L`école des artistes cirquistes
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 Pilot ~ Der Anfang

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Nael Nakai

Nael Nakai


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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySa März 20, 2021 12:04 pm

Die erste Übung lief gar nicht einmal so schlecht für unsere Gruppe. Dennoch war ich kein grosser Fan davon. Wir einigten uns zwar darauf, dass neben der ersten Person, die den Apfel aus dem Wasser fischen wollte, niemand wirklich in den Apfel reinbeissen würde, sondern wir stattdessen diesen jeweils zwischen Kinn und Brustkorb einklemmen und so weitergeben würden. Dennoch hatte ich das Gefühl viel zu Nahe an anderen Menschen dran zu sein - eine Situation in der ich mich nicht wirklich wohl fühlte. Trotzdem war ich froh, dass Alisa sich vor mir eingereiht hatte. So kannte ich wenigstens eine der Personen, denen ich so nahe kommen musste, schon ein wenig.
Wir hatten insgesamt zehn Minuten Zeit und schafften 16 Äpfel. Zwei Weitere waren zwar aus dem Becken gekommen, jedoch irgendwo zwischen dem Becken und dem Korb ganz hinten verloren gegangen. Die Stimmung war gut, als der Lehrer unsere Zahl verkündete auch wenn niemand von uns so richtig wusste, ob das nun ein gutes Ergebnis war oder nicht - es gab ja schliesslich noch keine Zahlen zum vergleichen.

Ein lautes Pfeifen kündete das Ende der ersten Runde an und wir verschoben um einen Posten weiter. Diese war einiges ruhiger. Wir mussten einen möglichst hohen Turm aus Bauklötzen bauen, der nicht umfallen durfte. Und zu unserm Pech begann genau als wir die ersten Klötze legten, der Wind zu blasen. Während Alisa weiterhin das Arrangement der Klötze kommandierte, stellte ich mich mit zwei weiteren Teammitgliedern als Windschutz vor dem Turm hin und hatte so die Gelegenheit meinen Blick etwas über den Platz schweifen zu lassen. Etwas weiter hinten, in der Nähe der Turnhalle, war Keanu und Maikes Gruppe gerade damit bemüht, irgendwie von einer Kiste zu der Nächsten zu kommen, ohne dabei den Boden zu berühren. Da sie nur eine limitierte Anzahl Kisten hatten, endete das oft mit mehreren Personen auf Einer. Von hier aus sah es ziemlich lustig aus, doch wenn ich mir vorstellte, dass sich in ein paar Runden eine ganze Menge fremder Kids an mir festhalten würde, bildete sich ein Knoten in meinem Magen.
"Rechts, mehr nach rechts!", riss Alisa's Anweisung mich aus meinen Gedanken und als ich realisierte, dass sie damit meinte, dass der Wind gewechselt hatte, folgte ich schnell den anderen zwei "Windschutzschildern" einen Schritt nach Rechts. Der Turm war inzwischen beachtlich gewachsen und kam mir schon beinahe bis auf die Augenhöhe. Bald würde auch Alisa nicht mehr oben hinkommen und wir müssten eine Lösung finden, um noch höher zu kommen. Und da ich mir ja schliesslich gewohnt war, dass Keanu auf mir rumkletterte und ich Alisa  zumindest schon ein wenig kannte, meldete ich mich daher auch ziemlich schnell freiwillig als sie fragte, ob jemand ihre menschliche "Kiste zum Draufstehen" sein würde.

Als der Lehrer schliesslich die Zeit stoppte hatten wir eine beachtliche Höhe von 197 Zentimetern erreicht. Zugegeben, der Turm stand nur knapp so lange wie er brauchte um ihn zu messen. Dann fiel er auch schon in sich zusammen. Unser Ergebnis zählte trotzdem. So ging es weiter zum nächsten Posten - dem Fussballspiel, dass Keanu und Maike's Gruppe als Erstes gehabt hatten. Und zum nächsten. Bis schliesslich an fünfter Stelle der Staffellauf dran war und unser Team endlich auf Maike und Keanu's traf.
"Wir machen euch fertig!", kündete Alisa sofort grinsend an und legte Keanu und Maike einen Arm um die Schultern, während wir gemeinsam zur Startlinie liefen.
Die Zwei waren da natürlich überhaupt nicht einverstanden und obwohl ich Alisa's Euphoriezu schätzen wusste, hatte ich ein wenig Zweifel daran. Schon während des Fussballspiels hatte ich ein, zwei Mal bemerkt, dass mir die Luft knapp wurde. Diese verfluchte Nacht draussen war eine schlechtere Idee gewesen als zuvor. Dennoch  liess mein Ego auch nicht zu, dass ich aussetzte. Vor allem nicht, nachdem die Reihenfolge festgelegt wurde und ich gegen meinen Bruder rennen sollte. Blieb mir also nichts Anderes übrig als zu hoffen, dass die Luft für den kurzen Sprint ausreichen würde.
Wir mussten auf der Zweihundertmeterbahn hundert Meter in Richtung der Turnhalle rennen, dann dort ein Puzzle-Teil aufheben und dieses Zurückbringen. Während die Gruppenmitglieder so ein Teil nach dem Anderen brachten, mussten die, die aktuell warteten, damit Beginnen es umzusetzen. Und wer zuerst das vollständige Bild hatte, hatte gewonnen.
Unsere Gruppe ging am Anfang in Führung als Alisa einen Sprint gegen ein Mädchen der anderen Gruppe hinlegte, den ich ihr wirklich nicht zugetraut hatte. Sie holte beinahe eine halbe Länge Vorsprung heraus. Unsere nächsten Mitglieder waren jedoch nicht gleichermassen motiviert, sodass wir als es schliesslich zu mir und Keanu kam, ein Puzzleteil zurück lagen. Keanu hatte die halbe Strecke zu den Teilen bereits hinter sich, als ich endlich abklatschen und loslegen konnte. Und ich schaffte es sogar, etwas Zeit gut zu machen. Doch nachdem ich in die Hocke gegangen war, um mir eines der Teile zu greifen und viel zu schnell wieder in die Höhe schnellte, um Keanu's Verfolgung aufzunehmen, blieb mir die Luft komplett weg. Doch das war nicht alles: ein stechender Schmerz fuhr durch meine Brust, seitlich, genau da wo unter meinem T-Shirt die Narbe der Lungenop lag, die ich hinter mir hatte. Das alles passierte so plötzlich, dass ich über meine eigenen Beine stolperte und hinfiel. Glücklicherweise war ich noch genug bei der Sache um mich instinktiv über die Seite abzurollen. Doch durch den Aufprall wurde der Druck auf meiner Brust nur noch stärker und mir wurde tatsächlich für einen Moment schwarz vor den Augen.
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Alisa McPierson

Alisa McPierson


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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySa März 20, 2021 12:55 pm

Ich hatte das Gefühl, dass unser Team einen wirklich guten Lauf hatte. Bei der ersten Aufgabe schafften wir 16 Äpfel und beim Turm war unserer ganze 19 Zentimeter höher als der der vorherigen Gruppe. Nur, dass wir so kurz unter der 2m Marke aufhören musste, nervte mich ein wenig. Auch bei der Fussball-Aufgabe lag nur eine Gruppe knapp vor uns. Dass es aber Keanu's und Maikes Gruppe war, stachelte mich ziemlich an. Dementsprechend motiviert war ich auch, als wir endlich direkt gegen sie antreten durften - und holte direkt einen schönen Vorsprung heraus. Kaum hatte ich mit dem Nächsten abgeklatscht, ging ich neben dem Karton, den Sie uns für das Puzzle hingelegt hatten, auf die Knie und begann die Teile zu sortieren. Das Puzzle war nicht allzu schwer: Viele bunte Teile die sich voneinander unterschieden. Und meine Teammitglieder dachten auch daran, zuerst Eckstücke und Ränder zu bringen. Diese war ich auch konzentriert dabei zusammenzufügen, weshalb ich auch überhaupt nicht mitbekam, wie der ganze Tumult um mich herum entstand.

Ich hatte gerade den rechten Ecken mit drei Puzzle-Teilen verbunden, die ich schon als Rand zusammengefügt hatte, als ich plötzlich feststellte, dass schon länger kein neues Teil mehr gekommen war. Auch war es um mich herum sehr unruhig geworden. Leute tuschelten und als ich aufsah erkannte ich, dass ein ziemlicher Teil meiner und auch der anderen Gruppe bei den Puzzleteilen stand. "Macht etwas Platz", hörte ich die Trainerin rufen und als die Schüler dann etwas zurücktraten, erkannte ich eine Figur auf dem Boden liegen. Nun war auch ich auf den Füssen und folgte den restlichen Gruppenmitgliedern, die sich nun auch langsam näherten. Ich erkannte Maike und kämpfte mich zu ihr durch. "Was - ", wollte ich gerade fragen doch die Frage blieb mir im Hals stecken, als ich erkannte, dass es Nael war, der da gerade auf dem Boden lag. Ich hatte ihn im ersten Moment gar nicht erkannt, weil er sich komplett zusammengekrümmt hatte. Doch nun von Maikes Platz aus konnte ich sein schmerzverzerrtes Gesicht sehen. Doch noch viel besorgniserregender war der Blick auf Keanu's Gesicht. Sein Ausdruck zeigte Schock, doch in seinen Augen glaubte ich auch Angst abzulesen. Instinktiv griff ich nach Maikes Hand und drückte diese. "Was ist passiert? Ich hab mich so auf's Puzzle konzentriert, ich hab gar nichts gesehen", flüsterte ich ihr leise zu ohne den Blick von den Zwillingen zu nehmen. Die Trainerin war auch schon dazu gekommen und nun zwängte sich auch noch eine weitere Lehrperson durch die Reihen der Schüler.

Nach zwei - oder waren es eher fünf? - weiteren Schreckensminuten begann Nael's Körper sich dann langsam zu bewegen. Nein, das stimmte nicht. Er beruhigte sich eher. Es war mir vorher gar nicht aufgefallen aber sein Körper hatte sich die ganze Zeit minimal hektisch bewegt. Als ob er sich immer wieder aufs neue Verkrampfen würde. Ich hatte erst gedacht, er hätte sich vielleicht den Fuss verstaucht oder so. Doch diese Reaktion passte nicht dazu.
Die Zwillinge wechselten ein paar gedämpfte Worte, die ich von meiner Position aus nicht verstehen konnte, bevor Keanu und der Trainer - ich glaubte mich zu erinnern, dass es der Bodenakrobatik Trainer war - Nael aufhalfen und mit ihm ein paar Schritte weg gingen. Die Trainerin, die unseren Posten betreute, dagegen drehte sich wieder zu uns um und deutete zurück auf die Startlinie.
"Wir machen weiter. Bitte kehrt zu eurer Position zurück."

Immer noch etwas verunsichert folgte ich meiner Zimmermitbewohnerin zurück. "Was denkst du, war da los?", fragte ich leise. Lange Zeit zum Reden hatten wir dann allerdings nicht, denn die Trainerin pfiff den Wettkampf erneut an und ich war wieder die Erste, die rennen sollte.
Keanu kehrte nach einer Weile zurück zu seiner Gruppe, doch von Nael war nirgendwo etwas zu sehen. Ich hoffte, dass nichts allzu Schlimmes passiert war. Doch ihn fragen konnte ich wohl erst, wenn unsere Aufgabe hier beendet war. Und so gab ich mein Bestes, die Unterzahl meines Teams mit Geschwindigkeit und Köpfchen auszugleichen.
Wir verloren schliesslich die Runde gegen Maike und Keanu's Team, doch das hatte in meinem Kopf inzwischen deutlich an Bedeutung verloren. Da wir nun in der Hälfte der Posten angekommen war, gab es eine kleine Pause. Perfekt um Keanu auf das Anzusprechen, was passiert war. Doch dazu kam es gar nicht erst, denn als wir von der Startlinie aus zurück zu dem kleinen Tisch gingen, den die Trainerin hatte um die Resultate auf unseren Zetteln einzutragen, sass Nael daneben im Gras und liess sich überhaupt nichts mehr davon anmerken, was vor fünfzehn Minuten passiert war.
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Keanu Nakai

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptyMi März 24, 2021 9:09 pm

Tatsächlich klappte unsere Strategie beim Fussball ganz gut. Auch Nils und seine Partnerin waren auch ziemlich zackig unterwegs und so konnten wir jeweils gut zusammen Pässe spielen. Auch das Tor schiessen funktionierte gut. Kurz vor Abpfiff schafften wir sogar noch ein Goal mit einem Doppelpass. Unsere Gruppe begann zu johlen, Maike legte auch ihren zweiten Arm um mich und auch ich umarmte sie. Genau in dem Moment wurde abgepfiffen und die ganze Gruppe stürmte und hopste zu uns, bis sich eine grosse Gruppenumarmung entwickelt hatte und wir schliesslich das Gleichgewicht verloren und gemeinsam im Rasen landeten. Nachdem wir uns wieder aufgerafft und unsere Beine wieder befreit hatten gab es ein Erfrischungsgetränk, um welches ich sehr dankbar war. Die Trainerin füllte unterdessen unseren Zettel mit den erreichten Punkten aus und nickte anerkennend, als sie mir den Zettel wieder entgegenstreckte. Scheinbar hatten wir eine gute erste Vorlage gemacht.

Beim nächsten Posten lagen bereits umgedrehte Kisten bereit. Nachdem ich hier dem Trainier unseren Zettel abgegeben hatte, begann er die Aufgabe zu erklären. Hier ging es also um das gegenseitige Vertrauen. Nach der Erklärung meldete sich auch gleich schon Nils mit einem Plan. Ich hörte gespannt zu und stimmte seinen Überlegungen zu. Sogleich bildeten sich Gruppen und wir konnten damit starten, uns mit den Kisten vorwärts zu bewegen. Das eine oder andere Mal schien es knapp zu sein. Einmal hätte Elaine trotz ihrem beeindruckenden Gleichgewicht dieses fast verloren, sie fing sich aber unglaublich gut. Mal ging der Kontakt zu einer Kiste fast vergessen, doch durch gemeinsames Mitdenken und gegenseitige Hilfestellungen schafften wir es mit der gesamten Gruppe zur Ziellinie. Wieder jauchzte beinahe die ganze Gruppe und wir klatschten uns ab.

Nachdem wir auch zu diesem Posten unsere Zeit aufnotiert bekamen, gings auch schon weiter zum nächsten Posten. Bei unserer Gruppe waren wirklich alle motiviert und wir arbeiteten echt gut zusammen. Es war eine wahre Freude zu sehen, wie sich jeder mit seinen Fähigkeiten und Stärken einbrachte. Auch der Posten klappte dadurch ziemlich gut und gut gelaunt machten wir uns weiter auf unserem Weg. «Na, Maike. Ich glaube die anderen müssen echt Gas geben, um unserer Gruppe das Wasser reichen zu können. Was denkst du?» meinte ich schelmisch und hängte mich bei ihr ein.

Beim nächsten Posten dann war es soweit, unsere Gruppe trat gegen Naels und Alisas Gruppe an. Bereits auf dem Weg dorthin stachelten wir uns gegenseitig an. Alisa meinte, dass sie uns fertig machen würden, was wir bloss mit einem «Das werden wir ja sehen.» quittierten. Alisa legte ihre Arme um mich und Maike und gemeinsam gingen wir zum Posten. Nachdem die Zettel der Gruppen von mir und Alisa abgegeben wurden, wurde auch sogleich die Startreihenfolge bestimmt. Natürlich traff es Nael und mich genau gegeneinander. Ich freute mich auf die Herausforderung, gegen Nael zu rennen. Wir platzierten uns in der entsprechenden Reihenfolge und schon ging es los. Alisa sprintete los wie eine Rakete und liess Elaine weit hinter sich. In unserer Gruppe war ein leises Raunen zu hören, doch ich munterte sie auf: «Keine Panik, das heisst noch gar nichts. Wir können sie problemlos wieder einholen. Es muss bloss jeder sein Bestes geben.» gebannt schauten wir dem Wettkampf weiter zu und tatsächlich legten sich die nächsten Paar aus unserer gegnerischen Gruppe nicht einmal halb so sehr ins Zeug wie dies bei Alisa der Fall war. So konnten Nils, Katerjina und Javier gut wieder etwas wettmachen, sodass wir sogar um ein Puzzleteil in Führung waren, als ich und dann Nael schliesslich an der Reihe waren. Mir taten Alisa und Nael leid, wenn die Gruppe nicht mitmachte und motiviert war, dann war dieser Wettbewerb nicht wirklich fair. Dennoch schob ich den Gedanken weg, schliesslich kämpfte ich jetzt gegen Nael und ich wusste, dass er alles geben würde. Also sprintete ich los. Im Augenwinkel sah ich, dass Nael sogar dabei war, etwas näher an mich heran zu kommen. Ich schnappte mit ein Teil, drehte mich im hochspringen bereits um meine eigene Achse und machte mich mit Vollgas auf den Rückweg. Ich kreuzte Nael und kurz darauf hörte ich einen dumpfen Wums.


Instinktiv drehte ich mich um. Was ich sah hätte einem meiner schlimmsten Alpträume entstanden sein können. Nael lag zusammengekauert auf dem Boden. Das Puzzleteil fiel aus meiner Hand und ehe ich einen klaren Gedanken fassen konnte, kniete ich bereits neben Nael. Mein Blick war auf seine Brust gerichtet, suchte verzweifelt nach einer noch so kleinen Bewegung. Da! Ganz leicht hob sich der Brustkorb. Aber die Atmung schien verdammt flach zu sein. Ich legte zunächst meine Hand auf Naels Schulter: «Hey Bro, alles okay?» ich wusste nicht, ob ich eine Antwort erwarten konnte mit so einer schwachen Atmung. Dennoch schockte es mich zusätzlich, dass keinerlei Reaktion von ihm kam. Panik machte sich in mir breit. «Nael! Nael! Komm schon, mach keinen Scheiss…» murmelte ich mehr zu mir. Sein Gesicht verzog sich allmählich zu einer schmerzverzerrten Grimmasse. Immerhin tut sich was aber diese Veränderung trug nicht gerade zu meiner Beruhigung bei. Inzwischen hatten sich einige der Schüler um uns geschart und die Trainerin, die für den Posten zuständig ist kam neben mir auf die Knie. Zuerst bemerkte ich sie, wie alle Schüler rund um mich herum gar nicht. Ich nahm nur Nael wahr, wie er zusammengekauert mit schmerzverzerrtem Gesicht und flacher Atmung auf dem Boden lag. Zu sehr erinnerte mich die Situation an all die anderen Situationen in denen ich Nael bereits vermeintlich oder beinahe wirklich verloren hätte. Und wieder sass ich daneben und konnte nicht wirklich etwas machen. Komm schon Nael, das kannst du mir nicht antun. Bleib bei mir verdammt. Was soll ich denn ohne dich. Man. Wieso. Wieso er. Wieso wir. Er atmet noch. Weiter flach aber er atmet. Er zuckt. Er kämpft um die Luft. Immer wieder krampfte sein Körper zusammen, um jedes mögliche Teilchen Sauerstoff in sich aufzunehmen. Die Gedanken schossen mir wie Blitze durch den Kopf. Die Trainerin riss mich aus der Gedankenspirale und ich hob meinen Blick kurz zu ihr. «Wie bitte?» fragte ich nach, da ich sie nicht verstanden hatte. Mit ruhiger Stimme fragte sie: «Ist das bekannt? Hat er das öfter? Wie kann man ihm am besten helfen?» Mein Blick richtete sich sofort wieder auf Nael, der sich glücklicherweise in diesem Moment langsam zu beruhigen begann. Nun traute ich mich, ihn leicht aufzurichten. Ich versuchte ihn mit zitternden Händen in eine aufrechte Sitzposition zu bringen. Ich stabilisierte ihn von etwas hinten seitlich und platzierte seine Arme leicht angewinkelt auf seinen Oberschenkeln. Diese Kutscherhaltung hatte mir Naels Pneumologe einmal gezeigt. Dadurch sollte das Atmen automatisch durch die Muskulatur unterstützt werden. Nun antwortete ich der Trainerin: «Hatte er auch schon. Aber eigentlich nie so stark…» Erleichtert sah ich, dass sich Naels Brustkorb, den ich ununterbrochen genaustens beobachtet hatte, wieder etwas stärker hob und senkte. Auch schien er die Kutscherhaltung selber stärker zu halten, dass ich nur noch wenig zusätzliche Stabilität von aussen geben musste. «Nael? Alles okay? Wie kann ich dir helfen, was brauchst du gerade?» startete ich deshalb flüsternd einen neuen Versuch mit ihm Kontakt aufzunehmen. Und tatsächlich antwortete er mir. «Einfach etwas Ruhe, das müsste schon reichen… nicht mehr so in der Mitte des Geschehens sein.» er versuchte sich an einem Grinsen doch es scheiterte. Doch ich verstand ihn. Er war nie gerne im Mittelpunkt und jetzt wo es ihm nicht gut geht natürlich noch weniger. Nun bemerkte ich auch Hiro neben uns. Er nickte mir zu, ohne dass ich eine Frage gestellt hatte. Dennoch wusste ich, was er mit mitteilen wollte. Gemeinsam stützten wir Nael und bewegten uns aus der Menschentraube hinaus etwas abseits zu einer Bank im Schatten. Wir liessen Nael auf die Bank sitzen und setzten uns daneben.

«Scheiss Belastungsdyspnoe…» murmelte ich und Nael stimmte mir zu. Also hatte ich mit meiner Einschätzung recht. Es lag wirklich daran, dass Nael zu viel geben wollte und seine Lunge das so heftig nicht mitgemacht hatte. Dennoch blieb für mich die Frage offen, weshalb er so heftig reagiert hatte. Er hatte auch schon Belastungsdyspnoe, doch diese Anfälle waren in der Regel weniger stark. Ausser er war sonst schon aus irgendeinem Grund angeschlagen… Könnte es der Flug gewesen sein?

Doch Nael ging es nun von Moment zu Moment besser und ich spürte plötzlich, dass sich bei mir in den letzten Minuten alles komplett verspannt hatte. Meine Fingernägel hatten, obwohl sie kurz waren tiefe Einkerbungen in meinen Handinnenflächen hinterlassen, meine Zähne waren noch immer stark aufeinander gepresst und ich spürte plötzlich ein Ziehen im Nacken von der Anspannung. Langsam bewegte ich meinen Kopf von einer Seite zur Anderen, um das Ganze wieder etwas zu lösen. Hiro fragte Nael, ob er etwas Wasser möchte und Nael stimmte still zu. Hiro verzog sich also, um Wasser zu holen und ich schaute zu Nael. «Wie geht es dir? Was war denn da los? So heftig kenne ich das ja kaum? Ich hatte echt Angst um dich…» Bei diesem letzten Satz legte ich meine Arme fest um ihn und umarmte ihn lange. Während der Umarmung lief mir eine kleine Träne über die Wange. Ich wischte sie schnell weg. Nael sollte nicht sehen, wie sehr mich das Ganze eben mitgenommen hatte. Schliesslich konnte er nichts dafür und ich wollte nicht, dass er sich wieder Schuldgefühle machte. Als Nael geantwortet hatte, war Hiro bereits wieder auf dem Weg zu uns. Noch ehe er in Hörweite war, raunte ich zu Nael: «Vielleicht solltest du Hiro sagen was los ist. Er scheint echt verständnisvoll zu sein. Und so könnte er das miteinbeziehen in Trainings und so. Aber ich werde ihm nichts sagen. Es ist deine Entscheidung.» Ich wollte Nael nichts vorschreiben und ihn zu nichts drängen. Aber doch fand ich es wichtig, dass zumindest unser Schwerpunktfachlehrer etwas davon wusste.

Da es Nael soweit wieder besser ging und Hiro noch weiter bei ihm in der Nähe blieb ging ich zurück zu meiner Gruppe. Sie war immer noch voll im Spiel gegen Naels und Alisas Gruppe. Ich reihte mich wieder ein und machte so gut es ging mit. Doch meine Gedanken waren nicht so ganz bei der Sache. Dank meinen Gruppenmitgliedern, die wieder alles gaben schafften wir es zu meiner Überraschung tatsächlich knapp zu gewinnen. Da nun die Hälfte der Posten durch war, gab es nach dem Eintragen der Punktzahlen eine kleine Pause. Nael wartete bereits wieder ziemlich frisch auf der Wiese sitzend. Er sah wieder deutlich besser aus und ich liess mich stöhnend neben ihn in den Rasen plumpsen. Auch Maike und Alisa kamen zu uns und fragten zuerst etwas unsicher, ob sie dazu kommen dürfen. Doch Nael meinte sogleich, dass sie selbstverständlich dazu kommen konnten. Ich konnte in ihren Gesichtern noch immer leichte Sorge und Verunsicherung erkennen. Die Zwei waren echt gute Seelen. Wir können uns glücklich schätzen, haben wir bereits so tolle Freundschaften geknüpft hier.
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Maike Debbler

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySo März 28, 2021 4:38 pm

Es lief wirklich alles super und ich fand immer mehr gefallen als dieser Übung. Für einen kleinen Moment war es einfach so das ich den ganzen Druck den ich eigentlich hatte, nicht mehr spürte. Ich gab einfach mein Bestes und durch die hohe Motivation unseres Teams war es auch gar nicht weiter schwer. Beim Fußball waren wir eingespielt und obwohl es die erste Station war, so merkte man es an unserem Teamgeist nicht weiter. Wir gewannen und auch bei der nächsten Übung schafften wir es, auch wenn es nicht immer so einfach war. Selbst die nächste Übung gelang uns wirklich gut und schnell hatten wir diesen Posten auch abgeharkt. Man konnte wirklich spüren wie unser Team bei jeder der Übungen immer besser wurde.

Wir waren gerade auf dem Weg zur nächsten Station als sich Keanu bei mir einharkte und unsere gute Zusammenarbeit ansprach. "Ich gebe dir Recht, Alisa und Nael können sich warm anziehen. Den Sieg haben wir bestimmt schon in der Tasche." Ich wusste nicht wie es bei den beiden Anderen so lief, doch um ehrlich zu sein war es mir egal. Ich war zufrieden mit meiner Leistung und auch die meines Teams. Das wichtigste im Zirkus war doch das Miteinander. Wenn die Chemie zwischen den Artisten stimmte, so konnte man unglaubliches erreichen. Jeder war für den Anderen da und das machte es dann am Ende aus. Das Ganze unterschied doch eine gute Truppe von einer überragenden.

Schließlich trafen Alisa und Nael doch noch direkt gegen Keanu und mich. Ein Staffellauf würde nun doch zweigen wer besser war. Gegen das Laufen hatte ich nichts auszusetzen. Alisa verkündete sogleich das ihr Team unseren Fertig machen würde. Sie legte einen Arm um Keanu und mich und so gingen wir. Meine Zimmernachbarin hatte wirklich den Ehrgeiz und die Power eines Raubtieren und ich bewunderte sie für ihre Einstellung. Keanu konterte zurück und auch ihn fand ich bemerkenswert. Alleine Nael hielt sich zurück. Er wirkte skeptisch und ich verstand nicht ganz wieso. Glaubte er etwa nicht daran das er gegen seinen Bruder gewinnen konnte? Ich ließ es unkommentiert und als Alisa und Keanu dabei waren die Zettel abzugeben fing ich mich an zu dehnen. Durch das Fußball spielen ist mir bereits warm geworden, doch gleich würde ich sprinten müssen und da wollte ich nichts riskieren. Nils war der Erste dem etwas ins Auge fiel. "Die haben einen Jungen mehr im Team. Heißt das eines der Mädchen gegen ihn laufen muss. Wer traut sich das zu?" Kurz schaute sich jeder an, doch der Blick blieb nicht lange und fiel wieder zu Boden. Auch ich tat es, doch wenn ich eines mitgenommen hatte aus den ersten Spielen dann das der Teamgeist und das füreinander da sein wirklich das ausschlaggebende für den Erfolgt war. "Ich könnte es probieren. Ich laufe viel, doch ich weiß nicht ob ich schnell genug bin um mitzuhalten, ich gebe mein Bestes." Elaine nickte dankbar und wir reihten uns auf.

Elaine musste nun gegen Alisa den Start bilden und als der pfiff ertöte ging es los. Alisa war unglaublich fit und gewann ihr Rennen mit Leichtigkeit. So viel power bis in den Haarspitzen lies hier viele staunen. Keanu beruhigte die Anderen und indem er einen super Lauf hinlegte hatte er schnell Strecke weggemacht. Aus dem Augenwinkel sah ich Nael starten und ich war erstaunt wie der ruhigere Zwilling die Verfolgung aufnahm. Er machte die gewonnene Strecke von Keanu fast ganz zunickte und somit aus meinen Vorsprung. Eigentlich war ich darauf gefasst das Keanu gleich bei mir abklatschte, doch dem war nicht so. Ruckartig drehte er sich um und mein Blick ging zu dem Grund dafür. Nael kippte einfach um. Besorgt lief ich los und nicht nur ich war unter denjenigen. Einige aus Alisas und Naels Team waren auch unterwegs.

So ganz verstehen konnte ich nicht was gerade los war und auch die Reaktion von Keanu ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Er war so panisch und irgendwie übertrug sich das schon leicht auf mich. Alisa kam zu mir und fragte mich sogleich war passiert war. "Nael ist plötzlich zusammengebrochen. Vielleicht hat er sich überanstrengt. Ich weiß es leider nicht." Plötzlich beruhigte sich der Körper von Nael wieder und es kam mir so vor als würde er wieder Luft bekommen. Er richtete sich mit Keanus Hilfe auf und dann ging alles ganz schnell. Der Trainer der Zwillinge und Keanu halfen Nael von der Menge weg zu gehen. Ziemlich viele hattes das Ganze mitbekommen und ich konnte verstehend das sie aus der Schusslinie wollten. Sicher wäre ich auch gerne weg von hier gewesen.

Eine der Lehrer versuchte die Situation wieder zurück zur Normalität zu bringen und verkündete das es weiter gehen sollte. So ganz benommen ging ich neben Alisa zurück. Sie fragte mich was ich glaubte was da gerade passiert sein. "Überanstrengung? Ich weiß es wirklich gut. Doch ich vermute das es nichts allzu unbekanntes gewesen sein musste." Wir stellten und dennoch wieder auf unsere Plätze und das hieß das nun ich mit dem Laufen starten musste. Ich schloss kurz meine Augen und atmete tief ein und aus. Mit dem Startpfiff öffnete ich sie wieder und konzentrierte mich auf mein Ziel. Wie vermutete war ich nicht schneller als mein Gegenüber, doch ich hielt mich und ließ keinen großen Abstand zwischen unseren Teams entstehen. Als Keanu wieder da war waren wir nun einen mehr, doch er war nicht bei der Sache und so versuchten wir ihn aufzufangen. Das machte es doch schließlich auch aus. Sollte es jemanden im Team nicht gut gehen, waren die Andere da. Es wurde am Ende wirklich knapp und so kam es das die andere Gruppe, trotz einem Mann weniger, bereits alle Puzzelteile hatte. Uns fehlte noch eines und ich musste noch einmal laufen. Nils dirigierte unterdessen Elaine ein paar Teile an und ich konnte hoffen das wenn ich mit dem letzten Teil zur Gruppe zurück kommen würde, es nur noch ins Bild musste. So ganz wusste ich nicht wie, doch irgendwie schafften wir es dann schließlich doch und ich war wirklich glücklich, doch gleichzeitig konnte ich meine Beine kaum noch spüren. Sie brannten und mit diesem Gefühl kam sogleich das schlechte Gewissen. Wie sollte ich mit so schwachen Beinen heute Abend noch trainieren?

Nun hieß es zum Glück Pause und ich nahm meinen Sportjacke und zog sie mir über. Alisa kam zu mir und wir entschieden uns mit Keanu zu gehen. Er würde Nael aufsuchen und wir könnten kurz schauen wie es ihm ging. Doch als wir zur Wiese kamen, saß er dort schon und schien wieder ziemlich gut zufrieden zu sein. Keanu ließ sich neben seinen Bruder fallen. "Okay wenn wir euch Gesellschaft leisten?", fragte ich und meinte damit wohl eher ob Nael es gut fand oder nicht. Doch ihm schien es nichts aus zu machen und so ließ ich mich auf den Rasen fallen. Ich streckte alle Viere von mir und schloss meine Augen. Zu meiner Freude gab es gleich erst einmal zwei ruhigere Spiele und das war schließlich genau das was ich gerade brauchte. Vielleicht beruhigen sich meine Beine dann doch ein wenig und ich könnte in der Turnhalle.... Mist ich hatte mich gar nicht eingetragen. Vielleicht konnte ich die kurze Pause nutzen und das schnell noch erledigen. Also setzte ich mich auf und schaute in unsere kleine Runde. "Ich muss noch einmal kurz weg bevor es gleich weiter geht. Ihr entschuldigt mich?" Sie nickten alle drei und ich vermutete das Zwei dachten das ich nur kurz zur Toilette musste.

Schnell huschte ich in die Halle und konnte durch das kleine Fester der Turnhallentür sehen das bereits einige Trainierten. Die Liste war zum Glück nach dem Abendbrot wirklich nie ziemlich voll und deshalb trug ich mich für den ganzen Abend ein. Zufrieden legte ich den Stift zurück und ging dann doch kurz noch einmal zu den Toiletten um mich dann für die nächste Hälfte vorzubereiten.

Bevor ich jedoch zu der Dreiertruppe zurück konnte, fand ich den Rest unseres Teams und ich blieb gleich bei ihnen. Keanu würde sicher gleich zu uns kommen und unsere Gruppe komplett machen. Wir mussten nun die Aufgabe mit dem Wasser und den Äpfeln machen und deshalb warteten wir schon. Keine Fünf Minuten später war unsere Gruppe vollständig und für diese Übung angemeldet. Wir stellten uns in einer Reihe und beschlossen die Strategie so zu machen, das nur der Erste den Apfel mit den Mund nehmen sollte und der Rest mit dem Kinn ihn übernahm. Vor mir Stand Elaine, hinter mir Stand Keanu. Ich wartete und die ersten machten es erstaunlich gut, doch als es dann an meiner Reihe war und ich ihn weiter zu Keanu übergeben wollte klappte das nicht ganz so gut. Ich musste mich zu ihm hoch strecken und dabei verlor ich den Apfel natürlich direkt. Für ihn war es schwer zu weit runter zu gehen und als es beim zweiten Mal wieder an mir scheiterte war ich nun wirklich sauer auf mich selber. Ich hasste es unsere Gruppe so zurück zur bringen und deshalb schnappte ich , trotz anderer Absprache, den Apfel mit dem Mund. Ich drehte mich zu Keanu und zog ihn mit den Händen an den Schultern zu mir herunter und war nun auf Augenhöhe mit ihm. So konnte er ihn auch mit dem Mund zu sich nehmen und hatte besseren Halt. Komischerweise konnten die Anderen aus unserem Team das weitaus besser als ich und ich hasste mich dafür das es mir etwas ausmachte. Jeder konnte doch immer etwas mal nicht und dafür die Anderen. Dennoch war in meinem Hinterkopf immer wieder die Stimme die mir sagte das ich nicht versagen durfte. Ich musste immer mein Bestes geben und das was ich gerade abgeliefert hatte war es nun mal nicht. Ich wollte diesen Platz hier so unbedingt und war schließlich froh das Elaine einen Arm um mich legte und meinem Teamgeist wieder weckte. "Na bereit bei der nächsten Übung wieder Vollgas zu geben?" Ich lächelte sie breit an und nickte. Sie hatte recht. Es gab noch weitere Aufgaben in denen ich mich beweisen konnte und bei denen ich mein können zeigen konnte. Das war also noch nicht das Ende. Das konnte ich schaffen.
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Nael Nakai

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptyMo Apr 26, 2021 9:15 pm

Der stechende Schmerz in meinem Brustkorb war das Erste, was ich bemerkte als ich wieder zu mir kam. Meine Lider flatterten und ich keuchte, verzweifelt nach dem beruhigenden Gefühl von Luft, die in meine Lunge strömte, suchend. Das Tageslicht war grell und die ersten paar Sekunden sah ich nur Schemen. Trotzdem wusste ich sofort, dass Keanu bei mir war. Seine Nähe beruhigte mich. Und dennoch fühlte es sich wie eine Ewigkeit an, bis sich die Muskeln in meinem Körper endlich wieder etwas lockerten. Mein Herz schlug viel zu schnell in meinem Kopf, doch es half gleichzeitig auch mich wieder etwas zu beruhigen. Eins, zwei, drei, vier einatmen. Fünf, sechs, sieben, acht ausatmen. Mit jedem ruhigeren Atemzug nahm ich wieder mehr von meiner Umgebung wahr. Ein unruhiges Gemurmel, darüber eine unbekannte aber ruhige Frauenstimme, die sich nach meinem Anfall erkundigte. Beides hörte sich weit weg an. Als ob ich unter Wasser wäre.
Dann war da plötzlich eine zweite Hand, die mir unter den Arm griff und mich langsam aufrichtete. Die Bewegung unterbrach meinen Atem doch sobald ich in der bekannten Haltung sass, die ich von der Physiotherapie nach meiner Operation nur zu gut kannte, fiel es mir sofort wieder einiges leichter genügend Luft in meine Lunge zu saugen. Auch Keanus stimme klang wieder etwas näher, als er sich leise danach erkundigte, was ich brauchte. Ich musste zweimal Schlucken, bevor ich sprechen konnte. Und das gab mir genug Zeit um zu realisieren, dass die halbe Schülerschaft mich anstarrte. Mein Brustkorb schnürte sich sofort wieder zu.
"Einfach etwas Ruhe, das müsste schon reichen… nicht mehr so in der Mitte des Geschehens sein", presste ich leise heraus und schnappte erneut nach Luft.

Aus dem nichts heraus trat dann plötzlich noch eine weitere Person zu uns - ich erkannte erst später, dass es unser Trainer war. Keanu und er halfen mir auf und brachten mich zu einer Bank in der Nähe, wo es etwas ruhiger war. Ich liess mich darauf fallen und vergrub ziemlich schnell das Gesicht in meinen Händen. Einerseits half diese leicht gegen Vorne gebogene Haltung mir immer noch beim Atmen, andererseits wollte ich gerade auch einfach Nichts sehen. Keanus besorgte Gesicht, die fragenden Blicke unseres Trainers oder die Neugier der andern Schüler - allesamt Dinge, die mir in diesem Moment einfach zu viel waren.
"Scheiss Belastungsdyspnoe…", fluchte Keanu schliesslich und ich konnte mir ein trockenes Auflachen nicht verkneifen. Und da dies keine weiteren Schmerzen auslöste, traute ich mich dann schliesslich auch mich wieder etwas gerade hinzusetzen und mich dem Geschehen um mich herum zu stellen.
Hiro fragte mich beinahe sofort, ob ich etwas zu trinken wollte und ich nickte. Nicht, weil ich Durst hatte, sondern weil ich gerade einfach mit meinem Bruder alleine sein wollte. Keanu schien es gleich zu gehen. Kaum war der Trainer ausser Hörweite schlang er seine Arme um mich und gestand mir, dass er echt Angst gehabt hatte. "Wie geht es dir? Was war denn da los? So heftig kenne ich das ja kaum? Ich hatte echt Angst um dich…"
Ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören und erwiderte die Umarmung sofort fest. Das hatte ich nicht gewollt. Egal was ich tat, ich hatte nie die Absicht meinem Bruder Schmerzen zuzufügen. Und dennoch endete es irgendwie immer damit. "Ich wollte dich unbedingt schlagen... War wohl keine gute Idee nachdem meine Lunge von gestern Nacht schon leicht angekratzt war. Mein Dickkopf wollte sich durchsetzen, aber der Rest hat halt nicht mit gemacht. Tut mir leid, ich wollte dir keine Sorgen bereiten. Ich hab mich immer noch nicht vollständig an die ganze Sache gewöhnt. Bei unseren Auftritten geht es, da ist ja alles durchchoreographiert. Aber wenn's sonst um Sport geht bin ich immer noch dabei meine neuen Grenzen auszutesten... Sieht so aus als ob dich im Sprint zu schlagen eine davon ist", erklärte ich schliesslich leise und musste erneut mehrmals schlucken. Vielleicht war Wasser nicht nur eine gute Ausrede gewesen um den Trainer loszuwerden.
Dieser war jedoch inzwischen bereits wieder auf dem Rückweg, ich sah ihn mit einer Wasserflasche auf uns zukommen. Kurz bevor er uns erreichte, raunte Keanu mir noch zu, dass ich wohl am Besten mit ihm sprechen würde. Seufzend löste ich mich von meinem Bruder und zog meine Beine an. Ich hasste es, wenn er Recht hatte.

Hiro reichte mir die Wasserflasche und ich nahm still ein paar kleine Schlucke, während er meinem Bruder versicherte, dass er auf mich achten würde und er doch zurück zu seiner Gruppe sollte. Keanu war überhaupt nicht begeistert darüber, dass sah ich ihm sofort an. Dennoch stimmte er nach einem Moment zu und ging etwas zögerlich zurück zu seiner Gruppe.
Der Trainer nahm seinen Platz ein, setzte sich jedoch rücksichtsvoll etwas weiter von mir weg. Einen Moment lang sassen wir einfach in Stille da, bevor Hiro schliesslich fragte: "Möchtest du mir erzählen was da gerade los war? Ich wurde informiert darüber, dass du eine Lungen-Operation hinter dir hast, aber wir waren der Ansicht, dass die ganze Sache gut verheilt war?"
Ich drehte die Kappe der Flasche wieder zu und richtete meinen Blick auf das Gras vor mir. "Ist es auch. Trainieren oder Auftritte sind überhaupt kein Problem, da ist ja alles choreographiert und ich weiss genau, wie stark die Belastung ist. Aber bei so was", ich gestikulierte mit der Hand in die Richtung des Postens, wo der Stafettenlauf weiterging, "kenne ich meine Grenzen noch nicht ganz." Ich beobachtete wie Maike gegen einen Jungen aus unserer Gruppe antrat und beeindruckend schnell die Strecke zu den Puzzle-Teilen zurücklegte. Der Anblick hinterliess einen bitteren Geschmack in meinem Mund und ich schlang meine Arme fester um die Knie. "Früher wär so etwas nie ein Problem für mich gewesen."
Aus dem Augenwinkel konnte ich den Trainer nicken sehen. "Ich kann mir vorstellen, dass die ganze Situation nicht einfach für dich ist. Aber ich verspreche dir, dass wir Trainer hier darum bemüht sind, das Beste aus euch Schülern heraus zu holen. Und in deinem Fall bedeutet das, dass wir dir gerne  dabei helfen werden, so gut wie möglich zurück zu deiner alten Form zu kommen", versicherte er mir, doch ich nahm seine Worte nicht allzu ernst. Ich hatte in meinem Leben schon eine ganze Menge leere Versprechen von Erwachsenen gehört. Und bis er mir das Gegenteil bewies, zählte auch Hiros Rede dazu.
Hiro musste schliesslich zurück an seinen Posten. Er riet mir so lange auszusetzen, bis ich mich wieder fit fühlte. Offenbar gab es keine Pflicht, dass ich zu den Spielen zurückkehren musste. Aber wenn ich wollte, durfte ich. Ich musste einfach auf mich aufpassen, so seine Worte.
Ich begab mich schliesslich auch wieder zurück zu unserem Posten und setzte mich wortlos neben der Trainerin ins Gras. Soweit ich von hier aus beurteilen konnte, war unser Team im Rückstand. Aber ich konnte mich auch nicht voll darauf konzentrieren. Meine Gedanken schwankten immer wieder zurück zu meinem Schlafproblem. Vielleicht konnte dieser kleine Aussetzer von gerade eben ja doch noch nützlich sein...

Ich dachte immer noch über meinen kleinen Plan nach, als Keanu sich schliesslich ächzend neben mir ins Gras fallen liess. Schnell schob ich die Gedanken zur Seite und musterte meinen Bruder. "Und, habt ihr unser Team geschlagen?"
Bevor Keanu jedoch antworten konnte, tauchten auch noch Maike und Alisa auf und fragten, ob sie sich dazusetzen durften. Alle sahen mich an, weshalb ich dann auch schnell nickte. "Natürlich."


Zuletzt von Nael Nakai am Sa Mai 15, 2021 8:56 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Alisa McPierson

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptyDi Apr 27, 2021 6:40 am

"Natürlich."
Nael hatte nichts dagegen, dass wir uns zu ihnen setzten und so liess ich mich auch direkt neben den Zwillingen ins Gras fallen. Diese ganze Spiele-Olympiade stellte sich doch noch als ziemlich anstrengend heraus. Maike liess sich ebenfalls neben mir nieder und lag ziemlich schnell mit dem Rücken im Gras. Ich lächelte sie leicht an, ehe ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Brüder richtete. Nael war nichts mehr davon anzumerken, was vorher geschehen war. Das freute mich einerseits natürlich riesig, andererseits fand ich es jedoch auch ziemlich sorgeerregend. Egal was es gewesen war, es hatte ziemlich heftig ausgesehen, wie der Australier sich mit schmerzverzerrtem Gesicht immer wieder zusammengekrampft hatte, verzweifelt nach Luft schnappend. Ich fragte mich, was wohl die Ursache dafür sein konnte, dass ein Mensch - ein Athlet wie er - solche Aussetzer erleben musste.
Überanstrengung? Ich weiß es wirklich gut. Doch ich vermute das es nichts allzu unbekanntes gewesen sein musste, gingen mir Maikes Worte von vorhin wieder durch den Kopf und ich warf den Zwillingen einen Seitenblick zu. War das wirklich Normalität für die Zwei? Der Gedanke daran stimmte mich traurig.
Ich erinnerte mich an Etoile, eines der ersten Ponys mit denen ich arbeiten hatten durfte als ich noch ein kleines Kind gewesen war. Eine schwarze Shetland-Stute mit einem weissen Sternchen auf der Stirn. Daher auch der Name. Sie war ein unglaublich liebes und motiviertes Tier gewesen, jedoch auch von Asthma geplagt. Wir hatten immer vorsichtig sein müssen, sie nicht zu überarbeiten, da sie selbst ihre Grenzen nicht wirklich kannte. War das bei Nael auch so? Verglich ich gerade tatsächlich einen meiner neuen Freunde mit einem Pony? Ich schüttelte leicht den Kopf und verdrängte den Gedanken.

"Ich muss noch einmal kurz weg bevor es gleich weiter geht. Ihr entschuldigt mich", verkündete Maike und riss mich damit aus meinen Gedanken. "Klar, vergiss nicht was zu trinken", erwiderte ich sofort und warf ihr noch die Wasserflasche zu, die ich bereits halb geleert hatte, während wir darauf warteten, dass die Trainerin unsere Resultate eintrug. Dann war Maike auch schon verschwunden und ich mit den Zwillingen wieder alleine. Ich dachte darüber nach ein Gespräch anzufangen, doch die zwei Brüder tauschten immer wieder vielsagende Blicke aus, die mir sagten, dass sie bereits selbst eine Stille Konversation führten und diese wollte ich nicht unterbrechen. Doch genau in diesem Moment sah Nael mich plötzlich direkt an.
Ich lächelte leicht und platzte ertappt mit einer Frage hinaus: "Was denkt ihr, wie viel Posten haben wir noch übrig?"
Wie viele Posten? War das wirklich das Beste, was meinem Gehirn einfiel?[/b] Ich verkniff mir, über mich selbst die Augen zu drehen. [i]Herr Desens hatte Anfangs gesagt wie viele Posten es waren und auch die Trainer hatten vor der Pause nochmals gemeint, dass wir nun in der Mitte waren.
Keanu und Nael lächelten jedoch beide, der Eine etwas mehr als der Andere, doch sie schienen es mir nicht übel zu nehmen. Dennoch beantwortete keiner der Beiden die Frage. Stattdessen zog Nael eines seiner Knie an den Körper und platzierte sein Kinn darauf. "Das ist nicht, was du wirklich fragen wolltest. Mach nur, es stört mich nicht."
Etwas überrascht über dieses Angebot nahm ich mir dieses Mal Zeit um meine Gedanken zu sortieren und mit einer sinnvollen Frage zu kommen. Schliesslich sollten die Zwei ja nicht denken, dass ich komplett einfältig war. Doch schlussendlich schien die einfachste Frage irgendwie die Wichtigste zu sein. "Geht es dir wieder besser?"
Nael nickte, so gut es ging wenn man sein Kinn auf dem Knie hatte. "Ja, ich bin mir so was gewohnt. Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe."
Ich schluckte einmal. Maike hatte Recht gehabt. Und irgendwie machte das die ganze Sache in meinen Augen nur noch so viel schlimmer.
"D-dann passiert dir so etwas öfters? Das ist ja schrecklich!" Nael lachte leicht und meine Hand fuhr sofort geschockt zu meinem Mund als ich realisierte, dass ich das gerade laut ausgesprochen hatte.
"Ich hatte vor relativ kurzer Zeit eine Operation die meine Lungenkapazität eingeschränkt hat. Ich gewöhn mich immer noch an die neuen Grenzen. Und da kann so etwas halt Mal passieren. Aber es sieht schlimmer aus, als es ist", erklärte er. Irgendwie glaubte ich ihm den letzten Teil nicht so ganz. Es hatte ziemlich schmerzvoll ausgesehen. Und an der Art und Weise wie auch Keanu seither eher ruhig war und seinem Bruder immer wieder einen besorgten Seitenblick zuwarf, glaubte ich abzulesen, dass er es wohl auch nicht so 'harmlos' beschrieben hätte, wie es Nael gerade tat. Dennoch wollte ich nicht länger in dem Thema herumstochern und setzte daher wieder ein Lächeln auf.
"Danke, dass du mir das erzählt hast. Und als Team-Kapitän rate ich dir an, dich bei den nächsten Posten nicht mehr zu übernehmen. Ich hab nämlich nicht vor, einen Mann zurück zu lassen", erwiderte ich mit einem leicht scherzhaften Unterton. Dieser kam anscheinend an, denn auch Keanus Lächeln wurde nun wieder etwas breiter.

Viel weiter kamen wir mit unserem Gespräch dann leider auch nicht mehr, denn das laute Trillern einer Pfeife verkündete, dass es weiter ging und wir mussten zu unseren Posten. Keanu trennte sich von Nael und mir, während wir gemütlich zu dem Kisten-Posten gingen, der bei Keanu's Team vorhin ziemlich amüsant ausgesehen hatte. Wir hatten ihn noch nicht erreicht, als zwei Mädchen aus unserem Team - Marie und Sophie, wenn ich mich nicht irrte - zu uns stiessen. Sie waren fröhlich am plappern, verstummten jedoch als sie Nael bemerkten.
"Geht's wieder?", fragte Marie nach einem Moment der Stille leise und wiederum nickte Nael, sein Gesichtsausdruck dieses Mal aber einiges verschlossener als er vorhin mir von der Sache berichtet hatte. Das bedeutete mir sofort, dass er wohl nicht wollte, dass die ganze Schule von seiner Operation wusste. Ich würde die Sache also auch für mich behalten. Gleichzeitig fühlte ich mir irgendwie ein wenig Stolz darüber, dass er mir davon erzählt hatte. Irgendetwas sagte mir, dass die Zwillinge noch echt gute Freunde werden konnten - wenn sie es nicht schon waren.
"Irgendwelche Strategievorschläge für unsere nächste Aufgabe?", fragte ich die zwei Mädels schnell um das Gespräch in eine andere Richtung zu lotsen. Es gelang und bald waren wir schon wieder fröhlich dabei Ideen auszutauschen, während Nael still daneben herging und einfach zuhörte.

Wir meisterten den Posten mit Bravour, auch wenn Nael die Runde aussetzte, was mich etwas überraschte. Sonderlich anstrengend war es nämlich nicht. Aber er hatte bestimmt seine Gründe, weshalb ich auch nicht nachhaken wollte. Danach ging es Schlag auf Schlag. Und innerhalb einer Stunde hatten wir dann auch noch die letzten drei Posten geschafft. Die Trainerin dort behielt unseren Zettel zurück und meinte, dass wir nun frei waren zu gehen. Die Resultate würden am nächsten Tag bei der Versammlung verkündet. Ich war etwas enttäuscht nicht sofort zu wissen, wie wir uns geschlagen hatten. Doch da musste ich mich wohl noch etwas Gedulden. "Sollen wir schauen gehen ob Keanu und Maike auch schon fertig sind?", fragte ich Nael, der sich relativ still immer in meiner Nähe aufgehalten hatte. Es war nicht unangenehm und ich vermutete, dass er einfach nicht allzu gut mit Fremden kommunizieren konnte. Kein Wunder, wenn man einen Bruder wie Keanu hatte. Dieser schien nämlich kommunikativ für Beide zu sein. Dennoch war Nael angenehme Gesellschaft und es störte mich daher kein bisschen.
"Klingt gut", erwiderte der Australier und so gingen wir über den kleinen Hügel zurück zu dem Posten, bei dem Keanus Gruppe enden sollte. Sie waren noch nicht ganz fertig und so hatten wir die Gelegenheit, ihn und Maike bei in den letzten Sekunden noch etwas anzufeuern.
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Keanu Nakai

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySo Mai 16, 2021 2:41 pm

Nael fragte mich sogleich, ob unser Team gegen seines gewonnen hatte. Ich grinste, doch bevor ich antworten konnte, kamen schon Maike und Alisa zu uns. Als Nael auf ihre Frage schnell zustimmte, dass sich die Zwei natürlich sich zu uns setzen konnten, taten sie dies auch gleich. Ich nickte noch kurz und meinte als Antwort auf Naels Frage: «Ja, aber war echt knapp. Euer Team hat sich wacker geschlagen. Und ich war wohl nicht mehr so eine grosse Hilfe…» Wir alle schienen etwas erschöpft von den bisherigen Spielen zu sein. Wir waren zwar alle sportlich soweit ich das beurteilen konnte. Aber man merkte, dass hier nicht nur die Muskeln und Fähigkeiten angesprochen wurden, die wir vermutlich in der Regel trainierten. Das machte das Ganze zwar unterhaltsamer aber auch anstrengender. So schwiegen wir eine Weile vor uns her. Ich blickte immer wieder zu Nael und wollte wissen wie es ihm geht. Gleichzeitig wollte ich das Thema nicht schon wieder einbringen, jetzt wo er endlich nicht mehr ganz im Mittelpunkt war.
Plötzlich richtete sich Maike schnurstracks auf und verkündete, dass sie nochmals schnell wegmusste. Wir nickten ihr kurz zu und Alisa warf ihr mit der Erinnerung, etwas zu trinken noch eine Flasche zu. Eine Gefühlte Sekunde später war Maike auch schon weg. Ich blickte wiederum zu Nael und fragte ich durch ein Hochziehen meiner Augenbrauen kombiniert mit einem leichten Nicken in seine Richtung, wie es ihm geht. Er zuckte kaum merklich mit den Schultern, während sich sein Kopf sanft hin und her bewegte. Ich schloss daraus, dass es ihm wieder ganz okay ging. Meine Augen wanderten kurz in Richtung Hiro`s Posten und Nael bestätigte durch ein nach unten und dann wieder nach oben blicken der Pupille, dass er Hiro wohl erzählt hatte was los war. Zumindest ungefähr. Ich war erleichtert. Bestimmt würde Hiro so auch darauf achten und es ins Training miteinbeziehen. Auch wenn Nael es nicht mochte, wenn andere davon wussten, so machte es doch den Umgang damit im Alltag einfacher, wenn man nicht ständig irgendwelchen Fragen oder Aufgaben ausweichen musste, ohne dem Gegenüber erklären zu können warum. Mir und auch Nael war bewusst, dass sich Alisa und Maike wohl fragen würden was gerade los gewesen war. Meine Pupillen deuteten eine schnelle Bewegung in die ungefähre Richtung von Alisa mit der stummen frage, ob er es ihr und Maike erklären wollte. Einen kleinen Moment länger als es für ein normales Blinzeln nötig gewesen wäre, schloss Nael die Augen. Dann blickte er direkt zu Alisa. Sie stellte auch sogleich eine Frage, doch ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, als ich merkte, dass ihre Frage wohl nicht im Geringsten das war, was sie gerade beschäftigte. Auch Nael war am Grinsen, während er sich etwas umplatzierte. Er sprach aus, was wir beide dachten und ergänzte, dass sie ihn fragen dürfe und es ihn nicht störe. Ich war stolz auf meinen Bruder, dass er so offen und ruhig damit umging. Und dass er sich heute bereits 2 neuen Personen öffnen konnte. Dunkel erinnerte ich mich an die Zeit, als er nicht einmal mir oder Dad wirklich anvertraut hatte was los war. Ein kühler Schauer lief meinen Rücken hinab. Die Zeit, in der wir wussten, dass etwas nicht stimmte aber einfach nicht an Nael herankamen. Schnell verscheuchte ich den Gedanken wieder und war einfach froh im hier und jetzt mit ihm zu sein. Dennoch konnte ich mir hin und wieder einen leicht prüfenden Blick in seine Richtung nicht verkneifen. Ich hörte erst wieder Alisas Antwort, dass sich nicht mehr übernehmen soll und ich musste unwillkürlich grinsen. Sie war echt eine gute Seele und sie hat das Thema gut aufgenommen.

Nun war es auch schon Zeit, um mit den Posten weiter zu machen. Ich verabschiedete mich mit einem kurzen Winken von Alisa und Nael und, da Maike nicht wieder da war, schlenderte ich alleine in Richtung unsere Gruppe. Meine Vermutung bestätigte sich, als ich Maike bereits bei der Gruppe sah und so stiess ich zu ihnen. Ich zählte kurz durch und sah, dass wir bereits komplett waren. Also schnappte ich mir meinen Zettel wieder und ging zur Lehrperson, um unsere Gruppe anzumelden. Schnell hatte sich unsere Gruppe in einer Reihe aufgestellt und es war auch schon eine Strategie besprochen worden. Es klappte ganz gut doch als Maike den Apfel an mich übergeben wollte, klappte es nicht so. Als sie sich strecken wollte, fiel ihr sogleich der Apfel auf den Boden. Ich hatte zwar bereits versucht, in die Knie zu gehen, wollte es aber beim nächsten Versuch noch etwas mehr probieren. Der Apfel kam wieder näher und obwohl ich versucht hatte, weiter nach unten zu gehen klappte es wieder nicht. Ich hörte, wie Maike ein genervtes Schnauben ausstiess. So kannte ich sie gar nicht, bisher machte sie immer einen so ausgeglichenen Eindruck. «Kein Stress, das kriegen wir schon hin…» versuchte ich sie leise zu beruhigen. Doch ich war mir nicht sicher, ob sie mich gehört hatte. Wieder kam der Apfel zu ihr, sie schnappte ihn ohne zu zögern doch mit dem Mund, drehte sich schnell um, packte meine Schultern und zog mich zu ihr herunter. Ich war einen Moment lang überrascht und wohl etwas überrumpelt. Ich schaute sie mit grossen Augen an, fasste mich dann wieder. Ich schnappte den Apfel ebenfalls mit dem Mund, nicht dass er dieses Mal wieder in ihrer Nähe herunterfiel und gab ihn vorsichtig weiter.  Ich drehte mich wieder zu ihr um, ihr Kiefer war fest zusammengepresst und eine kleine Falte zwischen ihren Augenbrauen zeigte mir, dass sie wohl noch immer nicht ganz zufrieden war. Ich presste meine Lippen zusammen, um mir meinen Kommentar, dass das ja fast schon ein Kuss war, zu verkneifen. Ich hatte das Gefühl, dass das jetzt gerade nicht sonderlich gut ankommen würde. Wir schafften mit dieser etwas angepassten Technik doch noch einige Äpfel durch die ganze Gruppe zu transportieren. Doch Maike blieb weiter unruhig und irgendwie angespannt. Als die Lehrperson dann den Abschluss der Aufgabe pfiff, legte Elaine ihren Arm um Maike und konnte sie zum Glück wieder etwas aufmuntern.
Nachdem wir die Punktzahl wieder auf dem Gruppenzettel notiert bekommen haben, gingen wir auch schon weiter zum nächsten Posten. Nun kamen wir zu einer grossen Kiste voller Klötze. Schnell wurde uns erklärt, dass wir hier einen möglichst hohen Turm bauen sollten. Ich lachte, es war schon eine gefühlte Ewigkeit her, seit ich das letzte Mal mit Bauklötzen gespielt hatte. Leicht stupste ich Maike an und murmelte: «Na, fühlst du dich auch in deine Kindheit zurückversetzt? Das kriegen wir doch locker hin.» Unsere Gruppe einigte sich darauf, dass wir zuerst ein stabilen Unterteil machen, damit wir danach ohne zu grosses Gewackel in die Höhe bauen konnten. So bauten wir gemeinsam am unteren Teil. Mein Blick fiel immer wieder zu Maike. Sie machte noch immer einen eher gestressten Eindruck. Irgendwie schien sie ihre innere Ruhe verloren zu haben. Auch hier schien es nicht so zu klappen, wie sie das gerne wollte. Ihre Hände schienen immer wieder unsicher zu werden oder zu zittern, so dass sie kaum einen Klotz auf unseren Turm gelegt bekam. Stattdessen machte sie immer wieder einige Schritte zurück, schüttelte ihre Hände, schaute Weg und biss sich mit einer verzogenen Miene auf die Lippen. Schliesslich entschied sie sich, nur noch Klötze aus der Kiste zu nehmen und sie den anderen Teammitgliedern weiter zu geben. Was war bloss los mit ihr? Lag es nur daran, dass es vorhin bei den Äpfeln nicht so klappte? Das konnte ich mir kaum vorstellen… Sie machte bisher einen ziemlich ausgeglichenen Eindruck und gerade im Zirkus bei Trainings muss man so einige Misserfolge einstecken und es einfach immer wieder versuchen, bis etwas klappt… Der Turm wurde grösser und grösser. Damit wir noch hoch kamen machten Nils und ein anderer Junge machten mir eine Räuberleiter, damit ich ohne unsicheres auf Zehenspitzen stehen und strecken weiter Klötze auf den Turm legen konnte. Gerade als ich noch eine Etage weiter hochbauen wollte war die Zeit abgelaufen und unser Turm genau 196 cm hoch. Ich sprang gleich mit einem Rückwärtssalto aus der Räuberleiter und landete in der Hocke. Nachdem ich auch hier den Zettel wieder abgeholt hatte, machten wir uns auf den Weg zum nächsten Posten.

Ich liess mich etwas zurückfallen, so dass ich bald schon ganz hinten neben Maike lief. «Hey, alles okay bei dir? Du scheinst etwas gestresst zu sein… Kann ich dich irgendwie unterstützen oder dir was Gutes tun?» Ich wollte mich nicht aufdrängen, aber vielleicht konnte ich sie ja irgendwie wieder aufmuntern. «Ich bin übrigens auch ein echt guter Zuhörer. Und wenn es was längeres ist, das du gerne loswerden würdest, können wir es auch nach den Spielen hier besprechen.» ergänzte ich mit einem schiefen Grinsen in Maikes Richtung.
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Maike Debbler

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySo Mai 16, 2021 8:46 pm

Es war wie ein verfluchter Teufelskreis. Die Übung mit den Äpfeln hatte mich komplett raus gebracht. Immer wieder war in meinem Hinterkopf das ich unter Beobachtungstand. Ich brauchte dieses Studium und wenn ich nicht abliefern würde, so gäbe es sicher auch keines für mich. Elaine versuchte mir gut zuzureden und dennoch kam die nächste Übung und ich war innerlich wieder total aufgeregt. Wir sollten mit Bauklötzen einen hohen Turm bauen. Keanu gab mir einen leichten Stupser und fragte mich ob mich das an meine Kindheit erinnerte. Ich grinst und schüttelte den Kopf. "Wohl eher so ein Jungsding. Tobi, ein Junge aus meinem Zirkus, hat damit immer gespielt." Dennoch weckte es Erinnerungen an meine Kindheit und an einem Tag wo Tobi und ich uns ein Haus aus Karton gebaut hatten. Es war wirklich ein Tagesprojekt gewesen. Tobi hatte uns eine Tür und Fenster ausgeschnitten und ich hatte den Zirkus auf den Kopf gestellt und uns Kissen und Lichterketten besorgt. Schließlich landeten noch ziemlich viele Spielsachen in unserem kleinen Häuschen. In meinem Ohren klingt noch die Stimme von Tobi. "Hier bleiben wir beiden Wohnen und wir bleiben immer und ewig zusammen." Er war einfach mein bester Freund und ich hatte ohne zu zögern zugestimmt. Sein Lächeln war nicht mehr ganz vollständig, da er einen seiner Milchzähne bereits verloren hatte und ich hatte zwei geflochtene Zöpfe. Dadurch das ich noch so klein war, reichte ein Ruf meiner Mutter aus und ich hatte bereits das Versprechen gebrochen und bin zurück zu meinem Wohnwagen gelaufen. Das Haus hielt dem nächsten Regenschauen nicht stand, doch irgendwie war da immer noch das Versprechen das ich gegeben hatte. Was wenn ich es einhalten würde? Sollte ich dieses Stipendium nicht bekommen würde es von ganz alleine wieder zum Versprechen werden.

Ich versuchte mich zu konzentrieren und wartete auf das Startsignal. Der Plan war einen stabilen Untergrund zu bauen. Immer wieder wollte ich eines der Klötze drauf legen, doch meine Hand zitterte mit jeden Klotz zunehmend. Wenn ich Pech hatte, dann würde ich ihn noch umstoßen und alles wäre Verloren. Trotz das ich versuche meine Hand zu lockern zittert sie weiter und so muss ich einfach meine Aufgabe abbrechen und reiche schließlich nur noch die Klötze aus der Box an. Mein Team war wirklich gut und ich versuchte ihnen das zu überlassen und selber so gut ich konnte zu unterstützen. Keanu beendete diese Übung mit einem Salto und es zeigte mir das er gut mit der Leistung zufrieden war die unser Team abgeliefert hatte. Ich nahm es so hin, selbst wenn ich wusste das es hätte noch viel besser laufen können.

Nun war die nächste Übung dran und mir machten uns auf den Weg. Ich bildete irgendwie unbewusst das Schlusslicht und als Keanu sich zu mir zurück fallen ließ sah ich überrascht zu ihm. Er fragte mich ob alles gut mit mir war oder ob er mir etwas Gutes tun könnte. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Wie würde er dann über mich denken? Alisa war total unterstützend und doch kannte ich die Zwillinge noch nicht gut genug um zu wissen was sie von mir dachten? Was wenn ich dann nicht mehr gut genug für sie war? Ich konnte ihm nicht alles erzählen. Noch nicht, doch er und ich teilten uns eine Gruppe in der Eröffnungsshow und deshalb würden wir noch morgen einiges an Zeit zusammen verbringen. "Ich bin so ein Wettbewerb nicht gewohnt. In meiner Kindheit gab es das nicht und der Druck wirklich, wirklich gut zu sein und zu gewinnen ist mir wohl etwas hoch gestiegen. Vielleicht solltest du mich kitzeln wenn du siehst das ich zu angespannt bin." schlug ich im Spaß vor, doch plötzlich griff er mich an und kitzelte mich durch. Ich musste so lachen und es war wie als hätte man die ganze Spannung bei mir raus genommen. Die letzten Übungen waren wieder wirklich gut und ich war total bei der Sache. Keine Gedanken schlichen sich bei mir ein das ich nicht gut genug sein würde, sondern ich hatte einfach Spaß und wusste das ich es schon machen würde. Hin und wieder knuffte mir Keanu in die Seite, was eher als Witz gemeint war und ich musste jedes mal breit grinsen.

Die letzte Übung war fast fertig und um uns waren bereits die ersten Gruppen fertig und schauten sich den Letzen noch zu. Ich jedoch konzentrierte mich auf die Fragen der Lehrkraft. In einer Linie standen Holzstämme auf denen jeweils einer vom Team stand. Je nach Frage die uns gestellt wurde mussten wir die richtige Reihenfolge einnehmen. So ging es zum Beispiel von Groß nach Kein in eine Reihe stellen, nach alphabetischen Reihenfolge unsere Vornahmen oder nach dem Alter. Wir waren wirklich schnell und das gestand uns die Lehrkraft auch leise. Das brach unsere Gruppe zum Jubeln und die ersten Umarmten sich bereits. Ich ging zu Keanu und schloss meine Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn.

Nun war für uns die Übung zu Ende und Morgen würde es die Ergebnisse zu dieser Veranstaltung geben. Eigentlich musste ich später unbedingt noch üben, doch irgendwie wollte ich auch gemeinsam mit meinen neunen Freunden zum Abendessen gehen. Vielleicht konnte ich mir ja beides ein bisschen gönnen?
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Nael Nakai

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySa Mai 22, 2021 10:10 pm

Ich war selbst etwas überrascht, wie wenig es mir ausmachte Alisa von meiner Operation zu berichten. Die heiklen Details liess ich aus, dennoch schien sie zu verstehen. Zumindest fragte sie nicht weiter nach. Auch Keanu wirkte zufrieden, seine Augen strahlten vor Freude. Ich bildete mir sogar ein, darin ein wenig Stolz zu erkennen. Unsere Blicke trafen sich und ich zwinkerte ihm kurz zu, ehe ich mich wieder nach hinten in das kühle Gras fallen. Lange ausruhen konnten wir uns jedoch nicht mehr, denn bevor wir uns versahen, erklang auch schon die Trillerpfeife, die das Ende der Pause ankündigte. Maike war nirgends zu sehen.
Ich rappelte mich auf und folgte Alisa zu unserem nächsten Posten. Kaum hatten wir den Rasen hinter uns gelassen, stiessen auch schon zwei weitere Mitglieder unserer Gruppe zu uns. Sie plauderten fröhlich vor sich hin und eine legte Alisa gar den Arm um die Schultern, doch als sie mich erblickten verstummten sie plötzlich. Verunsichert stellte ich fest, dass ich mir ihre Namen nicht gemerkt hatte. Ich hätte bei der Vorstellungsrunde besser aufpassen sollen. Doch das brachte mir jetzt auch nichts mehr. Schnell wandte ich meinen Blick ab, steckte die Hände in meine Hosentaschen und liess mich ein paar Schritte zurückfallen. Das hatte bisher immer gut funktioniert, um Andere davon abzuhalten mich anzusprechen. Doch auch die Mädchen hier schienen anders zu sein als in Australien.
„Geht’s wieder?“, sprach mich die Dunkelhaarige mich beinahe sofort an und ignorierte dabei mein Verhalten komplett. Ich nickte leicht, ohne sie direkt anzuschauen. Vielleicht würde sie das ja verstehen. Mir war gerade nicht nach Reden. Glücklicherweise hatte ich dafür ja auch noch Alisa dabei. Und der schien es überhaupt nichts auszumachen zu plaudern. Sie richtete das Gespräch wieder auf den Posten, den wir vor uns hatten. Ich hörte zwar nicht mit voller Aufmerksamkeit zu, suchte mit den Augen aber dennoch die Nummer unseres nächsten Postens. Als ich ihn schliesslich fand, wäre ich am liebsten gleich wieder umgedreht. Ich hatte schon am Vormittag ein paar Mal beobachtet, wie verschiedenste Gruppen versuchten die Kisten gemeinsam zu überwinden. Einige hatten es besser gemeistert als andere. Aber eines hatten Sie alle gemeinsam: eine Menge Körperkontakt. Und darauf konnte ich wirklich verzichten.
So liess ich mich neben dem Tisch des Trainers ins Gras fallen, während die anderen sich bei der Startlinie aufstellten. Eigentlich mochte ich es nicht herauszustechen, eine Spezialbehandlung zu bekommen. Aber wenn die Wahl zwischen ein paar komischen Blicken und einer ganzen Reihe an Fremden war, die sich an mir festklammerten, gewann das Erste, ohne lange nachzudenken. Auch der Trainer, der den Posten betreute, warf mir einen fragenden Blick zu harkte jedoch nicht nach. So konnte ich in aller Ruhe den Plan nochmals durch meinen Kopf gehen lassen, den ich mir vorhin zurechtgelegt hatte. Er war alles andere als perfekt. Aber es war allemal besser als nicht mehr zu schlafen.
Die nächsten Posten waren dann einiges ruhiger und mit viel weniger Nähe. So gesellte ich mich schliesslich auch wieder unter die Gruppe. Und spätestens nach dem nächsten Posten erkannte ich dann auch, dass in Alisas Nähe zu bleiben grosse Vorteile hatte. Sie stellte keine unangenehmen Fragen, war gut drauf und lenkte ziemlich schnell alle ab, die auf mich zukamen, um nachzufragen, ob es wieder besser ging.

Auch als wir den letzten Posten hinter uns hatten, sah ich mich wieder nach dem dunkelblonden Schopf der Schottin um. „Sollen wir schauen gehen, ob Keanu und Maike auch schon fertig sind?“, schlug sie vor als ich sie erreichte und ich nickte. „Klingt gut.
Gemeinsam gingen wir vom Rest unserer Gruppe weg und über den kleinen Hügel  in die Richtung, in der wir die andere Gruppe vermuteten. „Was denkst du, wie wir uns geschlagen haben?“, fragte ich nebenbei und zog den Reissverschluss meiner Stoffjacke zu.
Alisa wog ihren Kopf leicht hin und her, begann dann jedoch zu lächeln. „Für den Sieg reicht es wahrscheinlich nicht. Aber besser als Keanu und Maikes Gruppe waren wir allemal. Davon bin ich überzeugt[/b].“
Ich war mir da ja nicht so sicher, aber mit ihrer guten Laune wollte ich es definitiv nicht aufnehmen. Daher nickte ich nur leicht und richtete meine Aufmerksamkeit stattdessen wieder auf den Posten, der vor uns auftauchte. Man musste sich auf kleinen Baumstämmen entsprechend einer von der Trainerin vorgegebenen Reihenfolge aufstellen. Bei unserer Gruppe hatte hier ziemliches Chaos geherrscht, während bei Keanus Team alles ziemlich geordnet und organisiert aussah. Zumindest bis die Trainerin das Ende der Übung verkündete. Dann kam plötzlich Bewegung in die Gruppe und alle begannen sich gegenseitig zu gratulieren. Auch Maike sprang meinem Bruder praktisch in die Arme. Das war ich mir ja irgendwie schon gewohnt. Dennoch enttäuschte mich der Anblick. Ich hatte den Eindruck gehabt, dass Maike und Alisa nicht so einfach zu beeindrucken waren. Naja, ewig widerstehen konnten sie anscheinend Keanus Charme auch nicht. Ich hoffte nur, dass nichts passierte, dass unser kleines Grüppchen auseinandertreiben könnte. Irgendwie fühlte ich mich wohl in dieser kleiner Vierergruppe. Und das kam nicht allzu oft vor. Daher wollte ich es auch auf keinen Fall verlieren.
Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich gar nicht mitbekam, wie die Zwei zu uns stiessen. Alisa hatte schon mit ihnen zu plaudern begonnen und ich versuchte mir so schnell wie möglich zusammenzureimen um was es ging.
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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySa Mai 22, 2021 10:53 pm

Ich freute mich riesig zu sehen wie Maike und Keanu sich in die Arme fielen nachdem auch sie ihren letzten Posten hinter sich gebracht hatten. Meine Zimmernachbarin kämpfte so hart für ihren Platz hier. Sie konnte Freunde brauchen, die für sie da waren. Ich würde mein Bestes geben, aber etwas mehr Unterstützung – zum Beispiel von den Zwillingen - konnte nicht schaden.
Maike löste sich wieder von Keanu und blickte in unsere Richtung. Ich winkte ihr schnell zu und sah, wie sie Keanu bedeutete, wo wir waren. Und dann kamen die Beiden auch schon auf uns zu. Nael und ich gingen ihnen entgegen und ich konnte es mir nicht verkneifen die Dunkelhaarige auch kurz zu umarmen, als wir sie erreichten. „Und, wie ist’s bei euch noch gelaufen?
Ich bemerkte, dass Keanus Blick auf seinem Bruder lag, der wieder einmal abwesend zu sein schien. Dieser leicht abwesende Blick auf seinem Gesicht war mir am heutigen Nachmittag schon öfters aufgefallen. Zu gerne hätte ich gewusst, wohin Nael verschwand, wenn er sich so in seine Gedanken zurückzog. Aber ich war mir auch ziemlich sicher, dass er auf eine Frage danach nicht sehr gut reagieren würde.  Es war schon witzig, wie gut ich mir einbildete die Brüder bereits zu kennen, obwohl wir doch erst etwas über einen Tag hier waren.
Nachdem wir unsere Erfahrungen zu der Olympiade von heute Nachmittag ausgetauscht hatten, richteten sich meine Gedanken auf den Rest des Nachmittags. Ein kurzer Blick auf meine Uhr sagte mir, dass wir noch knapp eine Stunde bis zum eigentlichen Abendessen hatten. Und Lust mich jetzt ins Zimmer zurückzuziehen, hatte ich eigentlich nicht. Ausserdem hatte Maike bisher noch keine Anstalten gemacht, wieder trainieren zu gehen. Vielleicht wollte sie sich eine Pause gönnen? Diese Chance musste ich nutzen!
Wir haben noch etwas Zeit bis zum Abendessen. Und da hinten hat es einen See… Was meint ihr?“, warf ich daher in die Runde und versuchte meine Vorfreude noch etwas zu zügeln. Vielleicht musste Maike ja doch noch los. Oder Nael wollte sich nach seinem kleinen Aussetzer von vorhin etwas hinlegen. Dennoch gab ich die Hoffnung noch nicht ganz auf.
Zu meiner Überraschung war Nael der Erste, der Zustimmte. „Wieso nicht?“ Zufrieden mit dieser Antwort hakte ich mich nun mit meinem noch freien Arm auch bei ihm ein und grinste ihn an. „So gefällst du mir. Was sagt unsere Konkurrenz?
Schlussendlich fanden wir irgendwie den Weg zum See. Wir waren nicht die Einzigen, die auf die Idee gekommen waren. Etwas weiter den See hinunter erkannte ich Marie und Sophie. Und auch der rote  Schopf von Nael’s Mitbewohner Nils ragte schon aus  dem Wasser hinaus. Ich liess mich ins Gras fallen, um die Schuhe auszuziehen.  Meine Socken, Handy und der Zimmerschlüssel landeten dann darin. Auch mein T-Shirt zog ich aus, schliesslich hatte ich ja einen Sport-BH darunter, der nun wirklich nichts Intimes war. Die Shorts liess ich aber an. Komplett in Unterwäsche hätte ich mich wahrscheinlich nicht wohl gefühlt.
Zu meiner Rechten machten sich auch die Anderen fertig. Ich bemerkte wie Nael einen Moment zögerte, bevor er nach seinem Kapuzenpulli auch noch das schwarze T-Shirt über den Kopf zog. Und als der Stoff dann auf dem Boden landete, konnte ich auch schnell verstehen wieso. Eine ziemlich auffällige und offensichtlich noch relativ frische lange Narbe zog sich entlang seines Schulterblatts über seinen Rücken und seine linke Seite. Lungenoperation, erinnerte ich mich. Er hatte erzählt, dass er an der Lunge operiert worden war. Irgendwie hatte ich daher eine Narbe auf der Brust erwartet. Aber das was ich gerade sah, machte natürlich viel mehr Sinn. Sie mussten über den kleinen Zwischenraum zwischen zwei Rippen auf die Lunge zugegriffen haben. Der Gedanke war irgendwie furchteinflössend und ich wandte meinen Blick schnell wieder ab. Er fühlte sich wahrscheinlich schon genügend unwohl damit, da musste ich ja nicht auch noch hinstarren.
Stattdessen sprang ich nun auf meine Füsse und stupste Nael an, der ebenfalls schon fertig war. „Wetten ich bin schneller?
Der Schwarzhaarige wirkte  einen Moment überrascht, begann dann aber aus dem nichts heraus auf das Wasser loszurennen. Und damit überrumpelte er mich komplett.
Hey, das ist nicht fair! Cheater!“, rief ich ihm nach, während nun auch ich mich in Bewegung setzte und die Verfolgung aufnahm.
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Keanu Nakai

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptyFr Jun 04, 2021 6:57 pm

Maike erklärte mir, dass sie es sich nicht gewohnt war mit solchem Wettbewerb und Druck zu arbeiten. Sie schlug auch noch vor, dass ich sie durchkitzeln sollte, wenn sie zu angespannt sei. Sie schien es zwar mehr im Spass zu meinen, aber vielleicht war das ja gar keine schlechte Idee. Ich liess es mir also nicht zweimal sagen und weil Maike auch jetzt noch etwas angespannt schien, startete ich auch sogleich die erste Kitzel Attacke. Maike schien gar nicht darauf gefasst gewesen zu sein und ich konnte sie herzlich zum Lachen bringen. Mit einem Zufriedenen Grinsen machte ich mich zusammen mit ihr auf, um den Rückstand, den wir aufgrund der Kitzel Attacke zu unserem Team hatten wieder aufzuholen. Tatsächlich machte Maike einen entspannteren Eindruck und die letzte Übung klappte echt gut. Wir schienen eine der letzten Gruppen zu sein, die fertig wurden, denn andere Gruppen versammelten sich in der Nähe und schauten uns noch zu. Wir liessen uns davon aber nicht beirren und gaben uns weiterhin grösste Mühe, uns schnell und effizient in der richtigen Reihenfolge aufzustellen. Als sogar die Lehrperson uns zugestand, dass wir ziemlich gut unterwegs waren, ging bei unserer Gruppe das Jubeln los und plötzlich kam Maike zu mir und umarmte mich. Ich schlang meine Arme ebenfalls um sie, hob sie kurz hoch und machte eine Umdrehung. Als ich sie wieder runter liess meinte ich: «Ich bin echt stolz auf dich, du hast den Druck super hinter dir gelassen.»

Maike deutete auf einige Leute weiter weg und beim genaueren Hinschauen erkannte auch ich Alisa und Nael. Wir gingen auf sie zu und sie kamen uns entgegen. Nael schien in seine Gedanken vertieft zu sein und Alisa umarmte Maike ebenfalls. Also schweifte mein Blick wieder zu Nael. Was überlegte er sich wohl gerade? Eigentlich war es spannend. Manchmal wusste ich genau, was meinem Zwillingsbruder gerade durch den Kopf ging. Und andere Male war er auch für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln. Zu gerne hätte ich gewusst, worum seine Gedanken gerade kreisten. Doch mir war bewusst, dass jetzt wohl nicht der optimale Zeitpunkt war, um nachzuhaken.
Ich hörte, wie Maike auf Alisas Frage antwortete und hängte ein: «Ich glaube, es lief echt nicht schlecht. Unsere Gruppe hat sich gut geschlagen und egal wie das Ergebnis aussehen wird bin ich stolz auf uns. Und ich bin gespannt auf morgen, welche von unseren zwei Gruppen besser abgeschnitten hatte. Wie lief es bei euch noch?» Ich schaute zu Alisa, konnte mir aber auch einen Blick zu Nael nicht verkneifen. Schliesslich wollte ich gerne wissen, ob er auch noch bei Posten mitgemacht hatte und wie es um seine Luftzufuhr stand dabei.

Dann schlug Alisa vor, dass wir noch zum See gehen könnten. Ich wartete kurz. Ich hätte natürlich gerne sofort zugesagt, wollte aber zuerst kurz abchecken, was Nael meint. Wenn er sich nicht fit oder wohl fühlte, dann wollte ich mit ihm zurück gehen und etwas auf ihn Acht geben. Nael stimmte jedoch sogleich zu und so sagte auch ich mit einem Grinsen zu. Also machten wir uns gemeinsam in Richtung See auf. Nach einer kurzen Suche nach einem passenden Weg kamen wir auch schon am See an. Auch andere schienen die gleiche Idee gehabt zu haben. Kurzerhand zog ich mein T-Shirt über den Kopf und schlüpfte kurzerhand aus meinen Schuhen. Möglichst unauffällig versuchte ich einen Blick zu Nael zu werfen. Würde er sich überwinden können, sein Shirt auszuziehen? Nach dem offenen Austausch mit Alisa konnte ich hoffen… Dennoch war ich positiv überrascht, als er tatsächlich sein Shirt ebenfalls auszog. Alisa reagierte super, indem sie kaum reagierte und ihn sogleich anstupste und zu einem Wettrennen aufforderte. Grinsend sah ich den beiden zu, wie sie in den See sprinteten. Alisa war echt toll, sie konnte echt gut mit Nael umgehen. Ich liess mir Zeit und steckte meine Wertsachen in mein zusammengewursteltes Shirt. Als ich dann auch soweit war schaute ich zu Maike. Auch sie stand noch bei ihren Klamotten. «Wollen wir auch rein?» Maike stimmte zu und so begaben auch wir uns ins kühle Nass, wo Alisa und Nael schon etwas länger waren.

«Der See ist herrlich. Hier müssen wir gerade an heissen Tagen definitiv öfters hin!» meinte ich und zog dabei schnell meine Hände aus dem Wasser in die Höhe, so dass uns ein kurzer «Regenschauer» aus Seewasser über die Köpfe rieselte. Der See hatte eine schöne langsame Senkung, sodass er immer ein bisschen tiefer wurde. So kam mir die Idee, dass wir einen Hahnenkampf im Wasser machen könnten. Sogleich fragte ich in die Runde: «Wärt ihr bei einem kleinen Zweierkampf dabei?» als die anderen etwas unsicher nickten, grinste ich und tauchte schnell unter. Da Alisa direkt neben mir stand, tauchte ich näher zu ihr und tauchte so auf, dass sie auf meinen Schultern sass. Beim Auftauchen hörte ich noch ein Quieken von Alisa. Lachend schaute ich zu ihr hoch und meinte: «Ist das so okay für dich? Oder bin ich dir zu nah?» Sie schüttelte den Kopf und lachte ebenfalls. Ich schaute zu Maike und Nael: «Na, macht ihr auch mit? Ein paar Runden Huckepack-Kampf? Gewonnen hat die Gruppe, die es schafft, die anderen beziehungsweise vor allem die Person, die oben sitzt bei der anderen Gruppe ins Wasser zu stossen.» ich grinste die beiden schief an und setzte einen Hundeblick auf, in der Hoffnung, dass sie mitmachen würden.

Nach einigen Planschereien und viel Spass im Wasser begaben wir uns wieder zurück ans Ufer. Die Luft war angenehm warm. Nachdem ich meinen Kopf etwas ausgeschüttelt hatte, sodass meine Haare nicht mehr triefend nass waren und ich sie mit einer kurzen Handbewegung nach hinten wieder einigermassen in Form gebracht hatte, liess ich mich ins Gras plumpsen, wo ich mich ausstreckte. «Weiss jemand von euch gerade, wie spät es ist und wann es Abendessen gibt?» ich hätte zwar auch selbst auf meinem Handy nachschauen können, doch das lag irgendwo unter meinem T-Shirt und es war gerade so bequem wie ich dalag.
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Maike Debbler

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySa Jun 05, 2021 3:04 pm

Als wir bei Alisa und Nael angekommen waren legte meine Zimmerkollegin gleich ihre Arme um mich und ich drückt sie auch gleich einmal.  Sie fragte wie es genau  bei uns gelaufen war. „ Es lief soweit glaube ich ganz gut, was meinst du als Teamleiter Keanu?“. Keanu antwortete ihr direkt und ich musste sagen das er wirklich ein guter Teamleiter war. Seine Antwort wirklich sehr positiv und ließ jeden gut bei weg kommen, selbst wenn ich nicht ganz so abgeliefert hatte.  Ich war bestimmt viel zu selbstkritisch mit mir, doch ich konnte mir jetzt nicht erlauben nicht mein Bestes zu geben. Sollte ich es hier an die Schule geschafft haben, dann würde ich sicherlich lockerer werden können.

In Gedanken bewegte ich mich mit dem Rest der Gruppe von der Rasenfläche. Erst als Alisa wieder zu reden anfing schaute ich in die Runde. Sie fragte ob wir noch im See ein wenig schwimmen gehen wollten.  Ich war nicht die Einzige Person aus unserer Gruppe die wohl in Gedanken war. Nael neben uns war es wohl auch und Keanu schien auf ihn konzentriert zu sein. Doch kaum hatte Alisa ihre Frage gestellt war Nael der Erste der ihr mit einem Ja antwortete. Sein Zwilling war danach dran um die Idee gut zu heißen. So blieb mir nichts anderes übrig als dem auch zuzustimmen. Nicht das ich nicht begeistert war. Eigentlich war es genau das was ich mir wünschte. Ein wenig Ablenkung von alle dem ganzen Stress. Alisa harkte sich bei Nael ein und ich war wirklich überrascht das zu sehen. Auf mir wirkte er nicht wie der typische Kerl der Berührungen zuließ. Die Beiden waren wirklich zu einem guten Team geworden und ich fragte mich unfreiwillig ob Nael wusste das Alisa eigentlich vergeben war? Eigentlich sollte es mich nichts angehen, doch irgendwie schlich sich der Gedanke kurz in meinem Kopf.  Ich dachte nicht weiter drüber nach, es war doch schließlich nicht relevant. Eigentlich wollte ich sowieso nur ein wenig mit meinen Freunden Spaß haben. Auf gar keinen Fall wollte ich die nächste halbe Stunde an meine Prüfung denken.  Danach musste ich jedoch früh zum üben damit ich mir noch kurz vor Mensaschluss etwas Kleines zum Abendbrot herausholen konnte. Wenn es ein wenig Obst war, konnte ich danach dann noch weiter tanzen. Es war der letzte Tag zum üben und morgen stand auch wieder einiges auf den Plan.

Ich suchte mir einen Platz neben Alisa. Diese war bereits dabei sich das T-Shirt auszuziehen. Ich machte es ihr nach. Danach folgten noch meine Schuhe und die Socken. Die Wertsachen ließ ich darunter verschwinden. Hier würde doch niemand die Türschlüssel klauen oder? Groß weiter darüber Gedanken machen konnte ich nicht, denn ich erhaschte einen kurzen Blick von Alisa und ich folgte diesen. Sie hatte für eine Sekunde wen wenig zu überrascht zu Nael rüber geschaut und schnell sah ich auch wieso. Auf seinem Rücken war eine ziemlich frische Narbe zu sehen und sofort fragte ich mich was genau mit ihm passiert war, doch ich hatte Anstand und schaute nicht weiter drauf.  Das hatte ich von meinem Vater gelernt. Den ein oder andren Tadel hatte ich mir eingefangen wenn ich einmal wieder zu lange auf Steves Finger geschaut hatte.  Er hatte ihn beim Aufbau der Zuschauertribüne stark geklemmt und schließlich mussten sie ihn amputieren.  Irgendwie konnte ich als junges Mädchen niemals irgendwo anders hinschauen und mein Vater hatte mir klar gemacht wie unangenehm es für die Menschen war die immer angestarrt wurden. Das hatte sich bei mir eingebrannt und so war ich wie Alisa auch ziemlich schnell und schenkte dem ganzen keinen weiteren Blick. In Gedanken jedoch fragte ich mich ob das vielleicht vorhin Schuld für seinen Zusammenbruch war. Sie hatten sicherlich doch nichts mit seinem Herzen gemacht und wenn es der Rücken gewesen wäre, so müsste er seine Akrobatik sicher auf Eis legen. Bleib ja fast nur noch seine Lunge über. Wenn er drüber reden wollte, dann würde er das sicher schon tun. Alisa stupste ihn an und forderte ihn gleich zu einem Duell heraus. Vielleicht hatte Nael ja bereits ihr etwas gesagt als ich nicht da war?  Das Üben zog mich doch ziemlich aus der kleinen Gruppe heraus und das war wirklich schade. Diese Gruppe hier war wirklich toll und wir lernten uns gerade erst kennen.  Wenn ich mich jedoch immer rauszog, dann würde ich sicher bald nicht mehr so drin sein. Doch wenn ich mich nicht rauszog dann letzten Endes doch auch. Vielleicht sollte ich es ihnen doch sagen. Naja, doch war sollte schon eine Woche ausmachen? Danach hatte ich alle Zeit der Welt und müsste ihnen nicht sagen dass ich nicht für die Edac gewählt wurde und somit nicht gut genug für sie war.  
Keanu fragte mich ob ich auch los wollte und ich nickte.  So gingen auch wir ins Wasser. Es war ein wenig kälter als ich gedacht hatte, doch da die Anderen so souverän ins Wasser gegangen waren tat ich es ihnen nach.  Ich tauchte nicht direkt ab, sonders ging erst einmal so lange ich gehen konnte. Danach schwamm ich ein wenig um mich an das Wasser zu gewöhnen.  Es war das Beste was wir machen konnten. All meine Muskeln die so angespannt waren brannten und das Wasser kühlte das wirklich angenehm  ab. Zurück bei der Truppe gab Keanu bekannt das wir hier öfter an warmen Tagen sein sollten. Er ließ es Regnen indem er seine Hände mich Wasser in die Luft warf und ich lächelte.   „Es ist wirklich eine schöne Abkühlung nach der Veranstaltung gerade.“ Der offenere der beiden Brüder fragte ob wir einen Zweikampf veranstalten wollten. So ganz wusste ich nicht was es vorhatte und nickte erst einmal langsam ihm zu. Keanu tauchte ab, das nächste Mal als er wieder auftauchte war er  zwischen Alisas Beiden. Sie saß nun auf seinen Schultern, doch  schnell hatten sie alles geklärt sodass beide lachen mussten.  Der Kampf sollte also zwischen Alisa und Keanu, sowie Nael und mir stattfinden. Ich stimmte zu, doch ganz verstanden hatte ich es noch nicht. Sollte ich Alisa runter schupsen?   „Huch….“ kam es von mir. Plötzlich war Nael zwischen meinen Beinen getaucht und ich wurde hochgehoben.  Meine Hände legten sich auf sein Haar, sodass ich mich abstützen konnte.  Als wir sicher standen  ging es ziemlich schnell los. Blitzschnell hatte Alisa meine Schultern zu fassen bekommen. So ganz hatte ich nicht kapiert war passierte, sodass ich ziemlich schnell und mit Schwung nach hinten fiel und ins Wasser abtauchte.  Eine Hand umschloss meine und schnell wurde ich aus dem Wasser gezogen. Nael war mir zur Hilfe gekommen. Er erkundigte sich ob alles klar bei mir war. „Jap, ich glaube jetzt habe ich es verstanden.“

Wir spielten noch einige Runden in denen ich es letzten Endes doch verstanden hatte. Nael und ich waren gar nicht mal schlecht. Wir schafften es einige Mal die Anderen nass zu machen, doch letzen Endes mussten wir uns doch aus dem Wasser begeben. Es wurde etwas kalt. Kaum aus dem Wasser drehte ich erst einmal genau dieses aus meinen Haaren.  Alisa, Nael und Keanu hatten sich schon ins Gras fallen lassen, als Keanu fragte wie spät es eigentlich war. Ich musste gestehend das ich darüber nicht wirklich nachgedacht hatte.  Nun kam das schlechte Gewissen. Ich beugte mich über meine Kleidung und holte mein Handy hervor. Natürlich hatte das Abendessen bereits angefangen. „In einer halben Stunde sollten wir bereits gegessen haben, dann gibt es nichts mehr.“  Ich zog mein T-Shirt über und packte meine Schuhe. Dadurch das ich komplett die Zeit vergessen habe musste ich das Abendbrot ausfallen lassen. Es wurmte mich unglaublich, doch ändern konnte ich es nicht. „Ich muss mich leider wieder entschuldigen.  Habe noch etwas Wichtiges zu erledigen.“ ich hob mein Handy und schüttelte es. Vielleicht dachten sie das es um meine Familie ging. Ich jedoch ging in das Zimmer um mich schnell umzuziehen.

Keine fünfzehn Minuten später war ich mit zwei Wasserflaschen in der Turnhalle. Meine Haare band ich in einem hohen Zopf zusammen.  Mein Ehrgeiz und das schlechte Gewissen trieben mich an. Ich wollte wirklich die gesamte Zeit bis fast vor der Sperrstunde nutzen. Die Musik ließ ich über meine Kopfhörer spielen. Die Umgebung um mich spielte keine große Rolle mehr. Die Turnhalle, für die ich mich den gesamten Abend eingetragen hatte, war ruhig und somit gab es keine weiteren Ablenkungen und Ausreden nicht alles zu geben.
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Nael Nakai

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySo Jul 04, 2021 9:24 am

Alisa schlug schliesslich vor, dass wir an den See gehen konnten, um die Zeit bis zum Abendessen überbrücken. Auch ohne hinzusehen wusste ich, dass Keanus Blick sofort zu mir ging. Er würde nicht zustimmen bis ich es tat. Und so zögerte ich keinen Moment länger und sagte: "Wieso nicht?"
Alisa schien mit dieser Antwort sehr zufrieden, denn Sie harkte sich sogleich bei mir ein und grinste breit zum Rest der Gruppe, der auch zustimmte.
Als wir dann jedoch gemeinsam über das Grün zum See liefen, beschlichen mich leise Zweifel ob das eine gute Idee gewesen war. Wegen meiner Lunge brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, solange ich nicht allzu lange drin blieb. Aber zu lange nass sein, sollte ich wahrscheinlich nicht.
Mit diesem Gedanken spielte ich auch noch, als wir am See angekommen waren, alle sich auszuziehen begannen und ich mich schliesslich entscheiden musste, ob ich mein T-Shirt ausziehen würde. Ich zögerte. Pragmatisch gesehen, war es das einzig richtige. Selbst wenn ich das T-Shirt anliess, sollte ich es danach schnellstmöglich ausziehen und gegen meinen Kapuzenpulli tauschen um keine unnötige Erkältung zu riskieren. Aber da war auch noch diese anderen Gedanken. Gedanken an die auffällige Narbe auf meinem Oberkörper. Gedanken daran, was für Fragen sie auslösen würde. Gedanken an Fragen, die ich nicht beantworten wollte.
Schlussendlich war es ein Kurzschlussentscheid, der mich dazu trieb mein T-Shirt doch auszuziehen. Maike und Alisa waren bisher nicht aufdringlich gewesen und selbst wenn sie fragen würden, es war okay eine Frage einfach mal nicht zu beantworten. Oder zumindest redete ich mir das ein. Für einen kurzen Moment, spürte ich mehrere Blicke auf mir. Ich suchte Keanus und war glücklich, einen beinahe schon stolzen Ausdruck zu finden.
Und dann war das Thema auch schon vorüber, Alisa stiftete mich zu einem Wettrennen an bei dem ich mir einen unfairen Vorteil verschaffte, der es mir jedoch zuliess meinen Atem nicht wieder bis an die kritische Grenze zu treiben. Alisa lachte und fluchte gleichzeitig. Alles war so locker. Ich fragte mich, ob mein Leben immer so unbeschwert hätte sein können, wenn ich etwas weniger Zeit in meinem Kopf verbracht hätte.

Der See war herrlich erfrischend. Nicht wirklich kalt aber dennoch kühl genug, um an heissen Sommertagen wie diesen für ein wenig Abkühlung zu sorgen. Keanu sah das genauso und warf Seewasser in die Höhe, bevor er vorschlug, dass wir einen Zweierkampf machen könnten. Die Mädchen nickten, wenn auch etwas zaghaft und Keanu schnappte sich auch sofort Alisa als Team-Mitglied, in dem er zu ihr tauchte und sie auf seine Schultern nahm. Etwas unsicher sah ich zu Maike hinüber, die nur wenige Schritte von mir weg stand. Ich nickte leicht mit dem Kopf zu unseren Zimmergenossen. "Ist das in Ordnung für dich?"
Sie stimmte zu, weshalb ich dann auch kurzerhand Keanus Bewegung von vorhin nachmachte und unter dem Wasser zwischen ihre Beine tauchte, bevor ich mich wieder hinstellte und sie somit auf meinen Schultern aus dem Wasser hob. Maike griff instinktiv in meine Haare um sich festzuhalten und nicht um meinen Hals, wofür ich ihr schon mal dankbar war, denn zweiteres wäre sehr unangenehm gewesen. "Alles okay?", konnte ich sie gerade noch fragen, bevor Alisa den ersten Angriff startete. Maike schien davon genauso überrascht worden zu sein wie ich. Ich versuchte die Rücklage, die Alisas Angriff auslöste auszugleichen, doch ich war auch nicht schnell genug. So plumpste die Braunhaarige schliesslich von meinen Schultern und mit etwas zu viel Schwung zurück ins Wasser. Meine Hand schoss instinktiv hervor und griff nach ihrer, um zu verhindern, dass sie mit zu viel Kraft in Richtung Seeboden tauchte und sich noch den Kopf stiess. So ging jedoch alles gut und sie kam wieder auf ihre Beine.
"Alles okay?", wiederholte ich meine Frage von vorhin nochmal.
"Jap, ich glaube jetzt habe ich es verstanden."
Ich nahm dies als Zustimmung für eine zweite Runde und tauchte unter. Dieses Mal war Maike vorbereitet und hatte ihre Beine bereits etwas weiter auseinander gestellt, sodass es ein einfaches für mich war dazwischen zu tauchen und sie wieder auf meine Schultern zu hieven.

Wir spielten noch ein paar Runden und Maike und mir gelang es ein paar Mal, die Anderen zu bezwingen. Schliesslich wurde es dann jedoch ziemlich frisch im Wasser und ich konnte Maike ansehen, dass ihre Lippen schon leicht bläulich verfärbt waren. Auch mir war längst nicht mehr so warm wie zuvor und so entschied ich, dass es wohl besser wäre, hier abzubrechen.
"Ich muss raus, es wird langsam kalt", erklärte ich daher und schwamm ohne eine Antwort abzuwarten zurück zum Ufer. Dort angekommen, zog ich mir schnell mein T-Shirt und meinen Kapuzenpulli wieder über und stellte sicher, dass die Lederbänder an meinen Handgelenken noch alle da waren und ihren Zweck taten. Es war alles in Ordnung.
Ich liess mich neben meinem Bruder ins Gras fallen und hatte gerade erst meine Augen geschlossen, als dieser auch schonf ragte, wie spät es war. Maike war die Erste, die Ihr Handy in den Fingern hatte und verkündete, dass wir in einer halben Stunde gegessen haben sollten. Dann wurde wohl nichts mehr aus etwas gemütlichen Sonne-tanken. Vor allem, weil wir uns vor dem Abendessen wahrscheinlich besser noch umziehen sollten.
Ich stupste meinen Bruder leicht an und wollte ihn gerade fragen, ob wir uns vor der Cafetaria treffen sollten, als Maike sich plötzlich entschuldigte und ziemlich dringend davoneilte. Ich sah ihr nur etwas verwirrt hinterher, machte mir aber nichts daraus. Es war ja schliesslich nicht das erste Mal, dass sie sich so entschuldigte und sie würde wohl einen guten Grund dafür haben.
Alisa rief ihr noch etwas hinterher, bevor sie sich zu uns drehte. "Ich bitte um Asyl fürs Abendessen", meinte sie so theatralisch, dass es mir ein Lächeln entlockte.
"Ich wollte gerade vorschlagen, dass wir uns vor der Cafetaria treffen. Passt das?"

Die andern Zwei stimmten zu und so machten wir uns auf den Weg zurück zu den Zimmern. Ich schluckte einmal leer als ich am Zimmer mit der 127 vorbeiging und Keanu den Schlüssel ins Loch steckte. Es war komplett irrational, schliesslich waren wir nur eine handvoll Zimmer auseinander und verbrachten die meiste Zeit zusammen. Und trotzdem fühlte ich mich jedes Mal wenn sich unsere Wege hier trennten wieder in den 13-Jährigen zurückversetzt, der im Auto sass und durch die Heckscheibe des Autos zusehen musste, wie sein Bruder immer kleiner wurde und schliesslich ganz in der Ferne verschwand.
Etwas in Gedanken schloss ich die Tür auf, weshalb ich mich auch ziemlich erschrack als mir plötzlich ein Rotschopf mit einem Handtuch um die Hüften gegenüberstand.
"Hey Nael!", begrüsste er mich sofort und ich nickte ihm leicht zu.
"Hi." Ich ging zu meinem Koffer hinüber, den ich immer noch nicht wirklich ausgepackt hatte und zog eine Jeans, frische Unterwäsche und dunkelblauen Pulli heraus.
Auch Nils holte sich frische Kleidung, er jedoch aus dem Schrank, da er sich - im Gegensatz zu mir - schon ganz zu Hause fühlen schien. "Hattest du schon Abendbrot?"
Ich schüttelte meinen Kopf und wechselte schnell meine Kleider. Ich hatte es beinahe geschafft und gerade nach dem Pulli gegriffen, als mein Zimmernachbar höhrbar Luft duch die Zähne zog. So schnell wie ich nur konnte, zog ich den Stoff über meinen Rücken und schnappte mir dann die nassen Kleider, um diese im Bad aufzuhängen. Als ich zurück kam, sass Nils fertig angezogen auf seinem Bett.
Er wirkte etwas unsicher, spielte mit dem Rand seines T-Shirts, sah mich dann aber schliesslich doch direkt an. "Stört's dich, wenn ich frage, was passiert ist?"
"Hast du das nicht gerade getan?", erwiderte ich und zog eine Augenbraue hoch, erinnerte mich dann jedoch selbst daran, dass ich nett zu ihm sein sollte. Schliesslich würden wir noch eine Weile zusammen leben.
"Ich erzähl's dir auf dem Weg nach unten. Ausser du hattest schon Abendessen?", schlug ich daher vor und Nils nickte sofort.
"Klar, lass uns los!"

Nils schloss das Zimmer hinter uns ab und ich vergrub meine Hände in den Hosentaschen. "Ich wurde vor eineinhalb Jahren an meiner Lunge operiert. Daher ist die Narbe", hielt ich mein Versprechen von vorhin ein als wir den Gang entlang gingen und schliesslich die Treppen erreichten.
"Das tut mir echt leid. Geht's dir denn jetzt wieder besser?"
Ich nickte leicht. "Meistens. Sonst wäre ich wahrscheinlich nicht hier."
Nils lächelte leicht. "Danke, dass du mir das erzählt hast. Und sorry für meine Neugierde, ich kann manchmal einfach nicht anders."
"Ist in Ordnung", winkte ich ab und entdeckte Keanu und Alisa unten an der Treppe. Mit einem schnellen Seitenblick zu Nils fragte ich schliesslich: "Magst du mit uns essen oder warten deine Freunde auf dich?"


Zuletzt von Nael Nakai am Do Okt 21, 2021 6:14 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Alisa McPierson

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySo Jul 04, 2021 6:02 pm

Wir hatten wirklich viel Spass im Wasser und obwohl Keanu und ich im Zweikampf teilweise unterlagen, hatte ich eine Menge Spass. Doch aus einem gemütlichen auf dem Rasen-liegen wurde danach leider nichts, weil wir schon ziemlich spät dran waren, wie Maike feststellte. Sie machte sich dann auch schon ziemlich schnell auf und ich konnte mir auch schon gut vorstellen wohin. "Ich nehm dir was zu Essen mit", rief ich ihr noch hinterher, ehe ich mich zu den Brüdern umdrehte und mich gespielt theatralisch auf die Knie fallen liess. "Ich bitte um Asyl für's Abendessen."
Der Aufwand hatte sich anscheinend gelohnt, denn Nael meinte auch sofort, dass wir uns vor der Cafetaria treffen konnten. Ich nickte dankend und kam schnell wieder auf meine Füsse. Ich zog mir schnell mein Shirt wieder über den Kopf und schlüpfte zurück in meine Schuhe, ehe ich den Andern zurück zum Internat folgte.

Als ich in unser Zimmer kam, war Maike bereits wieder verschwunden. Nur die aufgehängten nassen Kleidungsstücke im Bad erinnerten noch daran, dass sie hier gewesen war. Ich hängte Meine schnell dazu und zog mich trocken an, bevor ich mit meiner Bürste das Chaos auf meinem Kopf zu bekämpfen begann. Es dauerte einen Moment, doch dann hatte ich die Locken schliesslich gebändigt und in einen Zopf gebunden. Bereit um Abendessen zu gehen.
Als ich die Treppe zum Essen hinunter ging, wartete Keanu bereits. Nael war jedoch noch nirgends zu sehen.
"Hey du, scheint als ob wir schneller waren. Was denkst du was es wohl zu Essen gibt? Ich hab ziemlich hunger", begrüsste ich ihn und stellte mich neben ihn hin. Es dauerte dann auch nicht mehr lang, bis Nael auftauchte. Sein Zimmermitbewohner war auch dabei, was dann wahrscheinlich auch die Erklärung dafür war, weshalb er etwas länger gebraucht hatte. Sie kamen gerade rechtzeitig zu uns, dass ich noch hören konnte, wie Nael Nils einlud mit uns zu Essen. Und der Rothaarige stimmte zu.
"Hey ihr Zwei, bereit herauszufinden was die Cafetaria hier noch alles so zu bieten hat?"

Wir machten uns gemeinsam auf und ich war glücklich festzustellen, dass es für's Abendessen wieder ein ganzes Buffet zur Auswahl gab. Ich entschied mich schliesslich für eine Schale Salat, ein Brötchen und etwas Aufschnitt. Dazu nahm ich noch ein zweites Brötchen, sowie etwas Käse und Auschnitt um für Maike ein Brötchen zu belegen. Dann sah ich mich nach einem Tisch für uns Vier um. Da wir schon relativ spät dran waren, fand ich auch schnell einen und begann Maikes Brötchen zu belegen, bevor die Anderen auch kamen.
"Seit ihr schon gespannt auf Morgen? Ich kann mir irgendwie immer noch nicht wirklich vorstellen, wie der Schulbetrieb hier so sein wird. Ich war noch nie in einer richtigen Schule, meine Eltern haben mich unterrichtet. Wie war das bei euch so?", fragte ich in die Runde und Nils nickte sofort.
"Bei mir genau gleich. Aber ich wollte irgendwie schon immer mal auf eine 'richtige' Schule gehen."
"Das ganze ist überbewertet", warf Nael ein und ich sah zu ihm hinüber. "Du warst schon einmal in einer richtigen Schule?"
Er nickte und gestikulierte zu Keanu rüber, der gerade einen Bissen herunterschluckte. "Wir beide. Keanu sogar noch drei Jahre länger als ich."
Nun war meine Aufmerksamkeit geweckt und ich sah zu Keanu hinüber. "Erzähl uns alles. Wie ist es? Ist es so wie in den Filmen? Denkt ihr es wird Nachsitzen geben?"

Damit war die Thematik für unser Abendessen auch schoon gefunden und wir unterhielten uns angeregt, bis schlisslich alles Essen verschwunden war. "Danke für die tolle Gesellschaft Jungs, ich muss los. Meine Mitbewohnerin sollte auch noch etwas essen", verabschiedete ich mich schliesslich und holte noch ein Wasser für Maike. Damit und mit dem Brötchen bewaffnet machte ich mich dann auf den Weg zur Turnhalle, wo ich Maike dann schliesslich auch fand. Und soweit mein ungeübtes Auge es beurteilen konnte, hatte sie auch ziemlich Fortschritt gemacht. Als das Lied dann durch war, schlüpfte ich aus meinen Schuhen und betrat die Turnhalle. "Pausenzeit. Ich hab dir etwas zu Essen und trinken mitgebracht", verkündete ich und hielt das Wasser, sowie das in eine Serviette gewickelte Brötchen hoch. "Dass sah übrigens schon echt super aus! Bist du zufrieden mit deinem Fortschritt?"
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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySo Aug 01, 2021 12:23 pm

Maike verkündete, dass wir in einer halben Stunde gegessen haben sollten. Schnell kam Bewegung in unsere Gruppe. Nael stupste mich an, Maike entschuldigte sich und düste davon und dann fiel Alisa auf ihre Knie und bat theatralisch um Asyl beim Abendessen. Das konnten wir ihr selbstverständlich nicht abschlagen und so machten wir den Treffpunkt vor der Cafeteria aus. Dann zogen wir uns noch kurz an und machten uns auf den Weg in unsere Zimmer. Ich ging in mein Zimmer während Nael weiter in seins ging. Mein Zimmernachbar war nicht da und so war ich ohne jeglichen Smalltalk ganz schnell umgezogen und hatte die nassen Sachen aufgehängt. Ein letzter Kontrollblick im Spiegel mit einem zurückstreichen der Haare und schon hatte ich mein Zimmer wieder verlassen und ging die Treppe hinunter.

Scheinbar waren die Anderen etwas langsamer unterwegs als ich, denn zuerst stand ich allein da. Doch schon nach kurzer Zeit gesellte sich Alisa zu mir. Sie fragte, was es wohl zu essen geben wird. Ich überlegte kurz und meinte dann: «Phu, schwierig… Aaaaber so wie das Essen bis jetzt war bin ich mir ziemlich sicher, dass wir auf jeden Fall positiv überrascht werden.» schon bald kam auch Nael und mit ihm zusammen Nils. Scheinbar kam er mit uns zum Abendessen, das war mir auch recht. Gemeinsam betraten wir die Cafeteria und als ich sah, dass es wieder ein Buffet war, tippte ich Alisa leicht auf die Schulter und meinte grinsend «Wusste ich`s doch» . Ich nahm mir etwas Fruchtsalat, zwei Brötchen und Käse und folgte dann Alisa zum Tisch. Sie strich bereits eines ihrer Brötchen. Als wir zu viert am Tisch sassen schwappte das Thema Schulbetrieb auf. Scheinbar waren weder Alisa noch Nils jemals in einer normalen Schule. Nael zuckte nur mit den Schultern und stellte gleich korrekt klar, dass das Ganze echt überbewertet ist. Dennoch schienen die anderen zwei ganz fasziniert davon und als Nael ihnen erzählte, dass ich sogar noch 3 Jahre länger in einer normalen Schule war als er, wurde ich regelrecht von Fragen bombardiert.

Ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen aber begann dann darauf zu antworten: «Nun ja… Ich weiss ja nicht, wie es hier in der EDAC gehandhabt wird, aber ich hoffe es läuft doch etwas anders als in normalen Schulen.» Schule war nie mein Lieblingsort. Sie war okay, um neue Leute kennenzulernen, mit Freunden abzuhängen und um in den Sportmannschaften mitzumachen. Aber die Art und Weise, wie das Wissen und das langweilige theoretische Zeug rüber gebracht wurde war echt nicht meins. «An meinen Schulen war es meistens ziemlich unspektakulär.  Ich kann mir ehrlich nicht vorstellen, was davon für euch spannend sein könnte… Wie in Filmen? Kommt darauf an was für Filme? Man hat nie jemanden, der ganz bei Sinnen ist und singend durch die Flure läuft, wenn ihr solche Filme meint. Es ist halt im Vergleich zu einer Zirkusschule echt gross, man hat für jedes Fach einen eigenen Lehrer und je nach dem werden die Klassen unterschiedlich durchmischt für verschiedene Fächer. Das spannendste waren aber immer ausserschulische Aktivitäten, wie Sportgruppen und so. Und Nachsitzen gabs bei uns auf jeden Fall. Wir haben es…» mein Blick schweifte zu Nael und ich hielt kurz inne «mehrfach ausprobiert. Ist aber nicht so empfehlenswert, die Zeit könnte man echt besser nutzen.» in meinem Kopf spielten sich zwei Filme gleichzeitig ab. Das letzte Nachsitzen zusammen mit Nael und das erste Nachsitzen ohne Nael. Es war beides im gleichen Raum bei der gleichen Lehrperson. Und dennoch war die Grundstimmung so unterschiedlich. Beim gemeinsamen Nachsitzen standen wir beide vollkommen hinter unserem Verhalten. Ein Typ, der zwei Klassen über uns war hatte sich einen Spass daraus gemacht, andere zu tyrannisieren. Als er sich an eine aus unserer Klasse versuchte, konnten Nael und ich einfach nicht wegschauen. Es entstand eine Schlägerei und da wir 2 gegen 1 waren, wurden vor allem wir von der Schule bestraft. Aber wir hatten es auch beim Nachsitzen lustig, auch wenn wir uns darauf freuten, danach endlich raus zu können. Beim ersten Mal ohne Nael hatte ich bloss irgendwelche Mist gemacht aus Protest weil mein Bruder weg war. Die Zeit beim Nachsitzen verging quälend langsam und dennoch freute ich mich nicht darauf, wenn es fertig war. Schliesslich war ich auch danach noch genau so allein. «Aber eben, alles in allem war es eigentlich nicht wirklich spektakulär. Ich frage mich eher, wie es ist, wenn man sein ganzes Leben so individuell in einer kleinen Zirkusschule unterrichtet wird?»  so gab ich den Ball wieder zurück an Alisa und Nils.

Am Ende einigten wir uns darauf, dass die EDAC wohl mit keiner unserer bisherigen Schulerfahrungen zu vergleichen wäre und wir uns alle überraschen lassen können, wie es sein wird. Alisa bedankte sich für das Gespräch und entschuldigte sich dann, sie müsse ihrer Zimmernachbarin auch noch etwas zu Essen bringen. Ich fragte mich echt, was Maike wohl gerade tat. Sie war zwar jeweils voll dabei , aber dann kam immer irgendwie der Punkt an dem sie so komisch angespannt wurde und ruck zuck abdüste. Bis anhin konnte ich mir aber beim besten Willen keinen Reim darauf machen, was das zu bedeuten hatte. Wir verabschiedeten uns von Alisa und dann sassen wir nur noch zu dritt am Tisch. «Und was machen wir noch mit dem jungen Abend? Programm haben wir glaub keins mehr. Wir könnten was zusammen machen… Oder wie weit seid ihr beim Auspacken?» Ich erinnerte mich daran, dass Nael zu mir ins Zimmer kam während ich auspackte und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er sonst irgendwann Zeit gefunden hatte um seine Dinge auszupacken. Nils meinte, dass er eigentlich soweit war. Doch Nael zuckte nur mit der Schulter. Also ergänzte ich: «Sonst können wir auch zusammen in euer Zimmer gehen, dann kann Nael noch etwas auspacken und wir können irgendwas zusammen machen.» Was wusste ich selbst noch nicht so genau aber irgendwas würden wir schon finden.[/b]
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Maike Debbler

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySo Aug 01, 2021 5:48 pm

Ehrgeiz beschreibt das im Charakter verankerte streben nach persönlichen Zielen wie Leistung, Erfolg, Anerkennung, Einfluss, Führung, Wissen oder Macht. Genau das kann ich all zu gut an mir spüren. Wenn es mir auch nicht um Einfluss oder Macht geht. Etwas so sehr zu wollten kann einen antreiben. Die Edac ist wirklich das was ich mir in den Kopf gesetzt habe und nichts soll mich davon abhalten. Ob es das Brennen in meiner Lunge ist oder mein Magen der knurrte. Ich kann es ausblenden, weil ich nur noch das Ziel vor Augen habe. Meine Schritte gehen mir langsam ins Blut ein und mit jeder wiederholen kann ich spüren das ich sicherer bin.

Hin und wieder ging die Tür auf, doch ich schenkte dem Ganzen nur wenig Aufmerksamkeit. Einmal in meiner kurzen Pause vor dem nächsten Durchgang schreckte ich dann doch leicht hoch. Ein Junge stand an der Wand gelehnt und hatte mich wohl beobachtet. Ich hatte ihn noch nie hier irgendwo auf dem Gelände rumlaufen sehen. "Das sah ja schon ganz gut aus, doch meinst du nicht das du genug geübt hast so spät am Abend?" Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Durch die Bewegungen hatte sie sich auf meinen Dutt gelöst und mich einem lächeln schüttelte ich den Kopf. "Wie kann man denn bitte zu viel üben? Das soll mir doch bitte einmal ein Fremder erklären." Nun war es an ihn zu lächeln. "Wie unfreundlich von mir. Ich bin Ian und gehe hier auch an die Edac. Wie heißt denn unser neuer Tanzzugang?" Er ging also auch hier her und es war ziemlich sicher das es nicht Neu war. Die älteren Jahrgänge würden erst später zu uns stoßen. "Ich bin Maike und so sicher ist es noch nicht das ich zur Edac gehen kann." Wieso hatte ich es ihm eigentlich erzählt? Den Zwillingen, die ich nun ja jetzt schon besser kennen lernen durfte, hatte ich es nicht erzählt. Ian stieß sich von der Wand ab und ging ein wenig auf mich zu. "Ach dann bist du einer der Wenigen die vom Desens eine Chance auf ein Stipendiumsplatz bekommen. Mach dir bloß keinen Stress, mich hätte das fast zerfressen. Ich habe dich gerade beobachtet und ich finde das es schon wirklich gut ausgesehen hat. Warte ich weiß sogar die Choreographie von dem Tanz. Denn hatte ich letztes Jahr auch als Vorgabe. Es ist sicher das Lied von Clean Bendit oder?" Ich war wirklich baff. Vor mir stand jemand der auch Tänzer war und zudem in der gleichen Situation gewesen war wie ich es jetzt bin. Ich nickte ihm zu und sorgte dafür das wir nun die Musik beide hören konnten. Ich stellte mich auf und machte mich bereit das Lied noch einmal zu tanzen. Er brauchte ein paar Sekunden doch dann war es drin und ich konnte uns im Spiegel beobachten. Wenn mehrere diesen Tanz tanzten wirkte er gleich noch viel besser. "Pass auf und mach einfach weiter.", sagte er plötzlich und veränderte seine Choreo leicht. Seine Hände legten sich plötzlich um meine Hüfte und hoben mich kurz hoch. Ich war zwar überrascht, doch tanze weiter und es passte wirklich gut. Danach wich ich auch von der eigentlichen Choreo ab und tanze zu dem mir wirklich gut bekannten Rhythmus. Ian war unglaublich talentiert und konnte sich super auf mich einstellen. Mir persönlich fiel es auch nicht besonders schwer mich auf den Blonden einzulassen. Eigentlich tanze ich mehr alleine oder für die einzelnen Artisten, doch hier an der Edac würde sich das wohl ändern.  Ich liebte es jetzt schon.  Als das Lied zu ende war holten wir beide erst einmal tief Luft. "Du bist wirklich unglaublich gut. In welchem Jahr bist du denn schon?", fragte ich Ian und dieser schmunzelte. "Danke für die Lorbeeren. Das nächste Jahr wird mein Letztes werden. Wenn du an die Edac kommst, wovon ich felsenfest ausgehe, dann werde ich dich einspannen müssen. Es gibt verschiedene Prüfungen und ich kann mir dich wirklich gut als Partnerin vorstellen." Das rührte mich ein wenig und ließ mich rot werden. Gut das ich sowieso schwitze, da würde es nicht weiter auffallen. Lediglich das ich mir noch einmal mein Haar aus dem Gesicht strich könnte ein wenig Verlegenheit zeigen.  "Sag mal wieso bist du eigentlich schon jetzt an der Edac? Die älteren Schüler sind doch erst später dran. " Er grinst wieder und irgendwie wirkte es auf mich so als könnte er die ein oder Andere Person mit diesem Lächeln um den Finger wickeln. "Ich bin hier aus der Stadt und dachte mir mal das ich kurz in die Halle schauen sollte. Vielleicht war es auch einfach ein guter Riecher von mir das ich her gekommen bin, so konnte ich dich kennen lernen Maike. So aber nun muss ich los. Wenn du magst, dann könnte ich kurz vor deiner letzten Prüfung noch einmal schauen was du dir so überlegt hast." Ich nickte ihm zu und dann verabschiedeten uns voneinander.

Ich wollte noch ein wenig weiter üben die Speerstunde kam näher. Insgesamt schafft ich noch drei gute Durchgänge und dann kam auch meine geliebte Zimmernachbarin Alisa, verlässlich wie ein Uhrwerk. Sie hatte für mich Abendbrot mitgebracht und lobte mich für meinen Fortschritt. Ich nahm dankbar das Essen entgegen. "Dankeschön, ja ich bin wirklich gut zufrieden mit dem was ich jetzt alles drauf habe." herzhaft biss ich ins Brötchen und es war wirklich das Beste was ich gegessen habe, lag vielleicht auch an den enormen Hunger den ich hatte. "Willst du es noch einmal sehen? Ich denke das ich danach Schluss mache. Meine Muskeln brennen einfach nur noch." Ich freute mich nur auf eine warme Dusche und mein Bett. So legte ich mein Brötchen noch kurz zur Seite und stellte mich auf. Ich ließ die Musik wieder laut laufen und dann fing ich an. Der Durchgang war schnell vorbei und ich strahlte fast. Vielleicht lag es auch an Ian. Er hatte mir Mut gemacht und er wusste sicher von was er redete. "Weißt du ich habe vorhin einen von den älteren Schüler kennengelernt. Ian ist in seinem letzten Jahr hier an der Edac und hat zu Beginn auch ein Stipendium gebracht. Er kommt hier aus der Stadt und tanz wirklich gut- Ich wünsche mir einfach auch so gut zu werden. Der Unterricht muss unglaublich sein. Wie war das Abendbrot?"

So gingen wir ins Zimmer und nach einer ausgiebigen Dusche und meiner Lieblingsschlafanzughose schmiss ich mich auf mein Bett. "So und nun sag mir mal wie du deinen Fynn kennen gelernt hast? Es muss doch so schwer sein so weit getrennt zu sein. Bist du hin und wieder auch einmal richtig Eifersüchtig?" Mich interessierte es einfach sehr und ich hatte schon mal drüber nachgedacht das sie sicher so viele aus ihrer Familie vermissen musste. Alisa ist und bleibt ein so fürsorglicher Mensch und deshalb wusste ich wie sehr sie die Menschen liebte die ihr Nahe standen.
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Nael Nakai

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptyDo Okt 21, 2021 6:51 am

Nils war ganz okay, entschied ich schliesslich. Aber er war eben halt einfach nicht Keanu. Und ich wusste jetzt schon, dass alleine diese Tatsache mich heute Nacht wieder verfolgen würde. Es war schon ziemlich erbärmlich. Welcher andere bald 18-Jährige kann nicht ohne seinen Bruder auskommen?
      Ich schob den Gedanken beiseite und schloss mit Nils zu Alisa und meinem Bruder auf. Da war es wieder. Dieses Gefühl der Erleichterung, dass mich jedes Mal überkam, wenn ich ihn sah. Ich war abhängig. Und die Gesellschaft meines Zwillingsbruders war meine neuste Droge.

Alisa begrüsste uns mit gewohnter Überschwänglichkeit und fragte mit einem dicken Grinsen auf den Lippen, ob wir bereit waren herauszufinden, was die Cafeteria noch alles zu bieten hatte. Nils nickte eifrig und begann sofort mit ihr ein paar Ideen auszutauschen. Mir war’s recht, so konnte ich mich neben Keanu zurückfallen lassen. Ich warf meinem Bruder einen verstohlenen Blick zu. Früher hatten wir praktisch nie Worte gebraucht, um uns zu verstehen. Ein Blick hatte gereicht, um herauszufinden, wie es dem anderen gerade ging und was ihn beschäftigte. Keanu hatte das Ganze nicht verlernt. Er durchschaute mich immer noch viel zu schnell, oft reichte schon ein Blick oder Zwei. Ich dagegen hatte manchmal das Gefühl, nicht mehr ganz so deutlich herausspüren zu können, was ihm durch den Kopf ging. Vielleicht verständlich, schliesslich hatte ich mein Leben die ersten zwei Jahre in denen wir getrennt waren praktisch pausiert, während er— weitergelebt hatte? Wir hatten nie wirklich viel darüber gesprochen, was in der Zeit gewesen war, in der wir getrennt waren. Klar, Keanu wusste von meiner Lungen-OP und all den Dummheiten, die ich in der Zwischenzeit angestellt hatte. Zumindest von denen, die man mir ansah oder die ich nicht vor Chaka hatte geheim halten können. Aber ich hatte nie wirklich nachgefragt, wie es ihm ergangen war. Ich kannte die Geschichte von dem neuen Mann unserer Mutter und seiner Familie, mit der er nicht klargekommen war. Auch einige andere Episoden hatte er hier oder da mal erzählt. Aber die Details hatte ich nie wissen wollen. Es war einfacher so, die Zeit zu vergessen.
      «Wusste ich’s doch», riss Keanus Stimme mich aus meinen Gedanken. Seine Hand deutete in die Richtung des grossen Buffets, dass aufgebaut worden war.
      Hatte er etwa auch geraten, was es geben würde, und richtig gelegen? Ich hatte zu wenig aufgepasst. Der Schlafmangel machte es nicht gerade einfach, aufmerksam zu sein. Aber wenn ich den Plan, der sich seit Stunden in meinem Hinterkopf formte, umsetzen wollte, dann musste ich aufpassen. Keanu sollte davon nichts mitkriegen. Er würde mir nur vorhalten, wie dämlich die Idee war. Dämlich war sie zweifellos, das wusste ich auch so. Aber spätestens nach zwei Nächten ohne Schlaf, würde ich wahrscheinlich verzweifelt genug sein, um sie umzusetzen.

Wir holten uns etwas zu Essen—ich griff wahllos nach einem Brötchen, einer kleinen Schlüssel Salat und kalt aufgeschnittener Hühnerbrust—und setzten uns dann an einen der Tische. Das Thema fiel relativ schnell auf den Schulbetrieb, den sie am morgigen Tag vorstellenwürden. Alisa war anscheinend ganz aufgeregt darüber, da sie noch nie in einer richtigen Schule gewesen war. Dieses Privileg hatten Keanu und ich leider nicht gehabt. Und meine Erinnerungen an die Schulzeit waren nicht gerade spektakulär. Keanu dagegen, war wahrscheinlich einer der beliebtesten Jungs im ganzen Schulhaus gewesen.
      «Das Ganze ist überbewertet», warf ich deshalb in die Diskussion ein.
      Nils biss sofort an und wollte wissen, ob ich schon an einer richtigen Schule gewesen war. Ich nickte nur und gestikulierte zu Keanu hinüber. Eine kurze Bemerkung darüber, dass wir beide dagewesen waren und Keanu sogar noch drei Jahre länger als ich in die traditionelle Schule ging reichte, um den Fokus der Diskussion wieder von mir wegzulenken.
      Keanu begann bereitwillig zu erzählen und als er dann mit einem Seitenblick zu mir das Nachsitzen erwähnte, musste ich schmunzeln. Das waren wahrscheinlich die besten Erinnerungen, die ich an meine Schulzeit hatte. Nicht das Nachsitzen natürlich, sondern die Streiche und Raufereien, die uns dies beschert hatten.
      Als mein Blick bei dem Gedanken zurück zu Keanu ging, glaubte ich für einen kurzen Moment einen traurigen Ausdruck in seinen Augen zu erkennen. Doch so schnell wie er aufgetaucht war, war er auch schon wieder verschwunden. Woran er wohl gerade gedacht hatte? Ich hatte keine Ahnung. Aber die Tatsache, dass ich es bemerkt hatte, beruhigte mich etwas. Vielleicht hatte ich ja doch noch eine Chance, diese schlechte Idee vor ihm geheim zu halten.

Keanu gab den Ball an Alisa und Nils zurück, die von ihren Zirkusschulen-Erfahrungen berichteten. Nur schon zwischen den Beiden gab es grosse Unterschiede, da Nils aus einem eher kleineren Familienzirkus kam und Alisas Eltern offenbar immer mit ziemlich grossen Produktionen getourt waren. Schliesslich einigte sich die Gruppe darauf, dass die EDAC wohl keiner unserer bisherigen Erfahrungen gleichen würde—ohne, dass ich gross dazu beigetragen hatte.
      Alisa verabschiedete sich, um nach Maike zu sehen. Wohin sie wohl schon wieder verschwunden war? Ich hatte gar keine Zeit darüber nachzudenken, denn Keanu schlug plötzlich vor, dass wir ja in unser Zimmer gehen konnten, damit ich noch etwas  auspacken könnte. Meine Zuversicht von vorhin verschwand. Er wusste genau, dass ich erst das Allernötigste ausgepackt hatte. Und wenn ich ehrlich war, hatte ich wenig Lust, weiter auszupacken. Das machte die Tatsache, dass ich in einem Zimmer ohne meinen Zwillingsbruder leben musste, nur noch realer.
      Daher warf ich schnell ein: «Ich hab gesehen, im Aufenthaltsraum hat’s einen Tischkicker
      Offenbar war das die richtige Idee gewesen, denn Nils Augen weiteten sich sofort. «Das wäre super lustig! Aber dafür müssten wir beinahe zu viert sein… Wenn ihr möchtet, kann ich schauen ob Jian Zeit hat?»
      Ich versuchte mich daran zu erinnern, wer Jian schon wieder war. Ach ja, Nils’ Kumpel aus dem Zug. «Klar, treffen wir uns da», sagte ich bevor Keanu reagieren konnte. Nils juckte wie eine gespannte Sprungfeder auf die Füsse und war schnell verschwunden, als ich mein Tablett zusammenräumen konnte. So waren Keanu und ich alleine, auf unserem Weg über die Rückgabe zum Aufenthaltsraum.
      «Woran hast du da vorhin gedacht? Als du von der Schule erzählt hast», fragte ich als wir die Treppen zum ersten Stock erklommen und steckte dabei meine Hände in die Hosentasche.
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Alisa McPierson

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptyDo Okt 21, 2021 8:18 am

Ich war unendlich dankbar dafür, die Zwillinge kennengelernt zu haben. Maike war eine tolle Zimmergenossin und ich war nach wie vor sicher, dass wir eine super Zeit zusammen haben würden, wenn sie dann auch offiziell angenommen wurde—und das würde sie, davon war ich überzeugt. Aber mit den ganzen Aufgaben, die sie momentan um den Kopf hatte, wäre ich ausserhalb des offiziellen Programms ohne Keanu und Nael ziemlich auf mich gestellt gewesen. Doch so war ich nicht nur nicht alleine, sondern hatte auch hervorragende Unterhaltung. Irgendetwas sagte mir, dass Keanu und ich vielleicht sogar richtig gute Freunde werden könnten. Wir schienen uns auf einer Wellenlänge zu bewegen. Und auch Nael war gute Gesellschaft, auch wenn man ihn manchmal etwas aus seinem Versteck hinter Keanu herauskitzeln musste. Meine ersten zwei Tage an der EDAC stempelte ich daher als vollen Erfolg ab, vor allem nachdem ich das riesige Buffet zum Abendessen sah. Ich liebte Essen und die EDAC schien das zu verstehen.
Wir hatten eine richtig spannende Unterhaltung über unsere Schulerfahrungen während des Abendessens. Ich war ja diesbezüglich ziemlich aufgeregt, da ich noch nie in einer richtigen Schule gewesen war. Das war auch der einzige Punkt, den ich auf der Webseite der EDAC gefunden hatte, der mir etwas Bauchschmerzen bereitete. Natürlich, ich war im Zirkus immer zur Schule gegangen und hatte auch meine Hausaufgaben meist ernst genommen. Aber würde das reichen um hier mitzuhalten?
     Nael und Keanu schienen diesbezüglich ziemlich unbekümmert und auch Nils schien sich keine allzu grossen Sorgen zu machen. «Meine Grossmutter hat mich und meine Geschwister unterrichtet. Wir waren bei einer Fernschule angemeldet, die uns immer wieder Aufgaben und Materialien zugeschickt hat und die ist sie dann mit uns durchgegangen», erzählte er gerade von seiner Erfahrung zu Hause im Zirkus.
     «Bei uns war das komplett anders. In den meisten Zirkussen hatten Sie extra einen Wohnwagen dafür und ein bis zwei Lehrer, die fix dafür angestellt wurden und auch mit uns auf Tour kamen. Die haben uns dann immer am Vormittag unterrichtet bevor wir am Nachmittag trainiert haben oder eine Show hatten. Und am Abend waren dann halt die Abendvorstellungen. Wir hatten nie wirklich Hausaufgaben, halt einfach das, was wir im ‘Unterricht’ lösen mussten.» Ich machte mit meinen Fingern Gänsefüsschen um das Wort ‘Unterricht’, da es wohl kaum mit richtigem Schulunterricht zu vergleichen war. Zumindest unterschied es sich schon ziemlich von dem, was ich in den Filmen manchmal sah.
     «Extra Lehrer die mittouren? Wow, das muss ja mega teuer gewesen sein. Wie viele Kids wart ihr denn?», fragte Nils.
     Ich zählte in meinem Kopf nach. «So acht bis fünfzehn würde ich sagen… Kommt ein wenig auf den Zirkus an. Meine Eltern haben alle zwei bis drei Jahre gewechselt, daher sind wir ziemlich rumgekommen.»
     Nils nickte zustimmend und schluckte schnell seinen Bissen hinunter um zu reagieren. «Achso, dann macht das natürlich Sinn. Wir waren nur zu viert… Was denkt ihr, wie gross die Klassen hier sein werden?»

Damit hatte er einen neuen Konversationsstrang angeschnitten, der sich auch durchzog bis mein Blick schliesslich auf die Uhr fiel. Ich musste los, die arme Maike verhungerte bestimmt schon. Ich verabschiedete mich schnell von ihnen, schnappte mir noch eine Flasche Wasser und eilte dann in Richtung der Turnhalle.
Maike war natürlich am Tanzen und für mich sah es schon unglaublich gut aus. So brauchte ich auch nicht darüber nachzudenken, als sie mich fragte, ob ich es noch einmal sehen wolle.
     «Unbedingt!»
     Sie machte die Musik wieder an. Ich folgte ihren Bewegungen gebannt und war zum Ende so stark in dem Lied und ihrem Tanz versunken, dass ich beinahe das Klatschen vergass. «Ich weiss, meine Meinung ist wahrscheinlich nicht so aussagekräftig weil ich ja definitiv kein Profi bin, aber wenn ich der Schulrat wäre, würde ich dich sofort akzeptieren
     Maike lächelte und begann mir dann davon zu erzählen, dass sie einen älteren Schüler kennengelernt hatte, der in der selben Situation gewesen war.
     «Erst die Zwillinge, jetzt einer der älteren Schüler? Du bist ja ein richtiges Männermagnet, ich glaube ich bleibe in deiner Nähe», zwinkerte ich ihr scherzhaft zu. «Jetzt aber ernst, das klingt doch super! Hat er dir irgendwelche Tipps geben können?»
     Wir liessen die Turnhalle hinter und gingen zurück zum Haupthaus. Irgendwann schlug das Gespräch dann auch von Maikes neuer Bekanntschaft zum Abendessen um, und ich berichtete ihr so detailliert wie möglich von unserer Diskussion zum Thema Schule. Schliesslich sollte sie sich morgen nicht ausgegrenzt fühlen, falls das Thema aufkam. «Wie ist das eigentlich bei dir? Warst du schon einmal auf einer richtigen Schule?», fragte ich sie als wir in den Mädchentrakt bogen. Danach liess ich sie aber erst einmal in Ruhe duschen und machte mich währenddessen bettfertig.
     Als ich mich dann ins Bett kuschelte, fand ich das das kleine Plüschpony, welches mein Vater mir mitgegeben hatte, unter meinem Kissen und spürte sofort einen Kloss in meinem Hals. Ich war mir wechselnde Umgebungen gewohnt, jedes Zirkuskind war das. Aber von meiner menschlichen und tierischen Familie war ich noch nie länger als ein paar Wochen getrennt. Und dieses Mal würde es Monate sein, bis ich sie wiedersehen konnte.
     Glücklicherweise kam Maike zurück ins Zimmer und lenkte mich mit ihrer Frage nach Fynn ab, bevor diese dunklen Gedanken mein Gemüt trüben konnten. «Ach, wir sind es uns gewohnt getrennt zu sein. Fynn lebt in Schottland und ich war die letzten zwei Jahre mit meinen Eltern in Frankreich unterwegs», erklärte ich und stützte meinen Kopf auf den Händen auf, sodass ich zu Maike hinübersehen konnte. «Er wohnt in derselben Stadt wie meine Grosseltern. Ich habe früher die Winterpausen oft bei ihnen verbracht und da haben wir uns kennengelernt. Anfangs waren wir einfach Freunde aber dann wurden wir älter und irgendwann hat’s dann gefunkt.» Ich lächelte leicht bei dem Gedanken an ihn. Auch wenn gleichzeitig ein leichtes Ziehen in meiner Brust auftrat. Ich mochte Fynn wirklich sehr. Aber die letzten zwei Jahre waren hart gewesen. Und wenn ich ehrlich war, wusste ich nicht, ob wir das noch drei weitere Jahre schaffen würden. Und selbst dann, was war dann? Ich würde zurück zum Zirkus gehen und er?
     Ich realisierte, dass ich abgeschweift war und blinzelte zweimal um in die Realität zurück zu kehren. «Um ehrlich zu sein, die ganze Sache ist irgendwie doof. Keine Ahnung, früher bin ich gut damit klargekommen, ihn nur ein bis zwei Mal im Jahr zu sehen. Die letzten Jahre über ist er dann öfters auch in den Schulferien zu mir gekommen, aber irgendwann kommt man einfach an den Punkt an dem man oft genug ‘bis zum nächsten Mal’ gesagt hat.» Ich zuckte mit den Schultern. «Das kommt halt davon, wenn man sich einen ‘Outsider’ anlacht
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Keanu Nakai

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySo Okt 24, 2021 9:29 am

Statt auf meinen Vorschlag in sein Zimmer zu gehen, um ihm noch Zeit zum Auspacken zu geben einzugehen warf Nael schnell ein, dass er einen Tischkicker gesehen hatte. Nils war sofort Feuer und Flamme und schlug vor noch jemanden zu holen. Einen Jian? Ich überlegte gerade, ob mir so jemand bereits begegnet ist. Ich könnte mich aber nicht an jemanden mit diesem Namen erinnern. Noch ehe ich irgendwie die Möglichkeit hatte, zu reagieren stimmte Nael dem zu und noch viel schneller war Nils aufgesprungen und verschwunden. «Wow, da ist ja jemand top motiviert..» murmelte ich. Dann grinste ich aber meinen Bruder an und meinte: «zack und dann waren`s nur noch zwei» . Wir standen gemeinsam auf und machten uns auf den Weg, um unsere Tabletts zurück zu bringen.

Als wir danach die Treppe hoch gingen fragte Nael mich, woran ich beim Erzählen von der Schule gedacht hatte. Ich zuckte leicht mit den Schultern. Natürlich hatte es Nael bemerkt, dass ich an etwas trauriges dachte. Wie hätte es auch anders sein können… «Ach weisst du…» begann ich vorsichtig. Ich wollte nicht irgendwelche alten Gefühle von unserer Trennung hervorrufen, gleichzeitig wollte ich ihm aber auch nichts verschweigen. Deshalb versuchte ich mich vorsichtig daran heran zu tasten. «Nun ja, zuerst kam mir in den Sinn, wie wir das letzte mal zusammen nachsitzen mussten.» ich begann leicht zu grinsen. «Erinnerst du dich an diesen «kleinen» Tyrannen, der Sophie Die Bücher auf den Boden warf und ihr das Mittagessen abluchsen wollte? Wir haben gemacht, was jeder hätte tun sollen und weil wir danach so glorreich gewannen bekamen wir Nachsitzen aufgezwängt» ich beobachtete Nael um zu sehen, ob er sich an die Situation erinnert. «und parallel dazu kam mir mein erstes Nachsitzen ohne dich in den Sinn. Es war… sagen wir mal interessant, wie sehr du für mich die Grundstimmung beim Nachsitzen beeinflusst hast. Naja ich stand eigentlich auch nicht hinter dem, was ich da gemacht hatte und im Nachsitzen war es steeeeeeeeeeeerbenslangweilig ohne dich.» ich versuchte etwas Witz in das triste Thema zu bringen, indem ich meine geballte Faust auf meine Brust drückte und theatralisch in die Knie sank, ehe ich mit einem schiefen Grinsen zu Nael wieder aufstand. Das Grinsen entglitt mir und sehr leise ergänzte ich «und ich wusste, dass ich dich auch nach dem Nachsitzen nicht sehen würde. Also freute ich mich nicht einmal darauf, wenn es dann vorbei war. Wiederum blickte ich zu Nael und beobachtete seine Reaktion. Ich hoffte, ihn nicht zu sehr herunter zu ziehen.

Eigentlich hätte ich ihn noch fragen wollen wieso er meinen Fragen zum Auspacken so aus dem Weg gegangen war. Doch ich hatte das Gefühl, dass dies momentan die komplett falschen Fragen und ein sehr schlechtes Gesprächsthema wären. Stattdessen wollte ich nun aber auf ein angenehmeres und Stimmungsaufhellendes Thema zurück kommen. Ich legte also meinen linken Arm um Nael und zog ihn näher zu mir heran. «Na Brüderchen, ich hoffe doch dass wir zusammenspielen werden beim Tischkicker? Wir werden den anderen keine Chance geben» Wir kamen gerade beim Tischkicker an und ich betrachtete ihn. Nils und der Andere waren noch nicht da, sodass Nael und ich zunächst zu zweit anfingen zu spielen. Er war echt noch gleich gut darin wie früher. Ich grinste ihn breit an und war einfach nur glücklich, dass wir einander wieder hatten.

Nach kurzer Spielzeit zu zweit kamen Nils und ein anderer Junge zu uns. Er stellte sich kurz als Jian vor und auch ich stellte mich vor. Wie zuvor abgemacht spielten Nael und ich gegen Jian und Nils. Sie waren starke Gegner aber Nael und ich waren eine kleine Spur besser. Es wurde eine Revanche gefordert. Und nochmals eine und nochmals. So verging die Zeit wie im Fluge, bis dann Jian auf die Uhr schaute und meinte, dass er noch was erledigen sollte und verabschiedete sich von uns. Nils, Nael und ich machten uns ebenfalls auf den Weg zu unseren Zimmern. Bereits im Gang mit den Zimmern verabschiedete ich mich mit einem Handschlag von Nils. Vor meinem Zimmer stoppten Nael und ich, Nils lief weiter. Nils stoppte ebenfalls, als er merkte, dass Nael stehen geblieben war. Ich schaute kurz zu Nael und meinte dann zu Nils: «Ist glaub schon okay, geh du schon mal ins Zimmer, Nael wird nachkommen. Dann kommt ihr euch im Bad nicht in die Queere.» . Schulterzuckend lief Nils los.

Mein Blick schweifte wieder zu Nael. War jetzt ein guter Moment, um ihn zu fragen wegen dem Auspacken? Seine Augen schienen noch immer (oder schon wieder?) eine leichte Traurigkeit auszustrahlen. Ich wagte es vorsichtig: «Alles okay bei dir Bruderherz? Wenn du Hilfe beim Auspacken oder so brauchst, kannst du es sagen. Wir können es auch mal nur zu zweit machen, wenn du Nils nicht dabei haben möchtest. Das kriegen wir schon hin. Und auch wenn sonst etwas ist kannst du es mir immer sagen, das weisst du oder?»
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Maike Debbler

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySo Okt 24, 2021 9:00 pm

So jemanden wie Alisa hätte ich schon viel früher in meinem Leben kennen lernen müssen. Sie kümmerte sich um mich und gleichzeitig war sie so unterstützend und aufbauend. Sie konnte spüren was sie sagen musste und was besser nicht.  Dass sie mich für meinen Durchgang lobte war wie Balsam und tat mir auf eine anderen Art und Weise gut als das Lob von Ian. Von ihm musste ich ihr natürlich direkt erzählen und während ich meine Sachen zusammensuchte und mein angebissenes Brötchen wieder nahm scherzte sie gleich herum. Sie hatte ja auch recht, bis jetzt hatte ich wirklich mehr Jungen getroffen als Mädchen.  Sie fragte mich ob er mir einige Tipps geben konnte. „Hey, wer ist die meiste Zeit mit den Zwillingen zusammen? Du und Keanu werft euch doch die Sprüche nur so um die Ohren.“ Ich boxte sie leicht mit meiner Schulter und dann erklärte ich. „Ian kann sich vorstellen mit mir gemeinsam bei Prüfungen zu tanzen. Ich denke das nehme ich einmal als Kompliment und nicht als billigen Anmachspruch.  Er ist mit mir gemeinsam den Tanz durchgegangen und ich denke das ich mich gut geschlagen habe. Das wird morgen schon werden. Wenn ich nur drüber nachdenke das morgen vielleicht schon ein Patzer alles kaputt machen könnte werde ich verrückt.“ Ich schüttelte den Kopf und wollte nicht mehr drüber nachdenken. Wieso sollte es nichts werden. Ich war gut vorbereitet!
Ich fragte sie ob ich etwas verpasst hatte und sie erzählte mir von ihren Diskussionen beim Essen. Ich wünschte mir nur zu sehr, dass ich nach dieser Woche endlich dabei sein könnte. Was wenn sie mich irgendwann nicht mehr bei sich haben wollten weil ich einfach so wirkte als habe ich kein Interesse mehr? Auch diesen Gedanken legte ich ab als Alisa mich fragte wie es bei mir war. „Naja so richtig nie. Ich habe Unterricht von meiner Mutter bekommen. Es gab einige Male da bin ich in die Schulen im Ort gegangen und habe etwas Unterricht dort mitgemacht. Das war dann so für zwei bis drei Tage. Natürlich war es auch um gleich Werbung für die Zirkus zu machen. Es war mit das Frustrierteste was es gab.  Selten kannte ich den Unterrichtstoff der gerade Thema war. Irgendwann bin ich dann nur noch ungern hin gegangen. Umso älter ich wurde umso  komischer wurden die Jungen zu mir und auch die Mädchen haben einen immer angeschaut als wäre ich anders als sie. Eine meinte mal einen blöden Kommentar zu machen das meine Sachen nach Elefantenkot stinken. Tja und danach bin ich dann nicht mehr hin gegangen und habe es nur noch Tobi überlassen. Stattdessen habe ich lieber alleine gelernt. Ich glaube das ich ganz gut weiß wie ich gut lernen kann.“

Nach der Dusche war ich dran und fragte Alisa aus. Ich wollte wissen wie sie es schafft mit Fynn zusammen zu sein, obwohl sie so weit von einander getrennt waren. Und dann erzählte sie es mir. Es wirkte so als wäre sie nicht mehr ganz so glücklich mit der ganzen Entfernung  und ich konnte sie verstehen. Das immer wieder ‚Auf Wiedersehen‘ sagen musste unglaublich weh tun.  „Das hört sich für mich so an als wärst du nicht glücklich wie es ist. Meinst du denn das er so zufrieden ist?“ Ich wusste das ich viel fragte und eigentlich war ich nicht diejenige die gut in so Sachen wie Beziehung war.  „Manchmal tut es noch viel mehr weh wenn man an Sachen festhält. Du musst bloß entscheiden wie weh es tut sie los zu lassen. Wenn es dich noch mehr zerreißt ihn zu verlieren, dann solltest du weiter kämpfen. Wenn du denkst das Kämpfen nichts mehr bringt, dann tue dir und ihm nicht mehr weh als es eh schon tut. “ Ich zog beide Augenbrauen hoch.  Dann schlug ich beide Hände vors Gesicht und schüttelte lachend den Kopf. „Oh Gott, ich höre mich an wie diese schnulzigen Bücher die ich hin und wieder lese. Ich schwör ich bin ganz normal.“
Ich wusste das es für Alisa einiges zum nachdenken gab und ich ließ sie einfach machen. Es gab Dinge damit mussten Menschen mit sich selber fertig werden und so eine Situation war es schließlich für sie. Sie hatte recht das es schwer war sich in jemanden zu verlieben der nicht auch im Zirkus lebte.  Wie sollte auch nur jemand verstehen wie es war so zu leben wie wir?

Ich stellte wieder meinen Wecker und dann schlief ich langsam ein. So ganz gut konnte ich das doch nicht. Mich plagten Albträume wie ich meinen Auftritt verpatzte.  In meinen Träumen verknackste ich mir meinen Knöchel und auch die Schritte waren einfach vergessen. Irgendwann gab ich auf und war noch vor meinem Wecker wach. Ich stellte ihn aus bevor er klingeln konnte ich machte mich dann für meinen Morgenlauf bereit.

Ich wusste das ich es langsam angehen musste, doch ich konnte nicht. Mein Kopf platzte fast und ich lief schneller als ich eigentlich laufen sollte. Ich wusste das ich diesem Mal beim Frühstücken sitzen sollte und danach hatten wir die Infoveranstaltung für den schulischen Teil. Wenn dieser abgeschlossen war musste ich noch ein letztes Mal meinen Tanz durchgehen und der Nachmittag versprach dann das Gruppenüben mit meinem Team von gestern. Eigentlich passte mir das Ganze nicht gut in den Kram und dennoch wusste ich das ich auch dort alles zeigen musste.  Was ein unglaublicher Stress und am Freitagmorgen war mein Termin beim Dok.
Ich kam an einer Grünfläche an und beschloss mich erst einmal zu beruhigen. Das aggressive Laufen machte meine Beine müde und ich schloss kurz meine Augen um die Sonnenstrahlen in mich auf zu nehmen.  Im Kopf überlegte ich dann doch kurz eine Pause zu machen und setzte mich einfach ins Gras. Die Übungen gestern waren wirklich gut und unser Team war ziemlich stark in sehr vielen der Übungen gewesen. Heute Nachmittag war es dann doch eine ziemliche Herausforderung uns alle zusammen zu bringen. Wir hatten zwei Luftakrobaten dabei. Nils war wohl im Trapez ziemlich gut und Elaine am Seil. Dann war am Boden Keanu und Katerjina war Zauberin. Zum Abschluss war da noch Javier als Messerwerfer. Ziemlich bunte Mischung und ich musste sagen das es durchaus hintereinander ziemlich gut klappen könnte, doch alle zusammen war nicht sehr einfach.  Ich wusste nicht ob einer aus dem Team sich schon einmal Gedanken gemacht hatte, doch eigentlich ging ich nicht groß davon aus. Wir hatten unsere Stärken und wussten wozu wir fähig waren, doch wussten wir wie weit die Anderen in neue Elementen waren? Ich konnte es nicht einschätzen, doch wenn wir einen roten Faden durch das Ganze ziehen wollten, dann mussten wir es irgendwie miteinander verbinden. Wenn Elaine sich in der Höhe wohl fühlte, dann ließ sich das sicher mit Nils verbinden und auch wenn Javier gut war konnte er den einen oder anderen Apfel aus der Hand von Elaine oder Nils treffen.  Ich hatte auch bereits schon einmal vor einer Messerwand gestanden und würde es mir auch zutrauen mich noch einmal dort hin zu stellen wenn ich wusste wie gut Javier werfen konnte. Bei Keanu wusste ich nicht in wie weit er ohne Nael auftreten konnte.  Wir mussten auf alle Fälle Grundlagen üben um ihn zu unterstützen und sicher könnte er Elaine und mich zu einer Hebefigur hochheben. Bei Katerjina war ich mir da nicht so sicher. Sie zauberte und ich wusste nicht wie gut sie war bei körperlichen  Bewegungen.  Sicher würde uns da etwas einfallen. In meinem Zirkus hatte ich bereits einen Auftritt mit einem Zauberer gehabt.  Den hatte ich damals wirklich lange üben müssen.  Zu Beginn hatte er mir eine Augenbinde gezaubert und ich musste blind tanzen. Durch Lichteffekte und Illusionen des Zauberers wirkte es dann so als würde er mich versuchen wollen zu treffen, bis hin zu dem Punkt das es so wirkte als würde ich schweben. Ich hatte mir später die Aufnahme angesehen und es war wirklich unglaublich. Leider wusste ich nur wie ich mich zu bewegen hatte. Unserer  Zauberer hatte aus seiner Magie immer ein großes Geheimnis gemacht. Es würde also interessant werden wie wir zu sechst eine Show auf die Beine stellen wollten.  Vor allem weil ich eigentlich den Kopf für meine Prüfung am Abend frei haben sollte.

Nach einigen Minuten stand ich auf und machte mich wieder auf den Weg um Alisa zu wecken. Meine Runde war ein wenig früher angefragten als gewöhnlich und auch schneller vorbei. Sicher könnte ich sie wecken und ihr mitteilen das ich mir Zeit für das Frühstück nehmen würde. Ich hatte mir vorgenommen heute Morgen mehr zu essen und dafür das Mittagessen ziemlich zu reduzieren. So hatte ich zu meiner Prüfung nicht einen zu schweren Magen.
In unserem Zimmer öffnete ich die Rollos und meinte gut gelaunt. "Guten Morgen Dornröschen. Wird zeit wach zu werden. Nachdem ich geduscht habe wärst du dran und danach geht es zum Frühstück."
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Nael Nakai

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptyDi Nov 02, 2021 8:53 am

Keanu erzählte, dass er an unsere Schulzeit gedacht hatte. An unser letztes gemeinsames Nachsitzen.
    «Erinnerst du dich an diesen ‘kleinen’ Tyrannen, der Sophies Bücher auf den Boden warf und ihr das Mittagessen abluchsen wollte?», fragte er.
    Ich nickte. Natürlich erinnerte ich mich daran. Das Nachsitzen war ziemlich unterhaltsam und wenig strafend gewesen, weil der Lehrer uns einfach nicht unter Kontrolle bringen konnte. Der arme Kerl unterrichtete eine unserer Parallelklassen und hatte daher keinerlei Erfahrung mit all den Tricks, die Keanu und ich immer abgezogen hatten. Es war das letzte Mal, an das ich mich erinnern konnte, dass wir komplett losgelöst in der Schule unseren Spässen nachgehen konnten.
    Ich bekam halb mit, wie Keanu weiter erklärte, dass er parallel an sein erstes Nachsitzen ohne mich gedacht hatte, welches ohne mich sehr langweilig gewesen war. Doch in meinem Kopf, spielte sich gerade eine ganz andere Szene ab: Das Aufeinandertreffen mit unseren Eltern, als wir nach Hause kamen. Keanu und ich waren beide überrascht darüber gewesen, unseren Vater zu sehen. Er war schon Monate zuvor ausgezogen und wir sahen ihn meistens nur noch an den Wochenenden. Ich hatte mich noch gefragt, welches schreckliche Bild der Direx am Telefon von uns Zwei gezeichnet hatte, dass sogar Dad da war. Doch anstatt einer Standpauke für die Rauferei, folgte das wohl schlimmste Gespräch unseres Lebens.

«Zu unserer Verteidigung, der Typ hat Sophie tyranniert. Wir wollten nur helfen., hatte Keanu damals versucht, unser Verhalten zu erklären.
    Mum winkte nur ab. «Setzt euch doch, Jungs. Wir müssen mit euch sprechen.»
    Der Ton ihrer Stimme verhiess Böses und ich spürte ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust, als ich mich neben Keanu auf die Bank an unserem Esstisch setzte. Die Fensterfront in unserem Wohnzimmer war gegen den Strand ausgerichtet. Dutzende von Melbournern tummelten sich dort im heissen Sand oder schafften sich Abkühlung im Meer. Eine Gruppe Jugendlicher, vermutlich Kids aus unserer Schule, spielten Beach-Volley. An jedem anderen Tag, wären Keanu und ich wahrscheinlich unter Ihnen gewesen. Doch heute fühlte sich der Anblick falsch an. Heute mussten wir Nachsitzen. Zuerst in der Schule und nun hier. Denn genau so, fühlte sich das ganze gerade an. Nur viel weniger unterhaltsam.
    Mum und Dad tauschten einen vielsagenden Blick aus.
    Die Scheidung konnte noch nicht durch sein, das hätten wir mitbekommen. Worum ging es denn dann? In meinem Kopf gab es nur einen Grund für ein solches Theater: Dad würde wegziehen. Er hatte in den letzten Wochen immer wieder davon gesprochen, dass er sich seinen Lebenstraum erfüllen wolle. Mir gefiel die Idee nicht. Aber vielleicht wurde es Zeit, dass ich einsah, dass wir nie mehr die Art von Familie sein konnten, die wir mal gewesen waren. Und so hätten Keanu und ich wenigstens einen Grund in den Ferien weg zu Dad zu fahren. Wer wollte das schon nicht?
    «Jungs, ich habe euch doch erzählt, dass ich mir meinen Kindheitstraum erfüllen möchte», begann Dad und ich warf Keanu einen Seitenblick zu. Er sah längst zu mir hinüber. Wir waren uns beide still einig. Dad würde wegziehen. Die Situation war beschissen, aber wir würden damit leben können.
    «Es hat sich eine Möglichkeit ergeben, die ich nicht ausschlagen möchte. Und daher werde ich, sobald die Scheidung durch ist, nach Sydney gehen, um dort einen Zirkus zu übernehmen
    Wieder tauschten Keanu und ich einen Blick aus. Der Zirkus? Ernsthaft? Okay…
    «Eure Mutter und ich haben lange darüber gesprochen, was das für unsere Familie bedeutet. Und wir sind zum Entschluss gekommen, dass es das Beste für uns alle ist, wenn aus dieser Familie zwei werden
    «Keanu», unterbrach meine Mutter ihn, weil Keanu gerade seinen Mund geöffnet hatte, um etwas zu sagen. «Ich möchte, dass du hier bei mir bleibst.»
    Mein Herz setzte für einen Moment aus. Keanu, sollte bei Mum bleiben. Hiess das etwa…? Nein, sie würden uns nie trennen. Das konnten sie uns nicht antun.
    Doch Dad sprach genau das aus, was ich auf keinen Fall hören wollte: «Und ich hätte dich gerne an meiner Seite für dieses neue Abenteuer, Nael
    «Nein!», kam es gleichzeitig aus unserem Mund.
    «Ihr könnt uns nicht trennen!», setzte Keanu nach.
    «Ohne Keanu gehe ich nirgendwo hin
    Mum und Dad—ich hatte Mühe, sie nach der Ankündigung gerade überhaupt noch so zu nennen—schienen mit dieser Reaktion gerechnet zu haben. Auf jeden Fall sahen sie nicht überrascht aus.
    «Ihr seid alt genug», begründete unsere Mutter.
    Dad nickte zustimmend. «Ausserdem heisst das ja nicht, dass ihr euch überhaupt nicht mehr sehen könnt. Es gibt ja immer noch die Schulferien
    «Schulferien, mein Arsch», fluchte Keanu. Er war von der Bank aufgesprungen und auch ich konnte nicht länger stillsitzen. Meine Hand suchte instinktiv nach Keanus und fand sie schliesslich.
    «Ich werde nicht gehen. Ihr könnt uns nicht dazu zwingen
    «Faktisch gesehen, können wir», warf Mum ein.
    Das war der Punkt gewesen, ab dem ich nicht mehr widersprechen konnte, weil die Tränen mir den Hals zuschnürten. Keanu hatte bestimmt noch fünf bis zehn Minuten getobt, bis auch er in Tränen ausgebrochen war und wir uns schliesslich in unserem Zimmer eingesperrt hatten. Wir hatten uns geschworen, dass wir uns nicht trennen lassen würden. Egal was passierte. Und doch war es anders gekommen. Ich hatte mich danach nie mehr durchringen können, unsere Eltern ‘Mum’ oder ‘Dad’ zu nennen.


Die Erinnerung an diesen schrecklichen Tag schnürte mir jetzt noch den Atem ab und irgendwo in meinem Hinterkopf sehnte ich mich nach einer Pille, die mich das alles vergessen lassen würde. Doch, das funktionierte leider nicht. Zumindest nicht dauerhaft.
    «Danke», murmelte ich und wollte gerade noch etwas anfügen, um den besorgten Blick von seinem Gesicht zu jagen, doch ich wusste nicht was. Glücklicherweise war Keanu selbst ziemlich gut darin, uns aufzumuntern. Er legte seinen Arm um mich und meinte dann: « Na Brüderchen, ich hoffe doch dass wir zusammenspielen werden beim Tischkicker? Wir werden den anderen keine Chance geben.»
    Ich lächelte leicht. «Natürlich
    Der Rest des Abends verlief ziemlich heiter. Nicht zuletzt deswegen, weil Keanu und ich die erste Runde gewannen. Doch als dann die Zeit kam, ins Bett zu gehen, sank meine Laune schnell wieder. Auf die Nacht freute ich mich überhaupt nicht. Und Keanu schien es zu spüren.
    «Alles okay bei dir Bruderherz? Wenn du Hilfe beim Auspacken oder so brauchst, kannst du es sagen. Wir können es auch mal nur zu zweit machen, wenn du Nils nicht dabei haben möchtest. Das kriegen wir schon hin. Und auch wenn sonst etwas ist kannst du es mir immer sagen, das weisst du oder?», sagte er leise, als wir schliesslich alleine vor seiner Zimmertür stehen.
    «Ja, ich weiss das. Es ist nur… Ich glaube ich brauche noch ein paar Tage, um mich mit der ganzen Zimmer-Sache zu arrangieren. Komplett auszupacken, würde es gerade einfach zu realistisch machen…», erklärte ich und legte meine Hand auf seine Schulter. «Keine Sorge, ich werde damit klarkommen. Ich brauche einfach etwas länger
    Ich drückte nochmals kurz Keanus Schulter, ehe ich in Richtung meines Zimmers ging. Jedoch nicht ohne auszumachen, dass wir uns morgen um acht Uhr zum Frühstück treffen würden. Nicht, dass ich vorhatte, pünktlich zu sein. Ich musste eine Lösung für diese unangenehme Schlaf-Situation finden. Besser früher als später. Und der erste Schritt dahin, war, morgen zu spät zum Frühstück zu kommen.
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Alisa McPierson

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySo Nov 21, 2021 8:55 pm

Maike erzählte mir fröhlich von ihrer neusten Bekanntschaft. Es war offensichtlich, dass diese ihr neue Motivation gegeben hatte und das freute mich sehr. Auch wenn sie in meinen Augen immer noch zu kritisch über sich selbst war.
«So viel wie du geübt hast, kann nur alles gut gehen. Da bin ich mir sicher!», versuchte ich sie aufzumuntern und lenkte dann schnell das Gespräch in eine andere Richtung, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Damit sie sich nicht ausgeschlossen fühlte, erzählte ich ihr von unserem Thema beim Abendessen. Maikes Erfahrung war hier ein Mix aus beidem: Sie war sowohl im Zirkus als auch in örtlichen Schulen unterrichtet worden. Obwohl ihre Erfahrung mit Zweiteren nicht so gut war.
«Dass du das Thema nicht kennst oder dich jemand schräg anschaut wird hier wohl kaum passieren. Aber von deinem Wissen zum Thema lernen würde ich gerne auch profitieren. Ich hab meistens keine Ahnung wie ich das Lernen angehen soll. Lange Konzentration und Stillsitzen ist nicht wirklich meins
Als wir dann schliesslich in unser Zimmer zurück waren, ging das Thema schnell in Richtung Männer. Maike fragte mich nach Fynn und irgendwie begannen die Worte plötzlich nur so aus mir heraus zu strömen. Ich war glücklich mit ihm, doch die ganze Distanz war nicht einfach. Selbst wenn er bei mir war, konnte ich oft nur daran denken, dass er bald wieder weg sein würde. Diese Bedenken hatte ich bisher immer für mich behalten, doch nun da Maike mich darauf ansprach, schien es kein Halten mehr zu geben. Ich war dankbar dafür, dass sie sich meine Sorgen anhörte.
«Das hört sich für mich so an als wärst du nicht glücklich wie es ist. Meinst du denn das er so zufrieden ist?», stellte sie schliesslich fest.
Ich seufzte. «Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht. Wir haben noch nie wirklich so darüber gesprochen…»
Maikes nächste Worte machten mich nachdenklich. Als sie dann jedoch sagte, dass sie sich wie ihre schnulzigen Bücher anhörte, musste ich lachen. «Egal woher die Ideen kommen, es war auf jeden Fall ein guter Ratschlag. Danke dir.» Ich drehte mich wieder auf den Rücken und starrte an die Decke. Hatte sie Recht? Hielt ich schon zu krampfhaft an ihm fest?
I rgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn das nächste an was ich mich erinnern konnte, war Maikes gutgelaunte Stimme, die mich aufweckte.
«Morgen Frühsaufsteherin», begrüsste ich noch leicht schläfrig und nickte nur zu ihrem Vorschlag, dass sie zuerst duschen gehen würde. Bis sie aus dem Bad kam, war ich dann auch einigermassen wach und konnte mich dazu durchringen, unters Wasser zu stehen. Und das machte mich dann endgültig wach.
«Sag mal, bist du grundsätzlich eine Frühaufsteherin oder hat das gerade nur damit zu tun, dass du für deine Prüfung in Topform sein möchtest?», fragte ich meine Zimmermitbewohnerin als ich aus der Dusche zurück kam und sie schon komplett angezogen auf dem Bett sass. Auf der Decke vor ihr lag ein aufgeschlagenes Notizbuch oder ein Kalender, so genau konnte ich es vom Schrank aus nicht erkennen.
Ich schlüpfte in einen Sport-BH, Trainingshosen, ein Tanktop und einen lockeren Pulli. Zwar würden wir erst nach dem Mittagessen für den Auftritt proben, doch ich hatte nicht wirklich viel Lust mich zwischen der Schulführung und dem Mittagessen umziehen zu gehen. Ausserdem hatte ich am Nachmittag auch noch meinen Check-up beim Arzt, das war schon genug Stress.
Der Check-up war auf dem Weg zur Cafetaria ebenfalls unser Gesprächsthema. «Sag mal, wann hast du denn deinen Check beim Arzt?», fragte ich als wir die Tür erreichten. Keanu und Nael waren noch nicht da. Doch bevor ich Maike fragen konnte, ob wir auf die Zwillinge warten sollten, erblickte ich aus dem Augenwinkel auch schon den gesprächigeren der beiden Brüder. Ungewohnt alleine.
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Keanu Nakai

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptySo Dez 05, 2021 5:42 pm

Nael erklärte mir, weshalb er noch nicht ausgepackt hatte und ich musste zugeben, dass diese Erklärung absolut Sinn machte. Er legte seine Hand auf meine Schulter und ich nickte verständnisvoll. «Okay Nael, das verstehe ich. Aber wie gesagt, wenn du damit nicht klar kommst dann sagst du`s mir, wir werden schon eine Lösung finden.» er drückte leicht meine Schulter und ich verdrängte den Drang ihn in die Arme zu nehmen. Schliesslich waren wir nur ein paar Zimmer getrennt und wir würde das schon schaukeln. Wir besprachen kurz, wann wir uns morgen treffen wollten fürs Frühstück. Acht Uhr sollte es also sein. Ich nickte, wünschte Nael eine gute Nacht und zog mich dann ins Zimmer zurück während er in Richtung seines Zimmers schlurfte. Ich war ziemlich müde vom heutigen Tag. Es waren halt doch noch viele neue Dinge, die man hier zu verarbeiten hatte, auch wenn bisher alles ziemlich Spass machte. Maxime schlief bereits, also versuchte ich leise zu sein und mich ohne viel Licht im Zimmer zu orientieren. Während ich in Gedanken den Tag nochmals durchging, zog ich mich aus, schlüpfte in meine Schlafhosen und ein lockeres T-Shirt. Bei der Erinnerung an Naels Anfall bekam ich nochmals Gänsehaut, doch nachdem ich mir in Erinnerung rief, dass es ihm danach und auch jetzt als wir uns verabschiedet hatten ja wieder gut ging, war es wieder etwas besser. Hoffentlich würde ihm dieser Anfall nicht den Check-up beim Arzt verkacken. Wobei vielleicht wäre es auch gut, wenn es sich ein Arzt wieder mal anschaute. Ich wusste gar nicht, wann Nael das letzte Mal bei seinem Pneumologen war… Doch daran wollte ich jetzt eigentlich auch nicht denken. Da mochte ich die Erinnerung an unser kurzes Bad im See deutlich lieber. Ich hatte inzwischen meine Zähne geputzt und liess mich aufs Bett fallen. Während meine Gedanken über unser Abendessen und das anschliessende Tisch-Kicker-Turnier schweiften, schloss ich grinsend meine Augen und schlief kurz darauf ein.

Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker. Gähnend stand ich auf. Maxime war bereits wach und fragte auch sogleich, ob ich gut geschlafen hätte. «Klar, wie ein Stein. Ich hoffe du hast auch gut geschlafen und dass ich dich gestern Abend nicht geweckt habe? Ich habe versucht einen Zwischenweg zu finden zwischen dich nicht mit Licht zu wecken und gleichzeitig nicht mit meinem Aufjaulen weil ich die Möbel im Dunkeln mit meinem kleinen Zeh fand…» Maxime lachte und schüttelte den Kopf. «Alles gut Keanu, ich habe tief und fest geschlafen. Da könnte neben mir eine Bombe hochgehen und ich würde nichts merken»
Während er im Bad war, legte ich mir schon mal mein Outfit bereit und als er das Bad freigab, huschte ich hinein, um mich kurz zu duschen. Ich stylte meine Haare und zog mich gleich an. Da ich nicht sonderlich scharf war darauf, mich x-mal umzuziehen und es heute Morgen eh nur um Schule ging, zog ich bereits ein Paar Trainerhosen und ein eher enganliegendes Shirt an, damit es am Nachmittag bei der Bodenakro oder was wir dann auch genau machten nicht umherflatterte. Darüber einen grünen Hoodie und schon war mein Outfit ready.
Als Maxime und ich um kurz vor Acht aus dem Zimmer gingen sagte ich ihm, dass er ruhig schon gehen könne, ich wolle noch auf meinen Bruder warten. Maxime nickte und ging mit einem «Na dann, bis später!» Ich wartete. Nach einer Weile schaute ich auf mein Handy. Es war bereits 5 nach Acht. Schulterzuckend machte ich mich auf den Weg zu Naels Zimmer. Vielleicht war er ja aus irgendeinem Grund noch nicht bereit. An seiner Tür angekommen, klopfte ich dreimal und horchte. Nichts passierte, weder dass ich etwas im Zimmer hörte noch, dass sich die Tür öffnete. Ich versuchte es nochmals und klopfte erneut. Doch auch dieses Mal gab es keine Reaktion auf mein Klopfen. Verwirrt kniff ich meine Augen zusammen. Konnte es sein, dass Nael bereits unten beim Frühstück war? Das sähe ihm gar nicht ähnlich. Aber dennoch wusste ich nicht was ich sonst tun sollte als dort unten nach ihm zu sehen. Also drehte ich mich langsam um und lief verwundert in Richtung Speisesaal. Dort angekommen liess ich auch sogleich meine Augen über die sich dort befindlichen Schüler schweifen. Nirgends konnte ich Nael entdecken. Auch wenn es mich verwundert hätte, war ich nun enttäuscht ihn auch hier nicht zu finden. Stattdessen sah ich aber Alisa und Maike. Alisa winkte mir zu und ich gesellte mich langsam zu ihnen.

«Na, Guten Morgen ihr zwei Hübschen. Habt ihr gut geschlafen?» fragte ich sie mit einem Grinsen. Doch auch sie hatten bereits bemerkt, dass Nael fehlte. Auf die Frage wo er war, kratze ich mich am Hinterkopf und meinte «Wenn ich das bloss wüsste… Wir hatten eigentlich um Acht abgemacht aber weil er nicht auftauchte suche ich ihn jetzt eigentlich. Im Zimmer ist er nicht und hier allem Anschein nach auch nicht…» wieder liess ich meinen Blick im Saal umherschweifen und suchte in den Gesichtern nach Naels Gesicht. Wieder erfolglos. Gerade als ich mich wieder den Mädels zuwenden wollte entdeckte ich doch noch das Gesicht, das ich bis anhin erfolglos gesucht hatte. Nael spazierte gerade in den Speisesaal. Ich spürte sofort eine grosse Erleichterung. Ich wusste zwar noch nicht, was los gewesen war aber zumindest ging es Nael gut. Diesmal winkte ich, um Nael zu uns zu rufen. Er folgte meiner Aufforderung und stand bald schon neben uns.

«Hey Bro, wo warst denn du? Ist alles okay?» fragte ich ihn leise und mit etwas Besorgnis in der Stimme, während wir zum Buffet gingen. Ich packte mir ein Tablett, stellte eine Schüssel darauf und füllte sie mit unterschiedlichen Früchten und Nature-Quark. Dazu ein Brötchen und einen Grüntee.

Während dem Frühstück plauderten wir wieder und die heutigen Programmpunkte wurden nochmals durchgegangen. Heute ging es um die Schule (wuhu Neutral ), das erste Training für die Eröffnungsshow, über welche ich mir um ehrlich zu sein noch gar keine Gedanken gemacht hatte, und die ersten Check-ups standen an. Ich hatte meinen Check-up erst am Donnerstag. Alisa hatte ihren bereits heute. «Ich bin gespannt was wir bei diesem Check-up genau machen müssen. Kannst du meine Vor-Informantin sein, Alisa? Vielleicht kann ich noch etwas üben davor oder mir einen Spick schreiben.» meinte ich mit einem schelmischen Grinsen und einem Zwinkern, ehe ich zu lachen begann.

Als wir mit dem Frühstück fertig waren, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Treffpunkt für die Schuleinführung. Sie wurde wieder in den selben Gruppen wie gestern das Turnier durchgeführt, sodass ich mich am Treffpunkt mit Maike zusammen wieder von Nael und Maike verabschieden musste. Ich war ein bisschen genervt, dass Nael und ich schon wieder getrennt wurden. Und heute Nachmittag gleich wieder. Es scheint als ob die von der EDAC uns unbedingt in allem möglichen separieren wollten.  Ich versuchte aber meinen Ärger zu verstecken und stupste Maike von der Seite her an. «Na, gespannt auf den Schulkram?»
Ähnlich wie gestern bei der Führung wurden wir einer Lehrperson zugeteilt , die uns zunächst mal die Schulzimmer zeigte. In einem Schulzimmer sollte sich unsere Gruppe bereits an die Tische sitzen. Ich platzierte mich an einem Tisch in der hinteren Reihe und rückte für Maike den Stuhl zurecht, dass sie sich neben mich setzen konnte. Nun ging es weiter mit einer Powerpointpräsentation über die Schulfächer. Neben den normalen langweiligen Schulfächern wie Mathe, Naturwissenschaften und Sprachen kamen hier auch Zirkusspezifische Fächer wie Management, Advertisement etc. dazu. Einerseits für alle in einer grundsätzlichen Weise. Andererseits konnte man auch in zusätzlichen Kursen teilnehmen, in denen das Ganze weiter vertieft und genauer angeschaut wurde.
In den langweiligen Fächern, so erzählte uns die Lehrerin, werde nach einem Monat nach offiziellem Schulbeginn evaluiert, ob die Schüler auch in diesem Bereich der EDAC gerecht werden und somit schliesslich offiziell an der Schule aufgenommen werden. Ein leises, genervtes Stöhnen entfuhr mir und ich sank tiefer in meinen Stuhl. Als ob dieser Quatsch irgendwann in einem Zirkus wichtig wären… Ich spürte Maikes Blick auf mir und richtete mich wieder etwas mehr auf. Ertappt grinste ich sie an und flüsterte ihr leise zu: «Tut mir leid.. So schlimm ists eigentlich schon nicht. Aber meine Begeisterung hält sich trotzdem in Grenzen.»
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Maike Debbler

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BeitragThema: Re: Pilot ~ Der Anfang   Pilot ~ Der Anfang - Seite 3 EmptyMo Dez 06, 2021 9:29 pm

Mit Alisa war es fast schon so als wären wir ewig Freundinnen. Mein Gefühl sagte mir, dass sie mir viel anvertraute und gleichzeitig hatte sie ein offenes Ohr für mich. In meinem Zirkus hatte ich kein Mädchen in meinem Alter. Die meisten waren älter oder jünger wie ich. Tobi war der Einzige mit dem ich ähnliche Spielsituationen hatte. Hier an der Edac war einfach alles anders und ich wusste auch das Alisa recht hatte mit ihrem Satz gestern. Keiner würde mich blöd anschauen weil ich den Zirkus liebte. Es interessierte keinen wenn die Kleidung vom vielen Üben verschwitzt war.   Ich spürte es im mir tief drin das ich hier hin gehörte und um nichts in der Welt würde ich es mir nehmen lassen meinem Traum zu verlieren.
Das Goldlöckchen hatte ich schnell aus ihrem Träumen geweckt und  gleich mitgeteilt das ich jetzt und sie gleich das Bad besetzten konnte. Kaum lief die warme Dusche genoss ich erst einmal das Wasser, doch zu lange wollte ich keine Zeit verschwenden und so schnappte ich mir zwei Handtücher und wickelte eines um meinen Kopf und das andere um meinem Körper.  Danach machte ich das Bad frei und ging zu meinem Kleiderschrank.  Es brachte nicht sich groß schick zu machen, so schnappt ich mir meinen roten Sportbh und eine schwarze Sportleggings die mir bis über den Bauchnabel ging. Ein lockeres, dünnes, weißes Top drüber und  schon stand mein Look bis zu meiner Prüfung fest.  Meine Haare band ich einfach zu einem hohen Zopf, der Rest störte mich den Tag über nur.  Da Alisa noch im Bad war setzte ich mich auf mein Bett. Schnell hatte ich meinen Planer in der Hand und schaute mir alles genau an. Heute Morgen standen die schulischen Informationen an der Reihe. Am Mittag wollte ich noch einmal meinen Auftritt für heute Abend durchgehen. Später stand das erste Üben für unsere Eröffnungsshow an.  Schließlich war es dann Zeit für die erste Prüfung und ich wollte unbedingt noch Alisa fragen wegen dem Schminken. Es musste etwas sehr dezentes sein und generell musste ich mich nicht aufbrezeln. Erst bei meiner letzten Prüfung konnte ich mich frei gestalten und ich hatte so die Eine oder Andere Idee wie ich das Lied zu meiner ganz persönlichen Note gestalten könnte.  Nach dem Frühstück musste ich unbedingt noch mit Tobi telefonieren. Er sollte einmal schauen ob er es schaffte mein Lied etwas zu verändern und einige langsame Stellen, sowie einige mit mehr Tempo mit einzubauen.
Alisa kam herein und ich schlug meinen Terminplaner wieder zu.  „Um deine Frage von vorhin zu beantworten, ich bin immer eine Frühaufsteherin und wenn ich mal nicht aus dem Bett komme, dann bin ich krank.“ So stopfte ich mein Planer, meine Schlüssel und mein Handy, sowie meinen Laptop in meinen Rucksack und Alisa und ich machten uns auf den Weg in die Mensa.  Sie fragte mich wann genau mein Check up ansteht und ich musste gestehen das ich meinen Plan ziemlich genau vor Augen hatte. „Es ist am Freitag um 11:15 wie sieht es bei dir aus?“  Sie war bereits heute Mittag dran und ich war schon ein bisschen gespannt was sie zu berichten hatte.

Angekommen bei der Mensa schauten wir uns erst einmal nach einen Platz um. Alisa neben mir entdeckte sogleich Keanu und winkte ihn zu uns heran. Komisch war allerdings das Nael nicht bei ihm war.  Die Beiden waren schon nicht zusammen in einer Gruppe obwohl sie gemeinsam als Gruppe Performern.  Ich konnte ja verstehen das die Lehrer sehen wollten was die beiden individuell konnten, doch in meinen Augen war das Ganze viel zu früh.  „Wo hast du deinen Bruder gelassen?“ fragte ich um das offensichtlich gleich klären zu können. Es war gestern beim Sport ziemlich fertig gewesen und ich hoffte das es ihn nun gut ging. Leider konnte Keanu nichts sagen und wir schauten uns noch einmal um. Als Keanu dann plötzlich zu winken anfing ging mein Blick in dieser Richtung. Tatsächlich kam ein Nael zu uns geschlendert und ich würde nicht unbedingt sagen das er so wirkte als hätte er viel Schlaf bekommen, doch sagen mochte ich nichts.
Wir machten uns auf den Weg zum Buffet und ich entschied mich jetzt am besten mehr zu essen und dafür das Mittagessen ausfallen zu lassen. Es war meine letzte Chance noch einmal alles durch zu gehen und die musste ich wirklich nutzen. So gab es für mich eine Portion Quark und ich war dankbar für das ganze Obst was es heute gab. Es kamen nicht nur Blaubeeren sondern auch noch gleich Kiwi, Banane, Apfel, Orangen und Erdbeeren mit hinein.  Das war definitiv das Meiste was ich mir bis jetzt gewählt hatte und ich freute mich wirklich drauf endlich einmal gemütlich mit der Gruppe essen zu können.  

Wir setzten uns an einen Tisch und kaum das wir angefangen hatten fingen wir auch an über die heutigen Tag zu reden. „Also der Schulische Teil sollte gegen Mittag durch sein und um 15 Uhr beginnt dann das Gruppentraining.“, zählte ich auf. Alisa fügte noch an das sie ihren Check up hatte und Keanu wirkte etwas erleichterte jemanden am Tisch zu haben der vor ihm dran war.  Ich konnte es wirklich verstehen. „Die Idee klingt gut. Möchte gerne wissen auf was sie wert legen. Ich meine nicht jeder der im Zirkus ist muss auch unglaublich gut im Sport sein.“

Das Essen war wirklich unglaublich gut. Ich war wirklich satt und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Treffpunkt. Dort dauerte es nicht sehr lange und uns wurde mitgeteilt das wir weiterhin in unseren Gruppen blieben.  Es war schon komisch das wir immer getrennt wurden und ich hätte mich sicher auch einmal gefreut mit Alisa zusammen sein zu können.  Doch was brachte es sich darüber aufzuregen. Nicht das ich es dadurch mehr verstehen konnte. Ein Stupser ließ mich aufschauen und ich sah Keanu neben mir gehen. „Naja schon, aber nicht nur. Mich interessiert es einfach weil ich zum ersten Mal das Gefühl habe ein Leben zu führen wie andere Schüler und dann wiederum würde ich lieber den ganzen Tag nur Tanzen und mich bewegen.  Wie ist es bei dir?“
Wir gingen der Lehrkraft hinterher die uns etliche Klassenzimmer zeigte. Sie sahen jetzt nicht besonders aus und deshalb drehte ich mich zu Keanu. „Sag mal wieso trennen die Lehrer dich und Nael immer?  Seid ihr Beiden solche Rabauken? Ist doch absurd, ich meine ihr kennt es doch nur zusammen oder?“  

Schließlich sollten wir uns in eines der Klassenzimmer setzten und Keanu ging zugleich in die letzte Reihe. Gentlemanlike zog er mir einen Stuhl zurecht und ich bedankte mich.  Es wurde eine Powerpointpräsentation vorbereitet und ich hörte aufmerksam zu. Neben den normalen Fächer gab es auch noch welche die Speziell für den Zirkusbereich benötigt wurden Management, Advertisement.  Diese interessierten mich noch am meisten und ich hoffte das es eine schnelle Einführung geben würde.  Erst einmal stand noch eine Prüfung an. In den bekannten Fächern gab es in einem Monat eine Prüfung die zeigte ob wir bereit waren um die Edac zu besuchen.  Ich wusste nicht wie ich im Durchschnitt zu den Anderen stand, doch ich hatte immer sehr viel lernen wollten und wenn ich es durch die Praktischen Prüfungen heute und am Freitag schaffen konnte, dann würden mich diese lächerlichen Prüfungen nicht mehr aufhalten können.
Neben mir stöhnte Keanu leise und genervt auf und ich konnte nicht anders und schaute zu ihm. Er schien doch sehr unbegeistert von der Prüfung zu sein und ich konnte es ihm nicht verübeln.  Er entschuldigte sich sogleich und ich musste nur noch breiter lächeln. Leise flüsterte ich zurück:“Kein Problem, ist doch auch verständlich.“

Irgendwann endete dann auch diese Stunde und ich packte meine Tasche.  Gemeinsam gingen wir aus dem Klassenraum und kurz vor der Mensa fluchte ich leise. „Mist ich wollte unbedingt noch Tobi anrufen. Ich schaffe es nicht zum Mittag. Sehen wir uns um 15 Uhr zur Gruppenprobe?“ Ich hatte es wirklich vergessen und wollte nicht noch länger Zeit verschwenden. Wenn ich Glück hatte könnte er das Lied bis morgen früh bearbeitet haben und dann müsste ich auch schon gleich loslegen mit dem Tanzen.

Es trennten sich unsere Wege und ich schnappte mir mein Handy und wählte gleich durch. Keine zweimal Freizeichen und schon war es dran. Fast so als hätte er gewartet. „Maike, wie geht es dir?“ kam es sofort von ihm und ich freute mich seine Stimme zu hören. Sie klang nach Heimat und um ehrlich zu sein brauchte ich das gerade einfach. Seit heute Morgen hatte ich immer eine kleine Anspannung und diese wurde nun immer größer.  Mir lief einfach unkontrolliert eine Träne über die Wange und kaum war die erste raus kamen gleich weitere. Ich beschleunigte meine Schritte bis ich einen ruhigen Platz am Rande des Schulgeländes fand.  So richtig hatte ich noch nichts gesagt, doch er drängte erst einmal nicht und dann schließlich begriff er es. „Sag mal weinst du gerade? Was ist mit dir?“ Ich schüttelte den Kopf über mich selber. „Nichts, ich bin bloß so aufgeregt und auch ziemlich erschöpft von der ganzen Anspannung und den Erwartungen.“ Ich schniefte noch ein letztes Mal und wischte mir die Tränen aus dem Augen. „Erwartungen die du an dich zu hoch setzt. Glaub mir du bist unglaublich und sie werden dich lieben.“ Ich atmete durch und wusste das er damit recht hatte. Ich setzte die Messlatte für mich immer viel zu hoch. „Du magst recht haben. Ich rufe eigentlich an und wollte fragen ob du mir einen Gefallen tun kannst…“ Danach erklärte ich ihm was ich mir für das Lied vorstellte und er stimmte zu. So musste ich es ihm nur schicken und schon war er damit beschäftigt. Nun konnte ich mich noch einmal um mein Lied kümmern.  Ich entschied mich draußen zu tanzen und einfach mir die Sonne auf das Gesicht scheinen zu lassen. Sie beruhigte mich und schließlich legte ich mich zufrieden ins Gras. Ich würde es schaffen!
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