leute manchmal halten. Und du darfst dich jederzeit in meine Beziehung einmischen, ohne dich gäbe es Maike und mich wahrscheinlich gar nicht mehr.."

Es tat gut, sich endlich mit ihm auszusprechen. Und als dann Keanu mit einem Scherz auch noch die letzte Spannung durchbrach, die noch in der Luft lag, hatte ich das Gefühl für das erste Mal in Wochen wieder komplett frei atmen zu können. Natürlich konnte er es auch nicht lassen, nochmals die Sache mit Louise anzusprechen und ich rollte mit meinen Augen. "Ganz ehrlich? Ich hab mich geschämt. Das war kurz nachdem ich die Überdosis erwischt hatte und ich wusste, dass Chacka und du Zweifel an der Geschichte hatten... Ich wollte nicht schon wieder Probleme anschleppen", gestand ich und versuchte dann aber auch die Stimmung gleich wieder etwas zu lockern: "Aber du hättest Maikes Reaktion sehen sollen als sie Louise und der Kleinen über den Weg gelaufen ist."
Wir lachten beide und ich genoss das Gefühl von Normalität, das langsam wieder einkehrte. Und als Keanu dann auch noch vorschlug zu trainieren, schien meine Welt für einen Moment wieder in Ordnung zu sein. Das Training lief wie am Schnürchen. Entsprechend grinsten Keanu und ich Beide wie zwei Kinder, die im Keksglas genascht hatten, als wir aus dem Zelt kamen. Keanu wollte nach Sara sehen und ich hatte noch meinen Termin in der Stadt. So trennten sich unsere Wege schliesslich und ich stieg in Chackas Truck.

Die Fahrt in die Stadt dauerte nicht lange und das Treffen lief gut, auch wenn ich schlussendlich kein Wort sagte. Der Morgen war bereits einiges zu emotional gewesen für meinen Geschmack. Auf dem Weg zurück hielt ich dann aber noch an einer kleinen Bäckerei und holte mir ein Sandwich und zwei Muffins. Maike arbeitete echt hart in letzter Zeit und obwohl sie mir versprochen hatte, ein Brot und einen Apfel mitzunehmen, war die Erinnerung an ihr bleiches Gesicht im Spitalbett noch zu frisch, um einfach weiter zu fahren. Ausserdem hatte ich auch kaum etwas zu Mittag gehabt und mein Magen hatte während dem Meeting mehrfach gegrummelt.
Ich war schliesslich schon beinahe etwas knapp dran, als ich wieder auf den Platz fuhr. Daher war ich auch ziemlich überrascht, als Maike weder vor noch in unserem Tiny House auf mich wartete. Hatte sie etwa die Zeit vergessen? Ein Blick auf mein Handy bestätigte, dass es bereits sechs Minuten nach drei Uhr war.
Ich machte mich ohne grosse Umschweife auf den Weg zum Büro-Wagen, wo ich sie tief über einen Stapel Papiere gebeugt vorfand. Ich lächelte und klopfte kopfschüttelnd an die Scheibe neben ihr — eine Aktion die ich gleich wieder bereute, als sie heftig zusammenzuckte. Tut mir leid, formte ich mit den Lippen und ging dann zur Tür hinüber, um zu ihr rein zu gehen.

Maike sass immer noch am Schreibtisch, als ich sie erreichte. Ich legte meine Arme von hinten um ihre Schultern und platzierte einen kurzen Kuss auf ihrer Wange. "Hast du die Zeit vergessen?", zog ich sie mit einem Grinsen auf und drehte den Bürostuhl dann so um, dass sie mich anschauen musste. Ihr Gesichtsausdruck gefiel mir gar nicht, er erinnerte mich an die Willkommenswoche vor vier Jahren, als sie mit ihrem Assessment zu kämpfen hatte.
Ich brauchte auch nicht lange nachzufragen, um zu erfahren was los war. Offenbar hatte Sara schon mit Maike gesprochen — allerdings nicht um ihr zu sagen, dass sie schwanger war, sondern um ihr ihre Nummer aufzubrummen. Und obwohl Sara natürlich recht hatte und schwanger nicht länger in die Manege steigen konnte, war ich in diesem Moment ziemlich sauer auf sie. Maike hatte sonst schon zu viel los für meinen Geschmack, ihr ohne Vorwarnung auch noch diese Verantwortung aufzubürden, hinterliess einen schlechten Nachgeschmack in meinem Mund.
Natürlich verstand ich, dass sie dadurch noch gar nicht zur Büro-Arbeit gekommen war und das jetzt nachholen musste. Dennoch war ich etwas enttäuscht. Ich hatte mich auf die Zeit mit ihr gefreut, vor allem auch weil es inzwischen ein paar Dinge gab, die ich wahrscheinlich hätte mit ihr besprechen sollen. Doch ihr das jetzt auch noch aufzubürden, war einfach falsch.
"Kein Problem, mein Engel, ich versteh das", sagte ich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Aber du kannst nicht pausenlos den ganzen Nachmittag durcharbeiten. Ausserdem hab ich Muffins geholt. 30 Minuten Pause für mich, okay?"
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Sara Visconti

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BeitragThema: Re: Zirkus Zitkala   Zirkus Zitkala - Seite 5 EmptySo März 12, 2023 1:55 pm

Maike gab wirklich alles und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Irgendwie belog ich sie schon und ich wusste nicht einmal wieso. Vielleicht weil wenn ich aussprach das ich schwanger war, es so fest wurde? Ich wollte auf dem Ring sein und meine Show spielen, schließlich hatte ich sie über einem halbes Jahr eingeübt und nun war es so, dass ich es einfach abgeben musste. Das war doch alles nicht ganz fair. Dennoch wusste ich, dass ich da vernünftig sein musste. Das kleine Wesen in meinem Bauch das wuchs und wenn ich wirklich mich vergriff, dann würde ich es möglicherweise umbringen, das war gar keine Option und deshalb musste ich Maike auch noch diese Last aufladen.
Ich schaute mir ihre Bewegungen an und wusste das wenn jemand das alles in einer Woche schaffen könnte, dann war es Maike. Keanu hatte mir schon von ihr erzählt und wie sie sich an der Schule so gemacht hatte. Dennoch war ich kritisch und genau das merkte Maike auch. Sie beruhigte mich und sagte mir das ich kein schlechtes Gwissen haben musste, doch das gestaltete sich nun noch viel schwerer. Ich log sie an und das fühlte sich irgendwie falsch an. Sobald ich beim Arzt war würde ich es schon ihr sagen können. –Sicher?- hörte ich eine leise Stimme in meinem Kopf flüstern. Sie hinterfragte es zu Recht. Ich war schlecht darin über mich zu sprechen und aus diesem Grund behielt ich viel für mich. Keanu war der Erste der mich irgendwie durchschaute. Er hatte wirklich alles an mir abgelesen und so war es unmöglich ein Geheimnis vor ihm zu haben. Doch bei meinen Eltern war es schwer. Ich konnte ihnen nicht sagen wofür mein Herz gerade schlug und was ich wirklich in meinem Leben machen wollte. Sie waren beide so erfolgreich in ihren Berufen und dann kam ich mit dem Zirkus. Das würden sie nicht verstehen und mich sicherlich verurteilen. Deshalb war ich ja auch bei Ärzte ohne Grenzen. Sie glaubten wirklich, dass ich Arzt werden wollte und letzten Ende ließ ich sie in den Glauben.

Ich verabschiedete mich von Maike und machte mich auf den Weg zu meinem Tiny Hause. Würde das bald reichen für ein Baby? Ich kannte mich nicht wirklich aus wie genau die Zirkusleute das mit kleinen Kindern so schafften. Das brachte mich wieder auf den Gedanken, dass ich einen Frauenarzt anrufen musste. Also schaute ich im Internet nach was genau es für Optionen in der Nähe gab. Schließlich entschied ich mich für eine die nicht allzu weit weg war und wählte die Nummer. Es dauerte nicht lange und es wurde abgenommen. Schnell schilderte ich meine Situation und ich konnte hören wie genau die Dame am Hörer herumdruckste. Sie hatten erst in einem Monat einen Termin frei und das es auch bei den anderen Frauenärzten zurzeit sehr voll sei. Dennoch konnten sie mich beruhigen und sollte ich keine großen Beschwerden haben, wäre das vollkommend ausreichend. Ich machte also den Termin fest und kümmerte mich dann um die Wäsche die liegen geblieben war. Dafür hatten wir extra einen Wagen und zu diesem war ich nun unterwegs. Ich stellte alles ein und machte mich dann wieder zurück an die Hausarbeit. Jetzt wo ich nicht mehr üben musste hatte ich natürlich super viel Zeit um mich um das Tiny Haus zu kümmern. Alles wurde Entstaubt und ich wischte den Boden. So machte ich mich wieder auf den Weg um die Wäsche in den Trockner zu schmeißen. Jetzt hatte ich Zeit um mir vielleicht einmal etwas zu Essen zu machen, das kam wirklich ziemlich kurz. Doch bevor ich überhaupt meine Haustür öffnen konnte legten sich zwei Hände um mich und ich fuhr zusammen. Es war doch tatsächlich Keanu. Mit ihm hatte ich wirklich nicht gerechnet und er entschuldigte sich gleich bei mir. Er hatte sich doch tatsächlich für mich frei genommen und ich war ziemlich gerührt. „Zweisamkeit hört sich wirklich super an.“ Den zuckersüßen Kuss musste ich ihm einfach zurück geben. Date war genau das Schlüsselwort zu meinem Herzen und ich nickte. „Kochen hört sich super an, ich wollte auch gerade etwas machen, wie wäre es wenn wir zusammen Essen und dann noch einen kleinen Gang machen bevor wir uns aufs Sofa setzen und die Serie weiterschauen die wir vor einem Monat begonnen haben.“ Danach sprach er etwas von Gelüster und ich musste einfach lachen. Das was er da sagte klang total ekelig. Kaum das wir im Wagen waren drehte ich mich zu ihm und nahm sein Gesicht in meine Hände. „Ich habe nur ein verlangen und das ist nach dir.“ Dann legte ich meine Lippen auf seine. Es war ein leidenschaftlicher Kuss und es war wirklich das Einzige was ich wirklich als Gelüster bezeichnen könnte. Ich hatte ihn wirklich die letzte Zeit sehr wenig nur für mich und umso mehr war das was wir heute machten ein Geschenk. Es fühlte sich blöd an dem Baby aus diesem Grund zu danken, doch sicherlich wäre er sonst jetzt im Büro am arbeiten.

Wir kochten gerade einen Nuddelauflauf. „Ich habe es Maike noch nicht gesagt. Ehrlich gesagt habe ich sie belogen. Sie glaube dass ich mein Ohr entzündet habe und das ich Gleichgewichtprobleme habe. Ich bin wirklich ein schlechter Mensch, doch ich möchte abwarten was die Ärztin sagt. Leider habe ich erst in einem Monat einen Termin bekommen. Ich weiß nicht wieso, doch ich kann es einfach nicht sagen. Wie hat Nael reagiert?“ Das schlechte Gewissen war wirklich da und ich wusste nicht wie lange ich es aushielt. „Bin ich ein schlechter Mensch deshalb?“ Ich blickte zu Keanu rüber und wusste das er mich gut kannte und das er ehrlich zu mir war. Deshalb liebte ich ihn einfach unglaublich. Er war schon immer ein Frauenheld gewesen und da ich seinen Ruf kannte war ich zu Beginn nicht groß auf ihn eingegangen. Alles was ich wollte war im Zirkus zu arbeiten und mich nicht von dem Sohn meines Chefs ablenken lassen, doch umso mehr ich ihn kennengelernt hatte umso mehr habe ich nicht nur den Frauenschwarm gesehen. Da war einfach noch so viel mehr als das. Ich liebte ihn einfach und mit ihm an meiner Seite würde ich es sicher schaffen das Baby groß zu ziehen.
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